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Gaskrise: Trigema-Chef Wolfgang Grupp sieht Politik in der Verantwortung

Wolfgang Grupp, Geschäftsführer des Burladinger Textilunternehmens Trigema, spricht bei SWR1 Leute unter anderem über den Vorschlag der Expertenkommission zur Gaspreisbremse. Mit seinen Aussagen stößt er teilweise auf heftige Kritik.

Trigema-Chef Wolfgang Grupp. Foto: dpa
Trigema-Chef Wolfgang Grupp.
Foto: dpa

STUTTGART. Alles wird teurer. Vor allem die steigenden Energiekosten machen Verbrauchern und Unternehmen im Land gerade schwer zu schaffen. Firmen mit hohem Energieverbrauch melden sich verstärkt zu Wort, weil sie mit den astronomischen Kosten immer mehr zu kämpfen haben. Jetzt will die Bundesregierung einschreiten und die Energiepreise deckeln. Allerdings erst ab März 2023. Ist es dann nicht schon zu spät? Bereits im Juli diesen Jahres schlug der Chef der Burladinger Textilfirma Trigema, Wolfgang Grupp, Alarm. Was hält der Unternehmer von dem Vorschlag der Expertenkommission?

Während bei Trigema im Vorjahr etwa 200.000 Euro im Monat für Heizkosten anfielen, stiegen die Preise wegen des Ukraine-Kriegs in den Sommermonaten rasant an. »Im Juli waren es sogar eine Millionen Euro«, sagt Grupp in der SWR1-Talkshow »Leute«. Das sei nicht kalkulierbar, da diese Preise nicht entsprechend auf die Produkte umgelastet werden können. »Wir müssen das aus Reserven bezahlen.« 

Grupp: »Politik hat den Krieg zugelassen«

Für den Unternehmer ist klar, wer für die Krisensituation verantwortlich ist. »Diese Notlage ist von der Politik zu korrigieren, da sie den Krieg zugelassen und die Abhängigkeit von russischem Gas verschuldet hat. Dann müssen sie auch dafür sorgen, dass die Wirtschaft dadurch nicht kaputt gemacht wird«, sagt Grupp. Dass die Regierung jetzt etwas für Unternehmen tun will, die unter den hohen Energiepreisen leiden, findet er gut. Denn Firmen, denen es vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs gut ging, sollen nicht wegen Problemen zu Grunde gehen, die sie nicht selbst verursacht haben, findet er.

»Putin hat den Krieg angefangen, da gibt es keine Diskussion«, sagt er weiter. Jedoch hätte die Politik bereits weitaus früher reagieren sollen. Bereits nach der deutschen Wiedervereinigung habe sie Fehler gemacht. Man habe damals versprochen, dass die NATO sich nicht ausweiten würde. »Viele dieser Versprechen wurden aber nicht eingehalten. Vielleicht wäre es sonst nicht so weit gekommen.«

 Grupp kritisiert Waffenlieferungen an die Ukraine

Auch die momentane Strategie der Bundesregierung kritisiert der Unternehmer. Die ständigen Waffenlieferungen würden den Krieg nur verlängern und nicht beenden. Es solle unter allen Umständen versucht werden eine diplomatische Lösung mit Putin zu finden, da der Krieg für beide Seiten nur negativ sei. »Man sollte so mit dem anderen verhandeln, dass es gar nicht zu einem Krieg kommt.« Während Angela Merkel Bundeskanzlerin war, habe das gut funktioniert. »Was ist also passiert, dass es jetzt so eskaliert ist?«, fragt Grupp.

Mit seinen Aussagen zur momentanen politischen Situation sorgt der Textil-Titan in den Sozialen Medien für Aufregung. Auch mit seiner Vermutung, die USA würde »im Hintergrund alles steuern«, um weiterhin eine Weltmacht zu bleiben, stößt auf heftige Kritik. Grupp sagte unter anderem: »Die Amerikaner haben nach der Wiedervereinigung viele Versprechungen gemacht, die nicht eingehalten wurden.« Das halten einige im Netz für eine antiamerikanische Verschwörungstheorie und bezeichnen den Unternehmer als »Putinfreund«. »Wenn ich von Grupp alles erwartet hätte, aber niemals das er sich Verschwörungstheorien zu eigen macht«, schreibt ein User unter einem Artikel zum Thema. (GEA)