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Aktuell Rettungskräfte

Wie die Bergwacht Pfullingen Leben gerettet hat

Die Aktiven der Bergwacht waren im vergangenen Jahr wieder häufig gefordert: 700 Stunden im Einsatz, sowohl auf Ski- und Rodelhängen wie im Wald.

Bergwachtleiter Jochen Boley (links) zeichnete in der Hauptversammlung etliche langjährige Mitglieder aus, sowohl Förderer wie
Bergwachtleiter Jochen Boley (links) zeichnete in der Hauptversammlung etliche langjährige Mitglieder aus, sowohl Förderer wie Aktive. FOTO: VEREIN
Bergwachtleiter Jochen Boley (links) zeichnete in der Hauptversammlung etliche langjährige Mitglieder aus, sowohl Förderer wie Aktive. FOTO: VEREIN

PFULLINGEN. Die Fernsehserie »Die Bergretter« unterhält das Publikum mit spektakulären Rettungsaktionen. Die Wirklichkeit der Bergwacht in der Region sieht etwas anders aus. Das machte Jochen Boley, Leiter der DRK-Bergwacht Pfullingen, in der Hauptversammlung der Organisation deutlich. »Sehr wenige wissen, dass das mit harter Arbeit, Praktikum und mindestens dreijähriger, kräftezehrender Ausbildung und mit viel Enthusiasmus verbunden ist«, erklärte er in seinem Bericht.

»Michi – den Heli!«, heißt es oft in der TV-Serie. Im Echaztal gibt es keinen Michi und keinen Heli, so Boley, »weil der woanders fliegt«. Dafür habe die Bergwacht geländegängige Fahrzeuge und ein ATV Quad.

Rodeln, wo immer es möglich war

Anfang 2021 wurde die Alb gestürmt, führte er aus. Die Menschen wollten raus aus Lockdown und Isolation in die Natur. Auf gut gespurten Loipen waren viele – mit Abstand – unterwegs. Skilifte konnten stundenweise gemietet werden. Der Rest rodelte überall, wo es abwärts ging, egal mit was. Die verschneite Alb wurde als Skitourengebiet entdeckt.

Der Melder schrillte zum Teil mehrfach am Tag, egal ob werk- oder sonntags. Hänge waren mit der Zeit vereist, weil alles niedergebügelt war. Die Rettungskräfte behalfen sich mit Steigeisen. Versorgen, transportfähig machen, Notarzt zum Patienten, Heli-Anforderungen weil Wirbelsäulentrauma: »Wir kommen überall hin«, machte Boley deutlich. Zwischendurch gab es auch Einsätze am Klippenstartplatz: Ein Gleitschirmflieger landete im Baum über dem Abgrund, stürzte in das schroffe Gelände. Zusammen mit der Feuerwehr Pfullingen und deren Drehleiter schufen die Bergretter ihren »eigenen Heli«: Luftrettung à la Pfullingen. Retter und Notärztin ließen sich am Seil hinunter und schwebten dann mit dem versorgten Patient hoch über dem Echaztal nach oben. »Ein sinnvolles Miteinander«, hob Boley hervor.

Wanderer, Mountainbiker, Kletterer, Gleitschirmflieger beschäftigten die Pfullinger Bergwacht vom Frühjahr bis in den Herbst. Es gab Traumata, Herz-Kreislauf-Geschichten, Forstunfälle, Sucheinsätze nachts im Monsunregen. Die Einsätze endeten schlagartig Mitte Oktober. »Als wenn man das Licht ausmacht«, stellte Boley fest.

Dann fasste er die Bergwacht-Arbeit in Zahlen. 2.400 Stunden Ausbildung, 700 Einsatzstunden, 1.000 Stunden Jugendarbeit, 450 Stunden für den Naturschutz, 2.300 Dienststunden für die Besetzung der Rettungsstation, weitere 2 300 Stunden für sonstige Aufgaben, zum Beispiel für die Verwaltung. Beteiligt haben sich die DRK-Bergretter zudem an den Impfaktionen im GEZ Pfullingen mit Hausarzt und dem DRK Ortsverein Pfullingen. Denn: »Impfen können wir auch«, machte Boley deutlich. Den klassischen Einsatz gebe es nicht.

Etliche Ehrungen

Auch Ehrungen standen auf der Tagesordnung: Seit zehn Jahren ist Tim Hummel bei der Bergwacht, seit 25 Jahren Gabi Bross, Christoph Dillmann, Stefanie Heinlin, Stefan Kiemlen, Fritz Miller, Thomas Scheck, und Stefan Wiesenfarth.

Für 40 Jahre Mitgliedschaft wurden ausgezeichnet Regine Müller, Bernhard Rath und Rose Ulmer, für 50 Jahre Dieter Pasternacki und Richard Schraml. Und schon 60 Jahre gehören Walter Digel, Werner Klein und Peter Köck der Bergwacht an. (eg)