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Das empfehlen Reutlinger Experten für Besuche von Kindern auf der Intensivstation

Das Klinikum am Steinenberg in Reutlingen. FOTO: GROHE
Das Klinikum am Steinenberg in Reutlingen. FOTO: GROHE
Das Klinikum am Steinenberg in Reutlingen. FOTO: GROHE

REUTLINGEN. Ist es für Kinder zumutbar Angehörige auf einer Intensivstation zu besuchen? Ein schwieriges Thema, das jedoch im Klinikalltag regelmäßig auftritt und bisher nicht einheitlich geregelt wird. Der Zugang von Kindern und Minderjährigen zu Intensivstationen war seit jeher eingeschränkt, was auf der Annahme basierte, dass die Kinder mit den Eindrücken psychisch nicht zurechtkommen und traumatisiert würden. Ebenso steht immer wieder das Argument der Beeinträchtigung des Personals durch einen Besuch von Kindern im Raum.

Einheitliche Standards

In den Kreiskliniken Reutlingen sind Besuche für Kinder und Jugendliche auf der Intensivstation D5i möglich, einheitliche Standards gibt es deutschlandweit aber nicht. Um dies zu ändern, hat sich eine Arbeitsgruppe der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ausführlich mit dem Thema auseinandergesetzt. Herausgekommen sind zehn Empfehlungen für den Umgang mit kleinen Besuchern in diesem sensiblen Bereich, an denen auch zwei Experten der Kreiskliniken Reutlingen maßgeblich mitgewirkt haben.

Kindgerechte Kommunikation

»Es gibt heute eigentlich keinen Grund mehr, warum man Kinder nicht auf die Intensivstation lassen sollte, außer sie sind akut krank und bilden damit ein Infektionsrisiko für die Patienten«, so Arnold Kaltwasser, Fachbereichsleitung Weiterbildung für Intensivpflege und Anästhesie, der gemeinsam mit Rolf Dubb im Projekt mitgearbeitet hat. Die nun erarbeiteten und veröffentlichten Empfehlungen reichen von der genauen Planung dieser speziellen Besuche, über die kindgerechte Kommunikation und Betreuung während des Aufenthaltes auf der Intensivstation, bis hin zur Einbindung von Psychologen, Seelsorgern oder Kriseninterventionsteams und einer entsprechenden Dokumentation.

»Ob ein Besuch zweckdienlich, durchführbar und vom Kind und vom Patienten beziehungsweise den weiteren Angehörigen gewollt ist und was dies für das Team auf Station bedeutet, sollte im Vorfeld genau geplant und in den Teams kommuniziert werden«, ergänzt Rolf Dubb. Aber auch in nicht-planbaren Notfallsituationen sollte ein Besuch nicht verhindert werden, vielmehr muss hier ebenfalls eine geschulte professionelle Begleitung erfolgen.

Sehr sensibles Thema

Sich mit diesem wichtigen und doch sehr sensiblen Thema auseinanderzusetzen ist letztlich auch Management- und Führungsaufgabe und erfordert das nötige Bewusstsein bei allen Beteiligten. Um die Bedeutung der Arbeit zu unterstreichen, wurde das Ergebnis der Arbeitsgruppe jüngst auf dem Kongress der »European Society of intensive Medicine« in Mailand als bester Fachartikel ausgezeichnet. (eg)