TROCHTELFINGEN. Keine Polemik, keine Unterstellungen: Die Diskussion im Gemeinderat über den Einwohnerantrag und die Anhörung der Bürgerinitiative (BI) liefen sachlich ab. Nach Beantwortung der Fragen und Schlussvorträgen von BI und Bürgermeister haben die Gemeinderäte Stellung genommen.
»Es war Zeit, dass wir zusammengekommen sind. Den Antworten der Gemeinde ist nichts hinzuzufügen. Alles andere sind Verschwörungstheorien. Wir wissen nicht mehr und nicht weniger, als was in der Vorlage steht«, sagt Martin Tschöpe. Er stellte noch mal klar, wie die Situation für die Stadt ist und dass Gerüchte über bereits getroffene Entscheidungen falsch sind: »Wir stehen zwischen der Bürgerinitiative und der Politik und wissen auch nicht, wie es weitergeht. Aber Flächen haben wir für einen Windpark nicht gegeben.«
Die Landesregierung will den Bau von Windrädern im Ländle forcieren. »Was wir hier erleben, ist Demokratie. Diese Regierung wurde gewählt, jetzt wird das Thema von oben durchgereicht. Wir können nichts verhindern, sondern nur im Rahmen der Gesetze kanalisieren«, sagt Herbert Stelz »Ich bin froh, dass die Emotionen raus sind. Aber der Gemeinderat ist nicht das richtige Gremium, um grundsätzlich über den Klimawandel zu diskutieren. Wir sind geknebelt, und das Ding wird durchgeboxt. Aus diesem Knebel können wir nur versuchen, gestalterisch herauszukommen.« Damit meint Bernd Hummel das Aufstellen eines Flächennutzungsplans. »Aber wir sind nicht mehr Herr des Handelns, sind an gesetzliche Bestimmungen gebunden.« Die einzige Stellschraube, an der Trochtelfingen drehen könne, sei zu überlegen, ob die Stadt eigene Flächen – im möglichen Gebiet in Mägerkingen ist das überwiegend Wald – zur Verfügung stelle und verpachte. »Aber uns war es immer wichtig, den Wald zu erhalten. Ihn nun großflächig zur Verfügung stellen zu müssen, ist schlimm.«
Das Anliegen der BI kann Jürgen Klingenstein mittragen: »Wir müssen Windkraft hier auf der Alb verhindern. Windenergie ist wichtig, aber nicht der Wahrheit letzter Schluss. Wir haben große Verantwortung«, sowohl für den Klimaschutz als auch für die Bürger, meint Klingenstein, weil die BI auch die Vorsorgepflicht der Gemeinde angesprochen hat. »Wir wollen Klimaschutz. Aber jeder soll doch bei sich anfangen: mal das Licht ausschalten, mal laufen«, statt mit dem Auto zu fahren. »Dann ist auch schon was gewonnen.«
Einige Gemeinderäte hatten den Einstieg in einen Dialog gelobt. »Das ist kein Dialog«, kritisiert Karin Goerlich. »Da stelle ich mir vor, dass auch Windkraftbefürworter Stellung nehmen. Wir sprechen hier über einen von 500 Leuten unterschriebenen Antrag. Die stehen nicht für ganz Trochtelfingen. Wir müssen alle zu Wort kommen lassen.« Weil die Bürgerinitiative Windkraft ablehnt, die sie als » nicht grundlastfähige Energieversorgung« für eine Industrienation wie Deutschland einstuft (Zitat Stephan Rudolph), wollte Ellen Schoser konkret wissen, welche »Alternative zu alternativen Energien« die BI denn vorschlägt. Darauf hatten deren Vertrauenspersonen keine Antwort. Pia Herkewitz sagt: »Ich maße mir nicht an, darauf eine Antwort zu geben.«
Dass der Gemeinderat Verantwortung übernehmen muss, ist unbestritten. Aber Heike Kozel sieht diese Aufgabe woanders als Jürgen Klingenstein: »Wir sind es der nächsten Generation schuldig, etwas gegen den Klimawandel zu tun. Und irgendwoher muss der Strom ja kommen.« (GEA)