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Aktuell Arbeitsmarkt

Etwas mehr Arbeitslose im Reutlinger Bezirk

Bei den Unternehmen in Reutlingen und der Region ist eine gewisse wirtschaftliche Unsicherheit spürbar.

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juni bundesweit leicht gestiegen, in der Region liegt die Quote jetzt bei 3,5 Prozent.  FOTO: Z
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juni bundesweit leicht gestiegen, in der Region liegt die Quote jetzt bei 3,5 Prozent. FOTO: ZUCCHI/DPA
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juni bundesweit leicht gestiegen, in der Region liegt die Quote jetzt bei 3,5 Prozent. FOTO: ZUCCHI/DPA

REUTLINGEN. Insgesamt 10.231 Menschen – 202 Personen mehr als im Mai – waren im Juni im Bezirk der Agentur für Arbeit Reutlingen arbeitslos gemeldet. Damit steigt die Arbeitslosenquote in der Region wieder um 0,1 Prozent auf jetzt 3,5 Prozent. Bereits in den Monaten Januar bis April lag die Quote konstant bei 3,5 Prozent. Auch im gesamten Bundesland stieg die Arbeitslosenquote im Juni um 0,1 Prozent, sie liegt jetzt bei 3,8 Prozent.

In ganz Baden-Württemberg ist ein geringer Anstieg der Arbeitslosigkeit erkennbar. Dies zeigt sich auch im Agenturbezirk Reutlingen. Vor allem in der Grundsicherung im Jobcenter Landkreis Tübingen ist ein leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit zu erkennen. »Auch im Juni ist dieser Zuwachs der Arbeitslosigkeit im SGB II wohl vor allem mit der Aufnahme weiterer ukrainischer Geflüchteter zu erklären«, so Oliver Kerl, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Reutlingen.

»Es gibt Anzeichen einer bevorstehenden Rezession für das zweite Halbjahr«

Allgemein ist der Zuwachs der Beschäftigtenzahlen laut dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) rückläufig. Auch bei den Unternehmen in der Region ist eine gewisse wirtschaftliche Unsicherheit spürbar. »Der Peak ist erreicht, auch in der Baubranche sind unter anderem durch die Zinserhöhung leichte Rückgänge erkennbar«, erläutert Kerl. »Man könnte hier schon von Anzeichen einer bevorstehenden Rezession für das zweite Halbjahr 2023 sprechen«, so der Arbeitsmarktexperte.

Keine Rolle mehr spielt bei den aktuellen Arbeitsmarktzahlen hingegen die Corona-Krise, durch die noch bis Ende Juni der Zugang zum Kurzarbeitergeld erleichtert wurde. Die Ausgaben für das Kurzarbeitergeld gehen zurück, und die allermeisten Betriebe befinden sich laut IAB nicht mehr in einer tiefen Krise wie zu Corona-Zeiten. Ab dem 1. Juli 2023 gelten für den Bezug von Kurzarbeitergeld deshalb wieder die Voraussetzungen, die vor der Pandemie galten. Dann muss wieder mindestens ein Drittel der Beschäftigten in einem Betrieb von einem Arbeitsausfall betroffen sein, bis Ende Juni waren es zehn Prozent in Verbindung mit einem Arbeitsausfall von mehr als zehn Prozent. Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeiternehmer können nicht mehr über die Kurzarbeit unterstützt werden. Zudem müssen Betriebe ab sofort zuerst wieder negative Arbeitszeitsalden aufbauen, bevor das Kurzarbeitergeld gezahlt werden kann. Das bedeutet, dass Betriebe ab Juli sowohl bei erstmaligen als auch bei weiterhin bestehenden Arbeitsausfällen wieder Minusstunden aufbauen müssen. Ist dies ausgeschöpft, kann für darüber hinausgehende Arbeitsausfälle das Kurzarbeitergeld gezahlt werden. Dafür muss eine Regelung im Betrieb bestehen, die den Aufbau von Minusstunden im Rahmen eines Arbeitszeitkontos zulässt.

Spürbar weniger Stellenangebote

Die bereits angesprochene wirtschaftliche Unsicherheit spiegelt sich vor allem bei den Stellenmeldungen wider. Denn sowohl der Bestand als auch der Zugang an gemeldeten Arbeitsstellen sind stark rückläufig.

623 Stellenangebote wurden dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Reutlingen im Juni neu gemeldet – das sind ganze 484 Arbeitsstellen (beziehungsweise 43,7 Prozent) weniger als noch im Mai. Der Bestand geht damit zurück auf 4 807 Stellenangebote, insgesamt 786 weniger als noch im Vormonat.

Die Entwicklung in den Landkreisen: Im Landkreis Reutlingen waren im Juni 6.267 Menschen (+2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr) von Arbeitslosigkeit betroffen, davon waren 2.404 (+10,7 Prozent gegenüber Vorjahr) bei der Agentur für Arbeit und 3.863 (-2,6 Prozent gegenüber Vorjahr) beim Jobcenter Landkreis Reutlingen gemeldet.

Im Landkreis Tübingen waren im Juni 2023 insgesamt 3.964 Menschen arbeitslos gemeldet (+18,5 Prozent gegenüber Vorjahr). Davon wurden 1.591 von der Arbeitsagentur betreut (+4,3 Prozent gegenüber Vorjahr) und 2.373 (+30,5 Prozent gegenüber Vorjahr) vom Jobcenter Landkreis Tübingen.

Die Arbeitslosenquote für den Gesamtbezirk der Agentur für Arbeit Reutlingen (also Arbeitslosenversicherung und Grundsicherung) lag im Juni bei 3,5 Prozent (Vorjahr 3,3 Prozent). Die Quoten im Einzelnen (Vorjahreswert in Klammern): Landkreis Reutlingen 3,8 Prozent (3,8 Prozent), Landkreis Tübingen 3,1 Prozent (2,6 Prozent), Hauptagentur Reutlingen 4,0 Prozent (3,9 Prozent), Geschäftsstelle Münsingen 2,5 Prozent (3,1 Prozent) und Bad Urach 3,5 Prozent (3,3 Prozent). (a)