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Wind- und Solarkraft in Pfronstetten?

Pfronstetter Gemeinderat blickt auf Erträge aus Wind- und Solarkraft. Kritiker bringen ihre Punkte vor

Windräder oder Freiflächen-Solaranlage auf dem Acker? Die Gemeinde Pfronstetten hält sich die Optionen offen.  FOTO: HILDENBRAND
Windräder oder Freiflächen-Solaranlage auf dem Acker? Die Gemeinde Pfronstetten hält sich die Optionen offen. Foto: HILDENBRAND/DPA
Windräder oder Freiflächen-Solaranlage auf dem Acker? Die Gemeinde Pfronstetten hält sich die Optionen offen.
Foto: HILDENBRAND/DPA

PFRONSTETTEN. Bisher sei nur die Frage »Windkraft – ja oder nein« diskutiert worden, erklärte Pfronstettens Bürgermeister Reinhold Teufel in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Aus seiner Sicht sollte das Gremium auch die Frage »Einnahmen aus der Erzeugung regenerativer Energien – ja oder nein« beantworten.

Die Themen Windkraft und Freiflächenfotovoltaikanlagen werden nicht nur in Pfronstetten kontrovers diskutiert. Befürworter wollen die Energiewende, Gegner befürchten Landschaftsverbrauch und sehen gesundheitliche Risiken.

Teufel lenkte in der Sitzung den Blick auf die finanzielle Seite des Energiegeschäfts. Teufel machte klar: Ohne weitere und vor allem langfristig kalkulierbare Einnahmemöglichkeiten müssen Investitionsentscheidungen für die Zukunft anders getroffen werden. Zumindest wenn man auf eine höhere Belastung der Bürger verzichten will. Einnahmen aus der Erzeugung regenerativer Energien stellten eine verlässliche und stetige Finanzierungsquelle dar, die komplett der Gemeinde zur Verfügung stehen würden, betonte er.

Flächen in zwei Ortsteilen

Teufel verwies darauf, dass es im straff geführten Rathaus kaum Einsparmöglichkeiten gebe und man sich nicht nur auf die schwankende Gewerbesteuer verlassen könne. Seit der Einführung der doppischen Haushaltsführung sind die Gemeinden gezwungen, Abschreibung und Verzinsung aller Einrichtungen zu erwirtschaften. Nur wenn dies gelinge und nur wenn es dabei freie Spitzen gebe, »sei die Selbstständigkeit der Gemeinde dauerhaft in ihrem Bestand gesichert«, mahnte der Bürgermeister.

Im Geisinger und im Tigerfelder Hart verfügt Pfronstetten über insgesamt 50 bis 60 Hektar Flächen, die für PV-Freiflächenanlagen infrage kommen. Der Gemeinderat hatte in einer früheren Sitzung beschlossen, pro Ortsteil maximal zehn Hektar eigene Flächen für PV-Freiflächenanlagen zur Verfügung zu stellen.

In der jüngsten Sitzung hatten kritische Bürger die Möglichkeit, ihre Positionen vorzutragen. Thomas Wagner als Vertreter der Bürgerinitiativen ging insbesondere auf das Thema Windenergie ein. Er brachte moralische und gesundheitliche Bedenken gegen Windenergieanlage vor und stellte deren Sinnhaftigkeit infrage.

Landwirte besorgt

Die Landwirte treiben andere Sorgen um. Durch eine Nutzung von Flächen für PV-Freiflächenanlagen entstehe unstrittig eine Konkurrenzsituation zwischen Nahrungsmittel- und Energieerzeugung, machte Markus Engst vom Ortsbauernverband Tigerfeld deutlich. Auf mageren Böden ja, auf den guten Flächen in Tigerfeld und Geisingen eher nicht. Aus landwirtschaftlicher Sicht wären Windenergieanlagen zu bevorzugen, da sie bezogen auf den Energieertrag deutlich weniger Fläche in Anspruch nähmen.

Gerhard Bayer vom Ortsbauernverband Aichelau sah dagegen auch die Chancen, die sich mit PV-Freiflächenanlagen ergeben könnten. So ließe sich eine landwirtschaftliche Nutzung mit PV-Anlagen kombinieren. Aus ökologischer Sicht sei die Energieerzeugung mit PV möglicherweise sinnvoller als mit Biogas.

Die Mehrheit des Gemeinderats sieht, wie der Bürgermeister, dass die Gemeinde es sich aus wirtschaftlicher Sicht kaum leisten könne, eine solche Einnahmemöglichkeit ungenutzt zu lassen. Der Rat würdigte aber auch die vorgetragenen, teils widersprüchlichen Argumente gegen die regenerativen Kraftwerke zu bedenken.

Zurückhaltung bei Windkraft

Letztlich wurde ein Optionsmodell gefunden und beschlossen. Eine aktive Ansiedelungspolitik für Windenergieanlagen auf eigenen Flächen sei keine Option. Allerdings könne und müsse man dies überdenken, wenn auf angrenzenden Flächen – ob staatlich oder privat – solche Projekte entstünden. Dann sollte im Einzelfall geprüft werden, inwieweit Anlagen auf Gemeindegrund sinnvoll und vertretbar wären. Diese Optionslösung würde es dann auch erlauben, dass die Gemeinde bei PV-Freiflächenanlagen zurückhaltend agiert, um eine übermäßige Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Betriebe zu vermeiden. Die Obergrenze von zehn Hektar pro Ortsteil für PV-Freiflächenanlagen bleibt bestehen.

Die Gemeindeverwaltung wird nun für die eigenen Flächen mit den inzwischen zahlreichen interessierten Projektentwicklern Kontakt aufnehmen. Ein Hauptkriterium bei der Auswahl soll die Möglichkeit sein, dass sich örtliche Interessenten finanziell an solchen Anlagen beteiligen können.

Außerdem soll abgefragt werden, inwieweit für private Flächen ein entsprechendes Interesse besteht. Speziell bei der Frage der Anbindung solcher Anlagen ans Stromnetz könne ein koordiniertes Vorgehen Vorteile bieten, erklärte Bürgermeister Teufel. (pm)