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Abiturienten trainieren mit den Profis des TV Rottenburg

Bundesliga-Volleyballer des TV Rottenburg machen 50 Gymnasiasten fit für ihre sportpraktische Abiturprüfung

Auf Technik und Konzentration kommt es an, wenn man beim Volleyball punkten möchte.
Auf Technik und Konzentration kommt es an, wenn man beim Volleyball punkten möchte. Foto: Gerlinde Trinkhaus
Auf Technik und Konzentration kommt es an, wenn man beim Volleyball punkten möchte.
Foto: Gerlinde Trinkhaus

REUTLINGEN-ROMMELSBACH. Osterferien? Fehlanzeige. Denn für Abiturienten fällt das frühlingshafte Faulenzen mit Blick auf die Herausforderungen ihres baldigen Schulzeitendes aus. Statt die (F)Eiertage und ihr entspanntes Drumherum zu genießen, klotzen die Prüflinge in spe kurz vor Start der Reifeprüfungen noch mal tüchtig ran. Wiewohl klotzen der falsche Ausdruck ist. Jedenfalls hier, in der Rommelsbacher Wittumhalle, wo an diesem Vormittag ausgiebig gepritscht, geschmettert und gebaggert wird. Training ist angesagt. Allerdings nicht irgendeines, sondern Premium-Übungsstunden mit den Volleyball-Profis des TV Rottenburg, die dem sportlichen Nachwuchs den letzten Feinschliff vor dem praktischen Abitur geben.

Tolle Chance

Es ist 10 Uhr. Draußen lacht die Sonne, drinnen lachen knapp 50 junge Leute. Mit sichtlichem Spaß sind sie bei der Sache, hoch konzentriert, aber dennoch vergnügt. Etwa Jule Kössl, die das Tübinger Wildermuth-Gymnasium besucht und es »cool« findet, »so kurz vor dem Abi noch ein paar hilfreiche Tipps zu bekommen« – vor allem in puncto Abwehr, die Jule als »meine Schwachstelle« bezeichnet. Derweil Lilian Tscherner vom Bad Uracher Graf-Eberhard-Gymnasium Optimierungsbedarf beim »schnellen Reagieren« hat.

Dank fachmännischer Anleitung meint sie, diesbezüglich leichte Fortschritte zu machen. Vor allem aber, so die 18-Jährige, sei ihr das kritische Feedback aus dem Munde erwiesener Könner wichtig. »Das ist eine tolle Chance.« Umso mehr als die Rottenburger Cracks nochmals sämtliche Volleyball-relevanten Grundtechniken in Gruppenübungen unterrichten.

Sechs Stationen sind’s, die die angehenden Sportabiturienten durchlaufen. An jeder von ihnen erklärt der jeweilige Spezialist der Rottenburger Bundesliga-Herren die wichtigsten Merkmale der Technik und überwacht akribisch ihre korrekte Ausführung. So auch Jan Röling, der die Teilnehmer beim Pritschen oder – wie es nachher im Abitur abgefragt wird – dem »oberen Zuspiel« anleitet. Röling, der selber mit seinem präzisen Zuspiel für gefährliche Rottenburger Angriffe sorgt und das erste Mal beim GEA-Abi-Training dabei ist, zeigt sich begeistert, wie »überraschend gut« die Teilnehmer bereits Volleyball spielen können. Na, wenn das mal kein gutes Zeichen für die Ende Mai anstehenden Prüfungen ist ...

Unteres und oberes Zuspiel hier, Auf- und Angriffsschläge dort: Überall spielt die Konzentration mit. Später, im Rahmen eines zweiten Trainingsblocks, sollen die separat geprobten Einzelelemente zum stimmigen Ganzen zusammengefügt werden. Dann treten die Teenager in der für ihre Abi-Prüfung gefragten Formation »vier gegen vier« an; und dann gilt es, Technik und Taktik unter Beweis zu stellen, wie Günther Brändle, Lehrer am Pfullinger Friedrich-Schiller-Gymnasium und Mitinitiator der Aktion erläutert.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Ewald Walker vom Rommelsbacher HAP-Grieshaber-Gymnasium hat er das sportliche Special für Reifeprüflinge in Kooperation mit dem TVR, der AOK und dem Reutlinger General-Anzeiger vor neun Jahren aus der Taufe gehoben und kann als Mann der ersten Stunde Vergleiche ziehen.

Sportive Mädchen

Dass in der Halle überwiegend sportive Mädchen am Start sind – Beobachter Brändle findet’s im Gegensatz zur Lokalpresse weder überraschend, noch erwähnenswert. Dieser hohe Anteil, sagt er, sei typisch. Zwar hole Fußball – nicht zuletzt wegen der erfolgreichen deutschen Frauen-Nationalelf – als weiblicher Abi-Schwerpunkt bei den Mannschaftssportarten allmählich auf. Grundsätzlich jedoch sei »Volley« unter Abiturientinnen schon immer eine gefragte Disziplin gewesen.

Dessen ungeachtet gibt’s aber – jenseits der acht Profi-Spieler plus TVR-Co-Trainer Karsten Haug – selbstverständlich auch etliche Jungs, die fürs Pritschen und Schmettern brennen. Sie stellen ungefähr ein Drittel des Teilnehmerfelds – und ein herausragendes Talent. Simon Sturm heißt der HAP-Grieshaber-Gymnasiast, der als bemerkenswert leistungsstarker Nachwuchsspieler gilt. Für ihn ist dieser Vormittag unter Profi-Regie im Gegensatz zu einigen weit gereisteren Mitstreitern aus Nagold und Sigmaringen ein Heimspiel.

Entdeckt wurde Simon vor rund vier Jahren von Trainings-Mitinitiator Ewald Walker. Buchstäblich am Ball geblieben ist er aus freien Stücken und eigener Motivation. Seit geraumer Zeit verstärkt Simon den U20-Kader des TV Rottenburg, was seine Eltern Renate und Manfred Sturm mit einigem Stolz erfüllt.

Beide stehen an der Wittumhallenwand und verfolgen die Übungen mit Interesse, erzählen, dass Simon für seinen Lieblingssport einiges in Kauf nimmt. »Er ist ein sehr disziplinierter und strukturierter Mensch«, verrät der Papa und lässt durchblicken, dass sich schulische und sportliche Anforderungen andernfalls gegenseitig ausbremsen würden. Nicht zu bremsen hingegen der Elan, mit dem die knapp fünfzig jungen Leute fast nonstop von morgens um 9 bis mittags um 13 Uhr bei der Sache sind. Der Preis für diesen Übungsfleiß wird – so hoffen alle – in guten Zensuren beim Sport-Abi münden. Deshalb: Daumen drücken! (GEA)