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Am Ort seiner Vorfahren in Buttenhausen

Rabbi Yehuda Pink aus England hat familiäre Verbindungen zu Buttenhausen und war vor einigen Tagen zu Gast.

Rabbi Yehuda Pink aus England. Foto: Zacher
Rabbi Yehuda Pink aus England. Foto: Zacher
Rabbi Yehuda Pink aus England. Foto: Zacher

MÜNSINGEN. Nach Buttenhausen ist ein besonderer Gast gekommen. Rabbi Yehuda Pink aus England stattete dem geschichtsträchtigen Ort einen Besuch ab. Das Besondere dabei: Der letzte jüdische Vorsänger des Ortes, Naphtali Berlinger, war sein Ur-Großvater. Daher war es für Rabbi Pink selbstverständlich und endlich an der Zeit, den Ort seiner Vorfahren zu besuchen.

Gemeinsam mit Museumsleiter Yannik Krebs sowie den Orts- und Museumsführern Eberhard Zacher und Bernd Requardt erkundete Rabbi Yehuda Pink den Ort Buttenhausen. Bürgermeister Mike Münzing war kurzfristig verhindert. Pinks Großvater war der jüngste Sohn des letzten jüdischen Vorsängers des Ortes Naphtali Berlinger, Leopold, der nach England emigrierte und sich dort ein neues Leben aufbaute. Glücklicherweise überlebten sieben von acht Kindern Naphtali Berlingers den Holocaust. Seine Tochter Berta Berlinger wurde von den Nationalsozialisten umgebracht. Naphtali Berlinger starb 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt an einem Gehirnschlag.

Anders als sein Großvater Leopold, der nie wieder einen Fuß auf deutschen Boden gesetzt hat, und seine Mutter, die bisher auch nicht das Land ihres Vaters besuchte, gilt dies für Rabbi Pink nicht. Bedingt durch seinen zweiten Beruf, neben der Tätigkeit als Rabbi, reiste Pink bereits häufig nach Deutschland. Im Auftrag einer Organisation prüft Pink Unternehmen und deren Produkte und stellt ihnen, sofern die Bedingungen erfüllt sind, ein koscheres Zertifikat aus. Da er dieses Mal im süddeutschen Raum unterwegs war, stand für ihn fest, dass er den Ort seiner Familie besuchen wollte.

»Es gibt überall gute und schlechte Menschen. Wir müssen die Guten ermutigen«

Dankenswerterweise konnte er auch einen Blick in das ehemalige Rabbinatsgebäude und auf die Mikwe darin werfen. Das Gebäude ist heute in Privatbesitz. Im Anschluss ging es zum Synagogenplatz und zum Jüdischen Friedhof. Pink fotografierte und filmte alles, da er berichtete, seine Mutter wünsche einen detaillierten Bericht und möglichst viele Fotografien von Buttenhausen. Bernd Requardt und Eberhard Zacher erzählten Rabbi Pink die Geschehnisse und Ereignisse der letzten Tage der jüdischen Gemeinde, insbesondere über den Synagogenbrand und das Schicksal der Familie Berlinger. Dabei erzählte Pink durchaus interessante Geschichten über seine Familie, die in Münsingen noch nicht bekannt waren.

Anschließend führte Museumsleiter Yannik Krebs durch die Räume des Jüdischen Museums. Dabei interessierte sich Pink vor allem für die hebräischen Bücher und die Lebenssituation der jüdischen Gemeinde von Beginn an. In einem anregenden Gespräch berichtete Pink seinen Begleitern Requardt, Zacher und Krebs von seinen Erfahrungen mit Antisemitismus und seinen positiven Erfahrungen in Deutschland. Pink fühle sich in Deutschland sicher, anders als in manchem anderen europäischem Land. Er schloss mit dem Zitat: »Es gibt überall gute und schlechte Menschen. Wir müssen die Guten ermutigen.«

Yannik Krebs lud im Namen der Stadt Rabbi Pink und auch seine Mutter ein, gerne wieder Buttenhausen zu besuchen. Für alle Beteiligten war es ein äußerst anregender Besuch mit guten Gesprächen und neuen Erkenntnissen. Das obligatorische Selfie durfte zum Schluss natürlich auch nicht fehlen. (GEA)