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Das Tonnejugendforum bringt das Internet auf die Bühne

Wenn die reale Welt verschwindet: Jung-Schauspieler und -autoren erzählen von den Kämpfen in den sozialen Medien

Yara Möck, Katharina Pticar, Aleyna Akdolan, Ayca Sengül und Emily Feimer (von links) kämpfen im Netz um Anerkennung.  FOTO: TON
Yara Möck, Katharina Pticar, Aleyna Akdolan, Ayca Sengül und Emily Feimer (von links) kämpfen im Netz um Anerkennung. FOTO: TONNE
Yara Möck, Katharina Pticar, Aleyna Akdolan, Ayca Sengül und Emily Feimer (von links) kämpfen im Netz um Anerkennung. FOTO: TONNE

REUTLINGEN. Das Tonnejugendforum geht ins Netz. Emily Feimer ist eine von sechs Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren, die sich in den letzten Monaten intensiv mit dem Thema »Soziale Medien« beschäftigt haben und jetzt das Stück »Like me« auf die Bühne im Tonnekeller bringen. Zum Teil bringen sie schon Bühnenerfahrung mit, aus der Tonne oder von der Schule, einige sind zum ersten Mal dabei. Ausgerechnet die Jüngste, Ayca Sengül, weist die längste Karriere auf. Sie macht schon zum dritten Mal beim Jugendforum mit. Unterstützt werden sie von Regisseurin Sandra Omlor. Aber »Like me«, die 11. Produktion des Tonnejugendforums, ist eine Eigenarbeit der Jugendlichen. Jeder der Schauspieler hat eine Figur erschaffen und die zu ihr passende Geschichte entwickelt. Dabei geht es um den Wunsch nach Anerkennung, um Selbstdarstellung, um die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Es geht um den Traum, berühmt und beliebt zu sein und bewundert zu werden. Vor allem aber geht es darum, wie die sozialen Medien das reale Leben verändern.

Stalker und Ghost

Die Jungschauspieler und -autoren beschreiben die digitalen Karrieren einer erfolgreichen Bloggerin, eines Onlinespielers, eines Fitnessmodells und einer Singer/Songwriterin. Ein Stalker übernimmt die Rolle des Bösewichts, der »Ghost« ist der Außenseiter: ein Mensch ohne Internetzugang, ein digitaler Niemand, ein »Geist«.

Das Stück sei monologisch aufgebaut, erklärt Omlor, das gibt Raum zur Entwicklung der Geschichten. Raum gibt auch das Bühnenbild, denn wie bringt man die digitale Welt auf die sehr realen Bretter, die die Welt bedeuten? Komplett analog, beschreibt Omlor die karge Szenerie, die die Besucher bei der Premiere am nächsten Samstag erwartet. »Wir haben auf technische Spielereien verzichtet, es gibt keine Animationen, keine bunten Bilder. Selbst die Smartphones auf der Bühne sind «fake», Attrappen«.

»Massenszenen« gibt es aber auch, wenn der Shitstorm, die massenhafte anonyme Beleidigung, die ultimative Demütigung im Netz, über einen der Poster hereinbricht. (GEA)