REUTLINGEN. Im Mittelpunkt der Wintervollversammlung bei der Handwerkskammer Reutlingen standen der Beschluss des Wirtschaftsplans 2026 und die Festsetzung des Handwerkskammerbeitrags, des Berufszuschlags und die Erhöhung des Sonderbeitrags ÜBA-Umlage für das Wirtschaftsjahr 2026.
Für das Jahr 2026 plant die Handwerkskammer einer Pressemitteilung zufolge ein Defizit in Höhe von 2.815.300 Euro. Dieses könne jedoch durch den Gewinnvortrag aus dem Jahr 2024 sowie eine Entnahme aus der Betriebsmittelrücklage ausgeglichen werden. Gleichzeitig werde die Kammer im kommenden Jahr umfangreiche Investitionen tätigen. Die größte Maßnahme betreffe die Kühlung des Kammergebäudes in Tübingen, die aufgrund der zunehmenden Klimaerwärmung insbesondere für den Lehrbetrieb unerlässlich sei. Hierfür sei rund eine Million Euro veranschlagt. Zudem plane die Kammer Investitionen in die Informationstechnologie über alle Standorte hinweg von etwa 500.000 Euro.
Kapazitätsauslastung hoch
Der Handwerkskammerbeitrag bleibt den Angaben zufolge im Jahr 2026 nochmals stabil. Für 2027 würden jedoch Beitragserhöhungen notwendig, um die finanzielle Handlungsfähigkeit zu sichern. Im Landes- und Bundesvergleich liege der Beitrag der Handwerkskammer Reutlingen weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Um die Finanzierung der überbetrieblichen Ausbildung sicherzustellen, wurde der Sonderbeitrag ÜBA-Umlage für das Wirtschaftsjahr 2026 von 35 Prozent um 5 Prozentpunkte auf 40 Prozent angehoben.
Geschäftsbereichsleiter Finanzen und Controlling, David Blank, hob hervor, dass die Jahre 2027 und 2028 für die Handwerkskammer herausfordernd würden, da die Ertragslage der Mitgliedsbetriebe sinke, was sich unmittelbar auf die Höhe des Beitragsvolumens auswirke. Nach einer langen Phase stabiler Beiträge würden daher für 2027 Anpassungen unvermeidlich sein.
Die Vollversammlung begrüßte, dass die Landesregierung Baden-Württemberg im Rahmen des Nachtragshaushalts 2025/26 die überbetrieblichen Bildungsstätten des Handwerks einmalig aus Mitteln des Sondervermögens unterstützen werde. »Das ist ein wichtiges Signal für die Zukunftsfähigkeit unseres Handwerks«, unterstrich Alexander Wälde, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen. »Jeder Euro für Bildungsinfrastruktur ist eine Investition in die Fachkräftesicherung unserer Region.«
Wälde betonte, dass sich das regionale Handwerk auch im dritten Quartal 2025 als Stabilitätsanker behauptet habe. Die Geschäftslage werde von 60 Prozent der Betriebe als gut bewertet, der Anteil mit einer schlechten Lage sei auf 8 Prozent gesunken. Die Kapazitätsauslastung bleibe hoch – 58 Prozent der Betriebe seien zu mehr als 80 Prozent ausgelastet. 19 Prozent der Betriebe bauten Personal auf, nur 10 Prozent mussten reduzieren. »Wir sehen eine robuste Ausgangslage und blicken vorsichtig optimistisch auf das Schlussquartal«, sagte Wälde. »Gleichzeitig bleibt die verhaltene Nachfrage unsere Achillesferse. Ohne spürbare Impulse aus der Gesamtwirtschaft werden die konjunkturabhängigen Zuliefererbranchen weiterhin unter Druck stehen.«
Neuer Meisterclub
Mit dem offiziellen Startschuss bei der Meisterfeier hat die Handwerkskammer den neuen Meisterclub auf den Weg gebracht. Das Netzwerk richtet sich an alle Meisterinnen und Meister der Region und startet ab 2026 mit Fachvorträgen, Workshops, Mentoring sowie Gründungs- und Nachfolgetagen. »Der Meisterclub stärkt die Bindung zu unseren Mitgliedern, fördert den Wissenstransfer und macht die Handwerkskammer Reutlingen als modernen, zukunftsorientierten Partner sichtbar«, sagte Christiane Nowottny, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Reutlingen. Geplant sei, Meisterinnen und Meister verstärkt als Dozentinnen und Dozenten sowie als Prüferinnen und Prüfer einzubinden. (GEA)

