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Aktuell Kirche

Reformen und Transparenz bleiben im Fokus

Der Pfarrgemeinderat der katholischen Seelsorgeeinheit Gammertingen-Trochtelfingen tagte in Klausur.

Mitglieder des Pfarrgemeinderates der Seelsorgeeinheit Gammertingen-Trochtelfingen.  FOTO: KIRCHE
Mitglieder des Pfarrgemeinderates der Seelsorgeeinheit Gammertingen-Trochtelfingen. Foto: Kirche
Mitglieder des Pfarrgemeinderates der Seelsorgeeinheit Gammertingen-Trochtelfingen.
Foto: Kirche

TROCHTELFINGEN/GAMMERTINGEN. »Als Kirche unterwegs – Wo stehen wir und wie geht es in Zukunft weiter?« Mit diesen großen Fragen beschäftigten sich die Pfarrgemeinderätinnen und -räte der katholischen Seelsorgeeinheit Gammertingen-Trochtelfingen. Sowohl Bestandsaufnahme als auch Zukunftsfragen waren Inhalt der Klausurtagung in der Pfarrscheuer in Trochtelfingen.

Neben einem geistlichen Impuls jeweils zum Einstieg, begleitet von geselligem Miteinander, standen drei Bereiche auf dem Programm: Kirche vor Ort, Kirchenentwicklung 2030 und Weltkirche. Durch verschiedene Methoden kamen die Mitglieder zum ersten Thema »Kirche vor Ort« in Kleingruppen ins Gespräch: Was ist mir wichtig? Was motiviert, ärgert oder frustriert mich? Ein Prozess, der schon länger zu beobachten war, hat sich durch Corona und den Gesellschaftswandel manifestiert: Das Gemeindeleben hat sich stark verändert, viele Menschen aller Altersstufen haben sich aus verschiedensten Gründen zurückgezogen.

In der zweiten Runde ginge es um die von der Diözese Freiburg eingeschlagene »Kirchenentwicklung 2030«. Die Pfarrgemeinderäte waren sich einig, dass es noch Informationsbedarf darüber gibt und die größeren Strukturen sicherlich eine schwierigere Kommunikation mit sich bringen werden. Jedoch »muss sich unausweichlich etwas verändern«, so das Fazit, da sowohl die Zahl der Gläubigen als auch die Zahl der Haupt- und Ehrenamtlichen immer mehr zurückgeht. Der Prozess der »Kirchenentwicklung 2030« wird als ein Suchprozess verstanden, in dem alle am kirchlichen Leben Beteiligten zur Rückmeldung aufgerufen sind und Projekte und Ideen ausprobieren können, damit sie auch in Zukunft »gut katholisch sein können«, wie Erzbischof Burger als ein Hauptziel dazu formulierte.

In einer dritten Runde beschäftigten sich die Ratsmitglieder mit dem Thema »Weltkirche«. Hier war der Frust groß und die Diskussion besonders emotional. Durch die verschiedenen Enthüllungsprozesse in den vergangenen Jahren, über Missbrauchsstudien, Finanzskandale und fehlende Reformbereitschaft, hat die Kirche als solche großen Schaden genommen und an Akzeptanz verloren. Auch in den Gemeinden reagieren Menschen mit Kirchenaustritten, Ärger oder Unverständnis über die Amtskirche. Nach Ansicht des Gremiums fehlt es hier dringend an Reformen und Transparenz, um die Glaubwürdigkeit der Kirche auch nur ansatzweise wiederherzustellen.

Freie Gottesdienstformen

In der Seelsorgeeinheit Gammertingen-Trochtelfingen möchte man im liturgischen Bereich weiterhin, neben der klassischen Messe, neue Wege gehen. So könnten wieder mehr Gläubige und vor allem auch fernstehende Menschen angesprochen werden, die sich vielleicht in den alten Strukturen nicht mehr wiederfänden und neue Formen ihres Glaubens suchten. Die Freiluftgottesdienste zum Beispiel sollen auch nach Corona fortgeführt, ökumenische Feiern verstärkt angeboten werden. Impulsspazierwege in der Natur oder freiere Gottesdienstformen würden gut angenommen und bekämen viele positive Rückmeldungen.

Eine wesentliche Zukunftsaufgabe wird es sein, die Gemeindeteams noch stärker einzubinden und für die eigenverantwortliche Gestaltung des kirchlichen Lebens zu fördern, denn sie werden den engen Kontakt zur Gemeinde im Blick behalten. Ebenso werden die Gewinnung und Förderung von Ehrenamtlichen in allen Bereichen ein gravierendes Anliegen der Zukunft sein.

Am Ende der Klausurtagung blieb die Frage, wie sich die einzelnen Seelsorgeeinheiten in einer immer größer werdenden Organisationsform, welche in naher Zukunft das Gebiet des heutigen Dekanates Sigmaringen-Messkirch umfassen wird, aufstellen und organisieren können, damit kirchliches Leben für die Menschen noch erfahrbar bleibt. Diese Aufgabe wird die Pfarrgemeinderäte noch eine Weile beschäftigen.

In den Austauschrunden wurden einige Ideen und Anregungen benannt, wie im sozialen Bereich das kirchliche Engagement intensiviert werden kann. Auch die ökumenischen Angebote in Zusammenarbeit mit der evangelischen Verbundkirchengemeinde sollen weiter ausgebaut werden. Denn auch die Geschwisterkirche sieht sich vor ähnlichen Herausforderungen. Die drei Moderatoren, Pfarrgemeinderatsvorsitzende Hilde Butscher, ihr Stellvertreter Oliver Türk und Pastoralreferent Matthias Kopp, bekamen am Ende der Klausurtagung, aus der alle Teilnehmer ermutigt und mit Hausaufgaben im Gepäck gingen, als Dank Blumen überreicht. (k)