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Aktuell Engagement

In Reutlingen erinnert jetzt ein Schild an die Beginen

Enthüllung der Gedenktafel am Beginenhaus in Reutlingen durch Vertreterinnen der Frauengeschichtswerkstatt.  FOTO: PRIVAT
Enthüllung der Gedenktafel am Beginenhaus in Reutlingen durch Vertreterinnen der Frauengeschichtswerkstatt. FOTO: Privat
Enthüllung der Gedenktafel am Beginenhaus in Reutlingen durch Vertreterinnen der Frauengeschichtswerkstatt. FOTO: Privat

REUTLINGEN. Dank des ehrenamtlichen Engagements der Frauengeschichtswerkstatt Reutlingen ist die Stadt Reutlingen mit einer zweiten Gedenktafel auf der digitalen Landkarte der Frauenerinnerungsorte in Baden-Württemberg vertreten.

Die Landkarte wurde vom Landesfrauenrat Baden-Württemberg ins Leben gerufen und wird laufend um Gedenkorte an Frauen und ihr Engagement für die Gesellschaft ergänzt. Die Frauengeschichtswerkstatt Reutlingen enthüllte im Rahmen des Internationalen Frauentags durch Ursula Göggelmann die Gedenktafel am Beginenhaus in der Lindenstraße 21 bis 27 in Reutlingen. Es ist nach der Gedenktafel für Elisabeth Zundel die zweite in Reutlingen. Weitere sollen noch folgen. Die Frauengeschichtswerkstatt Reutlingen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen sichtbar zu machen.

In dem Beginenhaus lebte die Frauengemeinschaft der selbstbestimmten Beginen, die Teil einer religiösen Frauenbewegung im Mittelalter war. Frauen lebten im Mittelalter ansonsten unter der Vormundschaft von Vätern oder Ehemännern. Die Beginen verzichteten auf persönlichen Besitz, ernährten sich von eigener Arbeit, neben handwerklichen Beschäftigungen waren sie in der Sterbebegleitung, Mädchenbildung, Alten- und Krankenpflege tätig. Ihr Verzicht auf Ehe und Sex galt nur für die Zeit der Zugehörigkeit zur Beginengemeinschaft.

Die Beginen wurden ab 1300 teilweise von der Inquisition als Ketzerinnen verfolgt und getötet. In Reutlingen waren sie bis zur Reformation im Jahr 1524 gesellschaftlich verankert und anerkannt. Die Reformation aber lehnte die Lebensform der Beginen ab und verlangte, dass Frauen wieder auf ihre Rollen als Mütter und Ehefrauen reduziert wurden.

Alternative Wohnprojekte

Erstmals erwähnt wurde das Reutlinger Beginenhaus 1292. Beim großen Stadtbrand 1726 in Reutlingen ist es abgebrannt. Es ist nur noch der Gewölbekeller erhalten. Im heutigen Baden-Württemberg gab es um das Jahr 1500 ungefähr 100 Beginenhäuser.

Heute entstehen im Gefolge der neuen Frauenbewegung wieder Beginenhäuser als alternative gemeinschaftliche Wohnprojekte von Frauen, jedoch ohne religiöse Ausrichtung. (eg)

 

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