Logo
Aktuell Natur

»Wir Wollen’s«: Schafwolle als Dünger in Münsingen

Schäfereiprodukten mehr Wert verleihen: Das ist das Ziel eines Projekts im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Aus Restwolle werden Pellets hergestellt und als organischer Dünger verwendet.

Die Pellets werden aus Restwolle gepresst und  eirnnern ein bisschen an Tierfutter.
Die Pellets werden aus Restwolle gepresst und eirnnern ein bisschen an Tierfutter. Foto: Ogrzewalla
Die Pellets werden aus Restwolle gepresst und eirnnern ein bisschen an Tierfutter.
Foto: Ogrzewalla

MÜNSINGEN. Schöne große Blumen schmücken den Grünstreifen zwischen Fahrradweg und Hauptstraße zwischen Münsingen und Auingen in der Nähe der Supermärkte. Der Verein Biosphärengebiet Schwäbische Alb hatte dorthin im Rahmen des Projekts »Inwertsetzung von Schäfereiprodukten« zur Vorstellung der neuen Schafwollpellets eingeladen.

Das Blumenmeer ist das Ergebnis einer Kooperation der Abteilung Grünwesen des Bauhofs Münsingen und der Landwirtschaftsklasse der Beruflichen Schule Münsingen. Auf dieser Fläche wurden die Schafwollpellets versuchsweise als Dünger eingesetzt. Bertram Buchta, Grünwesen Münsingen, bezeichnet das Ergebnis als Erfolg, man habe durchweg gute Erfahrungen gesammelt und wolle die Schafswolle weiter einsetzen. Die berufliche Schule Münsingen bestritt mit der Bepflanzung einen Jugendwettbewerb zum Thema »Nachhaltigkeit« und den Wettbewerb »Vom Brot zum Korn«. Ihre Lehrerinnen Andrea Pfirrmann und Sonja Strauß begleiteten sie. Für Interessierte wurden am Rand des Grünstreifen Schilder mit Informationen über die eingepflanzten Gewächse und über die verwendete Düngermethode angebracht.

Idealer Wasserspeicher

Die Hüte- und Wanderschäferei ist ein wichtiger und traditionsreicher Bestandteil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb. Sie sorgt für die bekannten schwäbischen Wacholderheiden und Kalkmagerrasen. Die Beweidung schafft artenreiche Lebensräume. Im 18. Jahrhundert wurde das Merinolandschaf auf der schwäbischen Alb eingeführt. Dabei wurden spanische Merinoschafe mit heimischen Landschafrasen gekreuzt. Daraus entstanden optimal an die Alb-Bedingungen angepasste Schafe, welche Wolle von hoher Qualität abgeben - und »sie juckt nicht mal«, fügt Projektmanagerin Anna-Naemi Krauß hinzu. Es gelte, die regionale Schäferei zu unterstützen. Aus diesem Grund wurde die Vernetzungsgruppe »Inwertsetzug von Schäfereiprodukten« ins Leben gerufen. Sie sorgt für Austausch und Zusammenarbeit aller Akteure und Partner der Schäferei des Biosphärengebiets. »Manchmal muss eben immer noch auf Dinge aufmerksam gemacht werden, die selbstverständlich sind«, meint Bürgermeister Mike Münzing, nämlich das Nutzen regionaler Produkte. Um das Überleben der Schäferei zu sichern, sei Innovation gefragt.

Schafwolle wurde und wird bereits von einigen Gärtnern als Dünger verwendet. Allerdings wurde sie in der modernen Landschaftspflege von mineralischen Düngern abgelöst. Diese Entwicklung soll nun rückgängig gemacht werden. Bei der Textilproduktion bleibt Restwolle über, die zu wertvoll ist, um sie einfach zu entsorgen. Zudem sei es schwierig, sich im momentanen Wollmarkt zu behaupten, berichten die Projektpartner. Die Preise der hohen Qualität werden nicht immer erreicht. Darum bietet es sich, an einen alternativen Markt zu erschließen.

Projektleiterin Anna-Naemi Krauß und Bürgermeister Mike Münzing freuen sich über das städtische Blumenbeet, das bereits mit Woll
Projektleiterin Anna-Naemi Krauß und Bürgermeister Mike Münzing freuen sich über das städtische Blumenbeet, das bereits mit Wollpellets gedüngt wird. Foto: Ogrzewalla
Projektleiterin Anna-Naemi Krauß und Bürgermeister Mike Münzing freuen sich über das städtische Blumenbeet, das bereits mit Wollpellets gedüngt wird.
Foto: Ogrzewalla

Schafwollpellets sind kleine Stücke Schafwolle, die im Aussehen Tierfutter ähneln. Mittlerweile gibt es zwei Hersteller: »Pelletsheep« in Beuren und »Pelletzentrum-Alb« in Römerstein-Böringen. Die Form sei aus rein praktischen Gründen für eine gute Dosierung und leichte Einarbeitung in die Erde gewählt, erzählt Alexander Bosch vom Pelletzentrum-Alb. Aber auch in unbearbeiteter Form erfülle die Wolle bereits ihren Zweck. Die Pellets sind ein idealer Wasserspeicher, was auf der Alb wichtig ist. Dazu besitzen sie einen hohen Stickstoffanteil, was das Pflanzenwachstum fördert, sowie einen hohen Kaliumanteil, der einen Schutz des Gepflanzten gewährleistet. Natürlich sind die Schafwollpellets - im Gegensatz zu den herkömmlichen Düngern - 100 Prozent natürlich. Im Moment wird der Dünger nur in bestimmten kommunalen Flächen getestet. Die Städte Esslingen, Ehingen, Pfullingen, Bad Urach und Münsingen sowie die Biolandgärtnerei Münsingen-Buttenhausen haben Versuchsflächen angelegt.

Falls man für den eigenen Garten auf die Wolle zurückgreifen will, kann man die Pellets im Biosphärenzentrum oder direkt bei den Schäfereien erwerben. Auf der Homepage "Pelletzentrum-Alb.de" kann man die Verkaufs-Standorte einsehen. Eine Anleitung, wie man den Schafwolle-Dünger zuhause verwenden kann, findet man durch das Scannen des QR-Codes auf den Info-Schildern neben dem Grünstreifen der Hauptstraße Richtung Auingen. Am besten funktioniere es, wenn man die Pellets in die Erde einarbeite, erklären die Schüler der beruflichen Schule Münsingen. (GEA)