Logo
Aktuell Integration

Der Wert von Wissen und Bildung

Jugendliche aus arabischen Ländern und Indonesien trainieren in einer Reutlinger Moschee für den Alltag

20 Schüler erhielten den Qualipaß. Projektleiter Mohammad Frikach (links), Sultan Braun von der Stadt (obere Reihe rechts) und P
20 Schüler erhielten den Qualipaß. Projektleiter Mohammad Frikach (links), Sultan Braun von der Stadt (obere Reihe rechts) und Prof. Dr. Ahmed A. Karim (obere Reihe 2. von rechts) beglückwünschten die jungen Leute. FOTO: BÖHM
20 Schüler erhielten den Qualipaß. Projektleiter Mohammad Frikach (links), Sultan Braun von der Stadt (obere Reihe rechts) und Prof. Dr. Ahmed A. Karim (obere Reihe 2. von rechts) beglückwünschten die jungen Leute. FOTO: BÖHM

REUTLINGEN. 16 junge Leute erhielten am Sonntag für ihre Leistungen das vom Kulturministerium entwickelte Qualipass-Zertifikat. Bereits zum zweiten Mal hatte die Internationale Islamische Gemeinschaft in Reutlingen den Kurs »Optimales Lernen und soziale Kompetenz« angeboten, doch zum ersten Mal in den Räumen der Moschee in der Leonhardstraße. Die Stadt Reutlingen hatte das Projekt mit 1800 Euro bezuschusst.

»Großartiges Projekt in unseren Räumen«

»Die jugendlichen Teilnehmer kommen aus arabischen Ländern und Indonesien«, berichtete Professor Dr. Ahmed A. Karim, Psychotherapeut und Genforscher an der Universität Tübingen. »Im Alter von zwölf bis 19 Jahren bildet sich die Persönlichkeit. Deshalb ist es wichtig, grundlegende Fähigkeiten sowie Vorbilder als Orientierung zu vermitteln.« Dies geschehe »kultursensibel«, indem auf wissenschaftliche Pioniere aus dem Orient verwiesen werde. Hierzu zählten die Universalgelehrten Averroës (geboren 1126), der im 10. und 11. Jahrhundert tätige Avicenna (Ibn Sina) sowie die Astronomin Mariam al-Asturlabi, die 10. Jahrhundert in Aleppo Vermessungsgeräte erfand.

Wichtig, so Prof. Karim, sei auch das Training mathematisch-logischen Denkens. »Die arabischen Zahlen, die wir heute verwenden, und der Algorithmus gehen auf den persisch-arabischen Mathematiker Muhammad Ibn Musa Al-Chwarzmi im 9. Jahrhundert zurück.« Karim erzählt den Jugendlichen auch Geschichten und Anekdoten, durch die sie sich die Fakten besser merken können. Ihm zur Seite standen die beiden Tutorinnen Yasmina Hafafsa (20) und Jasmin Abdel Karim (16).

Großen Wert lege das Projekt auch auf den Gebrauch der deutschen Sprache. "Mit welchen Wörtern kann man Sätze verbinden?" oder "Wie kann man das Wort "gut´ präzisieren?" lauteten die Fragestellungen. "Es nützt nichts, wenn man das neuste Handy hat, aber nicht redegewandt ist", so der Professor, dem die beiden Tutorinnen Yasmina Hafafsa (20) und Jasmin Abdel Karim (16) zur Seite standen. Durch die "Sokratische Gesprächsführung" werde zu Eigenverantwortung und selbständigem Denken angeleitet. Ein weiteres Training betraf den souveränen Umgang mit Aggressionen.

An fünf Sonntagen hatten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, zu lernen und Hausaufgaben zu machen und hielten zum Schluss Referate wie über die Entdeckung des Penicillins. Von 20 Jugendlichen erhielten am Ende 16 den Qualipass. Laila Aburawi, Amin Arif und der Syrer Hajistaifi wurden sogar für hervorragende Leistungen ausgezeichnet. (GEA)