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Feuerball über Reutlingen und der Region gibt Rätsel auf

Auch über Reutlingen und Tübingen war gestern Abend ein großer Feuerball zu erkennen, der schnell am Himmel vorbeizog.

Feuerball über Süddeutschland
Die Aufnahme einer automatischen Meteorkamera der Sternwarte Welzheim zeigt einen Feuerball über Süddeutschland. Foto: Sternwarte Welzheim/dpa
Die Aufnahme einer automatischen Meteorkamera der Sternwarte Welzheim zeigt einen Feuerball über Süddeutschland. Foto: Sternwarte Welzheim/dpa

REUTLINGEN/TÜBINGEN. Ein von Menschen in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz am Abendhimmel gesichteter Feuerball war nach Überzeugung eines Experten ein Meteoroid und kein Weltraumschrott. Mehrere Meteorkameras haben das rasende Geschoss aus dem Sonnensystem aufgezeichnet, wie der Astronom Hans-Ulrich Keller vom Stuttgarter Planetarium am Freitag erläuterte.

Nutzer von Twitter und Instagram berichteten etwa in Tübingen, Heidelberg, Karlsruhe und Bad Kreuznach am Donnerstagabend von einem rasend schnellen Objekt mit leuchtendem Schweif. Es hat nach Worten Kellers ganz Mitteleuropa überflogen. Auch Andreas Eberle von der Sternwarte Stuttgart hatte dem SWR gesagt, es spreche viel dafür, dass es ein kosmisches Objekt gewesen sei.

Es könne sich nicht um Weltraumschrott handeln, argumentierte Keller, weil der immer mit der Erdrotation fliege, sich das Geschoss aber entgegengesetzt bewegt habe. Es habe wohl eine Größe von einer Faust bis zu einem Fußball gehabt. Ein vollends aus Eisen bestehendes Himmelsobjekt in Ballgröße könne 100 Kilo wiegen.

Der Meteoroid sei zum Zeitpunkt seines Eintritts in die Erdatmosphäre und seines Aufleuchtens zwischen 100 und 120 Kilometer hoch gewesen. Weil seine Bewegungsenergie in Wärmeenergie umgewandelt werde, begleite ihn auf seiner Laufbahn mehrere Tausend Grad heiße Luft. In einer Höhe von 20 bis 40 Kilometern sei er über der Erde explodiert, erläuterte der Sternenkundler weiter. »Solche Phänomene gibt es öfter, der aktuelle Fall ist aber spektakulär, weil es ein besonders helles Objekt war, das keine Wolken verdeckten.«

Keller erinnerte an erdgeschichtliche Katastrophen durch Geschosse aus dem All. So habe ein Kleinplanet etwa vor 15 Millionen Jahren bei seinem Sturz auf die Erde einen gigantischen Krater geschaffen, das heutige Nördlinger Ries in Bayern. Vor 65 Millionen Jahren habe ein Kleinplanet auf dem Gebiet des Golfs von Mexiko eingeschlagen und 95 Prozent aller Lebewesen auf der ganzen Welt ausgelöscht.

Auch Heinz Lenhart, Leitern der Sternwarte Reutlingen geht von einem Gesteinsklumpen aus, auch wenn er das Phänomen gestern Abend nicht selbst gesehen hat. »Man kann ein solchen Leuchten am Himmel mindestens einmal im Jahr sehen«, sagt Lenhart. Er erklärt, dass jeden Tag »abertausende« Gesteinsbrocken auf die Erde prasseln. »Wenn einer ein paar Kilogramm schwer ist, kann man das Verglühen sehen. Aber das ist nichts Dramatisches.«  (dpa/GEA)