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Glasfaserausbau: So schneiden die Kreise Reutlingen und Tübingen ab

Beim Glasfaserausbau gibt es große Unterschiede. Das zeigt sich auch bei den Städten in der Region.

Glasfaserleitungen liegen in einem Verteilerkasten.
Glasfaserleitungen liegen in einem Verteilerkasten. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Glasfaserleitungen liegen in einem Verteilerkasten.
Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

REUTLINGEN/TÜBINGEN. Beim Ausbau von schnellem und stabilem Glasfaser-Internet hinkt Baden-Württemberg im Bundesvergleich deutlich hinterher. In den größten Städten des Landes liegt die Glasfaserquote bei durchschnittlich 28,1 Prozent – im bundesweiten Städte-Durchschnitt sind es 39 Prozent.

Das geht aus einer Analyse des Vergleichsportals Verivox hervor. Die Daten dafür stammen aus dem Breitbandatlas der Bundesnetzagentur (Stand: Juni 2025).

Die Spannbreite im Südwesten ist groß: Während einzelne Kommunen nahezu komplett versorgt sind, haben andere nur minimale Abdeckung. Spitzenreiter unter den größeren Städten ist Fellbach im Rems-Murr-Kreis: 96 Prozent der Haushalte verfügen dort über einen Glasfaseranschluss im Gebäude oder der Wohnung. Dahinter folgen Ludwigsburg (95,2 Prozent) und Ostfildern im Landkreis Esslingen (69,4 Prozent). Der Landkreis Reutlingen liegt mit einer Glasfaserquote von 17,76 Prozent im unteren Mittelfeld, weit hinter dem Landkreis Tübingen, der mit 37,2 Prozent Glasfaserquote unter den Landkreisen an siebter Stelle liegt.

Betrachtet man aber nicht die Landkreise, sondern die Städte, dann liegt die Stadt Reutlingen mit 36,11 Prozent Glasfaserquote vor der Stadt Tübingen mit 28,83 Prozent Glasfaserquote. Reutlingen liegt bei der Glasfaserquote der Städte auch noch knapp vor Mannheim, Karlsruhe und Stuttgart. Auch Rottenburg liegt mit 33, 9 Prozent Glasfaserquote hinter Reutlingen, aber noch vor der Universitätsstadt Tübingen. Insgesamt überschreiten der Analyse zufolge aber nur sechs der 50 größten Städte im Land die Marke von 50 Prozent. Neben den drei Spitzenreitern sind das Lörrach (63,9 Prozent) in Südbaden, Leonberg bei Stuttgart (62,4 Prozent) und Offenburg im Ortenaukreis (55,3 Prozent).

Gleich sechs größere Städte im Südwesten erreichen weniger als fünf Prozent Glasfaserabdeckung. Am schlechtesten schneidet Albstadt im Zollernalbkreis ab: Nur knapp ein Prozent der Haushalte ist angeschlossen. Kaum besser sieht es in Weingarten (2,8 Prozent), Schwetzingen (3,5 Prozent), Singen (3,6 Prozent) und Heidenheim an der Brenz (3,9 Prozent) aus.

In den 35 Landkreisen des Landes ist die Versorgung mit Glasfaser sogar noch etwas geringer: Sie liegt der demnach bei rund 26 Prozent – und damit gut zwei Prozentpunkte unter dem Wert der größeren Städte. Besonders schlecht stehen der Zollernalbkreis (4,1 Prozent) und der Main-Tauber-Kreis (7,1 Prozent) da. Die besten Werte erreichen dagegen der Landkreis Heilbronn (72,4 Prozent) und der Landkreis Lörrach (56,4 Prozent).

Die Glasfaserversorgung im gesamten Land lieg der Analyse zufolge bei 29,8 Prozent. Im Bundesländervergleich bilde Baden-Württemberg gemeinsam mit dem Saarland und Thüringen das Schlusslicht. An der Spitze liegen Hamburg sowie die Flächenländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen – mit einer mehr als doppelt so hohen Glasfaserquote.

Verivox-Telekommunikationsexperte Jörg Schamberg nennt einen Grund: »Beim Netzausbau in flachen Landstrichen gibt es weniger topografische Hindernisse als in landschaftlich abwechslungsreicheren Regionen.«

Außerdem verweist Schamberg auf lange Förder- und Planungsphasen als weiteren Grund für die schleppende Entwicklung. »Die Landesregierung (...) hat die Dringlichkeit einer verbesserten Glasfaserversorgung erkannt und im Juli 2025 einen Glasfaserpakt zur Beschleunigung des Ausbaus unterzeichnet«, sagte Schamberg. »Man rechnet außerdem zeitnah mit Verbesserungen, da Projekte aus der Planungs- und Umsetzungsphase nun auf die Straße kämen.«

Die analysierten Breitbandatlas-Daten zeigen den Ausbaustand bei Glasfaser – aber nicht, wie viele Menschen sich tatsächlich für einen Glasfaseranschluss entscheiden. Glasfaser bis in die Wohnung gilt als die beste Technologie, um die steigende Masse an Daten sehr schnell und stabil zu übertragen.

Auch die Übertragung via Fernsehkabel ist recht schnell, aber schwankungsanfällig. Ein Großteil der Internetanschlüsse in Deutschland wird derzeit aber immer noch über Kupfer-Telefonleitungen betrieben (DSL/VDSL) – ein Auslaufmodell mit relativ niedriger Übertragungsrate.

Nach Angaben des Digitalministeriums in Stuttgart wurden seit 2016 vom Land für die flächendeckende Gigabit-Versorgung mehr als 3,2 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Zusammen mit den Bundeszuschüssen ergebe sich ein Gesamtbetrag von fast 7 Milliarden Euro für den Breitbandausbau. Die Glasfaserquote liegt bei derzeit 27,16 Prozent. (GEA)