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Aktuell CO2

Trochtelfingen geht auf Energiesparkurs

Trochtelfingen wird Gesellschafter der Klimaschutzagentur und führt kommunales Energiemanagement ein

Energiesparen
Die Deutschen müssen Energie sparen. Foto: Hauke-Christian Dittrich
Die Deutschen müssen Energie sparen.
Foto: Hauke-Christian Dittrich

TROCHTELFINGEN. »Auf der Alb werden viele Häuser mit Öl geheizt«, sagt Uli F. Hasert. Das ist keine Neuigkeit, die der Geschäftsführer der Klimaschutzagentur Reutlingen in Trochtelfingen verkündet. Aber dieser Fakt ist es, der Hausbesitzer, aber genau so Kommunen umdenken lassen muss. Spätestens, seit Öl und Gaspreise wegen des russischen Kriegs in der Ukraine explodieren – Ende offen –, und längstens, seit klar ist, dass der klimaschädliche CO2-Ausstoß reduziert werden muss. Nun geht auch die Stadt Trochtelfingen auf Energiesparkurs.

Engstingen hat es getan, Münsingen und Hohenstein ebenfalls: Nun ist auch die Stadt Trochtelfingen Gesellschafterin der Klimaschutzagentur und führt ein kommunales Energiemanagement ein. »Das Thema Energieeffizienz ist aktueller denn je«, sagt Uli F. Hasert. Fossile Energien einsparen: Darum geht es. Zunächst einmal muss aber gecheckt werden, wo wie viel Energie verbraucht wird. Die kommunalen Gebäude kommen auf den Prüfstand. Los geht es mit der ersten Datenerhebung Anfang 2023, im Herbst liegt der erste Energiebericht vor. Dann geht es ans Entwickeln von Maßnahmen, wie weniger Energie verbraucht werden kann, wie Gebäude effizienter bewirtschaftet werden können. Vieles ließe sich allein schon mit Hausmeisterschulungen erreichen, sagt Hasert.

Aber darüber hinaus wird die Klimaschutzagentur die Stadt auch beraten: Wie können Bebauungspläne unter dem Stichpunkt Energieeffizienz ausgestaltet werden, was ist bei Freiflächenplanung möglich, wo könnte ein Nahwärmenetz entstehen, welche Technologien machen Sinn, wie sieht es mit Fotovoltaikanlagen aus? Beratung, Bürgerinformationsveranstaltungen, Projekte an Schulen und Kitas – die Klimaschutzagentur ist bei all dem Partnerin der Stadt Trochtelfingen.

Lange Vorlaufzeit bis Netz steht

Schnell wird das nicht gehen. Zum Beispiel beim Aufbau eines Nahwärmenetzes. »Wir brauchen ein Jahr Vorlauf dafür«, sagt Hasert. Um Transparenz herzustellen, auszuloten, wo die Abnehmer sind und ob es genug sind, damit sich ein solches Netz rechnet. »Wir brauchen die Bereitschaft der Bürger, sich an ein solches Netz anzuschließen.« Bei etwa 55 bis 60 Prozent Anschlussdichte würde sich ein Nahwärmenetz lohnen.

Einige Stadträte erklärten, Trochtelfingen habe sich bereits vorher auf den Klimaschutz-Weg begeben. Herbert Stelz etwa zählte auf: »Vor 20 Jahren haben wir schon bei der Gemeindebibliothek auf Geothermie gesetzt.« Er nannte die Holzschnitzelanlage bei der Werdenbergschule und dass öffentliche Gebäude für Fotovoltaikanlagen zur Verfügung gestellt wurden. »Bei uns rennen Sie offene Türen ein«, lautet seine Entscheidung für den Beitritt zur Klimaschutzagentur. »Wir müssen als Kommune ein Zeichen setzen mit dem Beitritt, und auch Bürger sollen partizipieren«, sagt Martin Tschöpe.

Appell: Wieder sparen lernen

Er appelliert aber auch an die dem Schwaben nachgesagten Eigenschaft: "Der Schwob ist sparen gewöhnt, aber wir haben es verlernt, da müssen wir wieder hinkommen." Und Bernd Hummel: "Wir sind schon bei einigen Dingen eingestiegen wie Geothermie und Fotovoltaik. Ich hab da schon einige Ideen, könnte 50 Projekte nennen", die Trochtelfingen angehen könnte." Für Armin Zeiler aber gehen die bisherigen Bemühungen gegen null: "Das ist jetzt die Grundsteinlegung für eine hoffnungsvolle Zukunft, ansonsten haben wir nicht viel erreicht."

Besser spät als gar nicht: Nun werden die Bemühungen, CO2-Emissionen zu reduzieren, und die Bemühungen um energieeffizienteres Heizen erhöht. »Das ist ein mittel- bis langfristiger Prozess, den wir jetzt aber starten müssen. Mit Tempo«, sagt Bernd Hummel. Ein Hebel, sagt Hasert, seien Neubaugebiete. Trochtelfingen plant gerade die Kernstadt-Erweiterung West mit mehrgeschossigen Häusern und bis zu 280 Wohnungen. Heißt: Die Bewohner könnten verpflichtet werden, ihre Energie von der Stadt beziehungsweise dem vorgeschriebenen Energiemix zu beziehen. Hasert sagt: »Irgendwann wird das selbstverständlich sein.«

Gut angelegtes Geld

Die Kosten: Als Gesellschafter bringt die Stadt eine einmalige Einlage von 2 500 Euro ein sowie einen jährlichen Beitrag. Dieser liegt bei 25 Cent pro Einwohner. Für Trochtelfingen kommt ein Betrag von 1 583,50 Euro zusammen. Der Eigenanteil der Stadt für das Kommunale Energiemanagement mit einer zunächst befristeten Laufzeit von drei Jahren beträgt 3 210 Euro. »Es bringt uns was«, sagt Bernd Hummel. Bei einer verhältnismäßig niedrigen Einlage und »großem Nutzen ist das ein schwäbisch gutes Invest«. (cofi)