ENGSTINGEN. Das Wetterjahr 2019 hatte zwar nicht ganz so viele Extreme wie das Jahr zuvor, doch traten einige Superlative auf. Das drittwärmste Jahr seit Beginn der Temperaturmessungen setzte die Reihe der Jahre mit einem deutlichen Temperaturplus nahtlos fort. Seit 2010 waren alle Jahre deutlich wärmer als im langjährigen Durchschnitt. Sowohl die Sonne als auch die Niederschläge hatten ein deutliches Jahresplus. Das kommt immer in einem »aktiven« Wetterjahr vor, bei dem viele Großwetterlagen in intensiver Form auftreten.
Am Jahresbeginn war Sonne jedoch Mangelware (der Januar war der trübste Jahresmonat), dafür gab es bereits den niederschlagsreichsten Monat des ganzen Jahres. Da zumeist Schnee fiel, gab es eine tief verschneite Landschaft. Im schneereichsten Januar seit 38 Jahren herrschten entsprechend gute bis sehr gute Wintersportbedingungen, in den Wäldern gab es durch Schneebruch aber erhebliche Schäden. Im Bilderbuch-Spätwinter kam im Februar dann noch reichlich Sonne dazu, lange Zeit konnten die Wintersportler tagsüber sogar leicht bekleidet ihren Sport ausüben. In der trockenen Luft gab es hingegen einige Nächte mit Starkfrost.
Ende Februar war der Hauptwinter dann vorbei. Der März war ein richtiger Frühlingsmonat mit zumeist milden Temperaturen und viel Sonnenschein. Auch der ansonsten eher wetterwendische April entpuppte sich als ruhiger und milder Monat mit wenig Niederschlag. Die flächendeckende Löwenzahnblüte erfolgte auf der Alb-Hochfläche am 21. April, etwa eine Woche früher als üblich. Vom 19. bis 25. April kletterten die Temperaturen tagsüber auf 21 bis 23 Grad Celsius.
Diese frühsommerlichen Werte wurden im trüben, kühlen und regnerischen Wonnemonat Mai nicht mehr erreicht. Markant im kühlsten Mai seit 20 Jahren war die Nacht vom 5. auf den 6. Mai. Die »Eisheiligen« traten verfrüht auf. Knapp über dem Erdboden wurden bis zu minus 7 Grad Celsius gemessen, auch in einigen Metern Höhe trat erheblicher Frost auf. Das führte bei sämtlichen blühenden Pflanzen, Sträuchern und Bäumen zu erheblichen Frostschäden.
Nur drei Wochen später bot sich dann aber ein ganz anderes Bild. Saharaluft brachte zum meteorologischen Sommerbeginn im Juni richtige Hitze in unsere Region. Fast jeder zweite Tag war ein Sommertag mit über 25 Grad Celsius, am wärmsten waren die Hitzetage von 32,3 Grad Celsius am 26. und 30. Juni. Mit einer Temperaturabweichung von plus 4 Grad war es der zweitwärmste Juni nach 2003 seit 100 Jahren auf der Mittleren Alb.
Auch der Hoch- und der Spätsommer bewegten sich auf einem meist hohen Temperaturniveau. Längere Trockenperioden wie im Vorjahr gab es nicht, immer wieder traten in schwülwarmer Luft Regenschauer und Gewitter auf. Von größeren Hagelschäden blieb man aber verschont. Es war der sonnigste Sommer seit 16 Jahren (14 Stunden mehr als im Jahr zuvor).
Anfang September war der Sommer dann vorbei, der Frühherbst zog mit normalen Eigenschaften ins Land. Nur wenige goldige Tage folgten dann im Oktober, das durchwachsene Wetter ließ die Pilze dagegen sprießen wie selten zuvor. Weiterhin zumeist ruhiges Spätherbstwetter erlebte man im typisch nebligen November. Die Luft war meist feucht, und die nassen Böden des Spätherbstes taten ihr Übriges.
Einen richtigen Kaltlufteinbruch und winterliche Eigenschaften gab es mit Ausnahme von einem kleinen Schneeintermezzo Mitte Dezember bis zum Jahresende nicht. So war der Dezember überwiegend ein Frühlingsmonat mit der fünften grünen Weihnacht in Folge. Auch zum Jahreswechsel dominierte weiterhin eine milde Westwetterlage mit milden Tagestemperaturen und viel Sonnenschein.
Mit einer mittleren Temperatur von 8,4 Grad Celsius war das Jahr 2019 um 1,7 Grad wärmer als normal. Zehn Monate hatten ein Temperaturplus, nur im Januar und im Mai war es kühler als gewöhnlich. Die Sonne schien 1 932 Stunden lang (120 Prozent), der Juni war mit 290 Stunden der sonnigste Jahresmonat. Niederschläge fielen reichlich und summierten sich auf 1 083 Millimeter (115 Prozent). Am trockensten war es im Februar mit nur 34 Millimetern (60 Prozent). Gewittertage gab es 24 (normal 35), Nebeltage 38 (normal 73). (GEA)