REUTLINGEN. Zum internationalen Tag der Familie am Mittwoch, 15. Mai, nehmen Susanne Stutzmann und Claus Mellinger vom Familienforum Reutlingen die Situation von Familien in den Blick. Familien, so das Fazit der beiden Forumssprecher, seien immer betroffen und stünden angesichts der zurückliegenden Herausforderungen durch die Pandemie oder den gesellschaftlichen Auswirkungen der internationalen Krisen unter stetigem Druck. Zum internationalen Tag der Familien wünschen sich Stutzmann und Mellinger ein konsequentes politisches Bekenntnis zu Familien.
Wo die Schmerzpunkte von Familien in Reutlingen liegen, hätten bereits die 2020 verabschiedeten Familienleitlinien für die Stadt Reutlingen aufgezeigt; bezahlbarer, familiengerechter Wohnraum, verlässliche Kinderbetreuung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Bildung waren wichtige Themen, die von Familien und Experten in dem Arbeitsprozess genannt wurden.
Aufbau von Präventionsnetzwerk
»Beim Thema Kinderbetreuung hat sich in der Stadt viel getan«, bestätigt Claus Mellinger. Die Stadt habe viel Geld in die Hand genommen und in neue Plätze investiert. Dennoch müsse unterm Strich festgestellt werden, dass sich der Platzmangel trotz massiven Ausbaus weiter vergrößert habe.
Umso wichtiger ist es nach Ansicht von Susanne Stutzmann, die Arbeitgeber mehr in die Pflicht zu nehmen. Dort, wo es möglich sei, müssten Unternehmen noch stärker familiengerechte Arbeitszeiten und -bedingungen anbieten. Die Ergebnisse des Unternehmensmonitors 2023 zeigten, dass Familienfreundlichkeit als Erfolgsfaktor für Unternehmen gilt. »Die Zeiten, in denen sich Familien bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf die Kommune verlassen konnten, sind wohl vorbei«, sagt Stutzmann.
Zusammen mit Eltern, Trägern, Fachschulen, IHK und vielen anderen Beteiligten hat das Familienforum deshalb 2022 Ideen für mehr Kinderbetreuung und weniger Fachkräftemangel erarbeitet. Doch die städtische Haushaltslage machte bisher einen Strich durch die Umsetzung dieser wichtigen und wirksamen Maßnahmen.
Lobby für Familien
Trotzdem seien auch positive Entwicklungen zu verzeichnen. Dass Stadt und Landkreis beim Aufbau eines Präventionsnetzwerks gegen Kinderarmut zusammenarbeiten, sei ein wichtiger Schritt für betroffene Familien. Auch hier ist das Familienforum mit seinen vielfältigen Mitgliedern eingebunden.
Das Familienforum will Lobby für die Familie in Stadt und Landkreis sein. Es vernetzt Institutionen und Akteure, die sich für Familien engagieren. So könne das Forum Familien mit einem breiten Blick und auf unterschiedlichen Ebenen vertreten. So ist auch das Thema Wohnraum für Familien auf der Tagesordnung, denn vor allem Familien haben mit hohen Mieten und knappem Wohnraum zu kämpfen.
Brenngläser der gesellschaftlichen Entwicklung
Bei den Familien komme alles zusammen, konstatieren Stutzmann und Mellinger, sie seien die Brenngläser der gesellschaftlichen Entwicklungen. Egal, ob steigende Mieten, die landesweit höchsten Kosten für die Kinderbetreuung, steigende Gebühren, Abgaben oder Entgelte, bei den Familien wirke sich all dies besonders aus.
Angesichts der bevorstehenden Kommunalwahlen erwarten die Sprecher des Familienforums deshalb, dass der neu gewählte Gemeinderat sich unter anderem der städtischen Familienleitlinien annimmt und den Familien in der Stadt weiter den Rücken stärkt. Neben der schlichten Notwendigkeit sei das auch für die Stadt als Standort unverzichtbar. »Eine Stadt, die für Familien attraktiv ist, ist ein starkes Argument für Fachkräfte, in Reutlingen zu leben«, geben Susanne Stutzmann und Claus Mellinger zu bedenken. (eg)
TAG DER FAMILIE
Der Internationale Tag der Familie wird jährlich am 15. Mai begangen. Dieser Aktionstag wurde von den Vereinten Nationen mit einer Resolution im Jahr 1993 eingeführt und im Jahr 1994 erstmalig gefeiert. (eg)