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Vorsitzender der Samariterstiftung bedauert Scheitern der Impfpflicht

Booster-Impfung
Ein Mann lässt sich im Corona-Impfzentrum Berlin-Tegel eine Booster-Impfung geben. Foto: Bernd von Jutrczenka
Ein Mann lässt sich im Corona-Impfzentrum Berlin-Tegel eine Booster-Impfung geben.
Foto: Bernd von Jutrczenka

MÜNSINGEN/NÜRTINGEN. Die Lockerungen der allgemeinen Coronamaßnahmen auf der einen Seite und die einrichtungsbezogene Impfpflicht auf der anderen Seite passen nach Einschätzung von Frank Wößner, Vorstandvorsitzender der Samariterstiftung, nicht zusammen. Altenpflege und Gesundheitswesen würden zunehmend zur »Parallelwelt«.

Wößner, Chef von 3.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Alten- und Eingliederungshilfe, bedauert das Scheitern der allgemeinen Impfpflicht: »Außerhalb unserer Branche scheint Corona kaum mehr zu existieren, während die Beschäftigten in der Pflege und Eingliederungshilfe nach wie vor im Krisenmodus und damit unter erschwerten Bedingungen arbeiten.« Die Mitarbeitenden setzten sich seit über zwei Jahren täglich dafür ein, dass die Bewohnerinnen und Bewohner vor einer Covid-19-Infektion geschützt werden und trotz Pandemie so viel Normalität wie möglich erleben können, so der Pfarrer und Betriebswirt.

Die Samariterstiftung habe bei ihren Mitarbeitenden intensiv für die Impfung geworben. Mit Erfolg: Nur rund fünf Prozent der Beschäftigten mussten an die Gesundheitsämter gemeldet werden. Wößner hält die Impfpflicht nach wie vor für sinnvoll. Er ist jedoch auch davon überzeugt, dass Pflegehäuser und Angebote der Eingliederungshilfe nicht die Treiber der Pandemie waren und sind.

Pflicht für alle oder keinen

»Wir haben immer darauf hingewiesen, dass aus unserer Sicht eine Impfpflicht nur für das Gesundheitswesen nicht ausreicht. Nachdem jetzt jedoch die allgemeine Impfpflicht gescheitert ist, darf die Verantwortung nicht allein den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Pflege und im Gesundheitswesen aufgebürdet werden«, so Wößner. Ohne allgemeine Impfpflicht sei davon auszugehen, dass es spätestens ab Herbst wieder zu mehr Infektionen kommen werde – und damit erneut zu hohen Belastungen in den Einrichtungen und Diensten.

»Unter diesen Vorzeichen Beschäftigungsverbote für nicht immunisierte Mitarbeitende auszusprechen, ist schlicht kontraproduktiv«, betont Wößner. Seine Forderung an die Politik: »Die einrichtungsbezogene Impfpflicht macht nur im Zuge einer allgemeinen Impfpflicht Sinn. Wir fordern deshalb die Politik auf, umgehend die einrichtungsbezogene Impfpflicht auszusetzen.« (fm)