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Aktuell Wetterjahr 2021

Niederschläge sorgten in Engstingen für Furore

Bilanz der Klimastation Engstingen: Nassester Sommer seit 55 Jahren, trockenster Herbst seit 59 Jahren.

Regen auf der Windschutzscheibe.
Regen auf der Windschutzscheibe. Foto: dpa/Symbolfoto
Regen auf der Windschutzscheibe.
Foto: dpa/Symbolfoto

LICHTENSTEIN/ENGSTINGEN. Die Temperaturen standen im Wetterjahr 2021 nicht im Vordergrund, im Gegensatz zu den Jahren zuvor. Wegen des kalten Frühjahrs war es das kühlste Jahr seit 2013. Bei der Sonne gab es keine extremen Abweichungen vom langjährigen Mittelwert, überdurchschnittlich lang schien sie aber im Frühling und im Herbst. Auch Wind und Schnee waren im üblichen Rahmen, wie Roland Hummel von der privaten Klimastation bilanziert. So sorgten 2021 vor allem die Niederschlägen für Furore.

Das Jahr startete mit dem schneereichsten Januar seit 36 Jahren. Der kälteste Jahresmonat war fast bis zum Monatsende hin ein Traum für Wintersportler. Im Spätwintermonat Februar schlug dann das Wetterpendel extrem aus: Saharaluft und arktische Kälte. In der sehr milden Luft am Monatsanfang war zeitweise Saharastaub dabei.

Ein plötzlicher Kälteeinbruch brachte dann den Spätwinter zurück. Mit -18,7 Grad wurde am 11. die kälteste Temperatur des Jahres gemessen. Knapp über der 13 Zentimeter hohen Schneedecke wurden am 12.  frühmorgens sogar -22 Grad registriert. Nur wenige Tage später folgte eine Kehrtwende. In der letzten Februardekade stiegen die Temperaturen trotz Nachtfrosts tagsüber bis auf 20 Grad an. Am 25. wurde mit 20,2 Grad erstmals die 20-Grad-Marke in einem Februar seit Beginn der Messungen im Jahre 1987 übertroffen.

Im ansonsten normalen März gab es einen weiteren Temperatur-Tagesrekord mit 22,2 Grad am Monatsletzten. Dafür zeigte dann der nasse April mit 24 Frost- und sechs Schneetagen sein eiskaltes Gesicht. Auch der Wonnemonat Mai hatte deutlich zu niedrige Temperaturen, dazu viel Regen und nach dem Durchzug von Sturmtief »Eugen« schneite es am 7. Mai sogar nochmal. Es wurde schließlich der kühlste Mai seit 30 Jahren.

Vom Hochwasser-Tief verschont

Mit dem Frühsommerauftakt im Juni erhöhten die zahlreichen Gewitter deutlich ihre Intensität. Engstingen blieb aber das ganze Sommerhalbjahr über von Hagel verschont. Im nassesten Juni seit 29 Jahren wurde allerdings am 17. mit 30 Grad die höchste Jahrestemperatur gemessen. Es folgte der kühlste Juli seit neun Jahren mit 21 Regentagen.

Dabei fielen bei einem gewittrigen Starkregen am 8. insgesamt 55,5 Millimeter Niederschlag. Vom Hochwassertief »Bernd« am 14. blieb die Region jedoch verschont. Dennoch fiel der gesamte Sommer ins Wasser, weil auch im August trotz einiger Sonnentage überdurchschnittlich viel Regen fiel. Es war der nasseste Sommer seit 55 Jahren. Das Grundwasserdefizit des Vorjahres wurde deutlich reduziert.

Mit Beginn des Frühherbstes im September schlossen sich die großen Regenschleusen. Ein schöner Altweibersommer entschädigte bis zur Monatsmitte für entgangene Sommertage mit Tagestemperaturen von 20 bis 25 Grad. Auch im Oktober war es meistens trocken mit viel Sonnenschein. Der goldene Oktober wurde nur vom Sturmtief »Hendrik« am 21. mit Spitzenböen bis zu 90 Stundenkilometern unterbrochen. In den Wäldern gab es einige entwurzelte Bäume.

Da auch der Spätherbst im November keine stärkeren Niederschläge brachte, war es der niederschlagsärmste Herbst seit 59 Jahren. Eine Nordwestwetterlage brachte mit böigen Winden bis 80 Stundenkilometer am Monatsende den Frühwinter auf die Albhochfläche. Die dünne Schneedecke hielt sich etwa zwei Wochen lang, Wintersport war aber nur eingeschränkt möglich.

Vorfrühling im Dezember

Auf den Frühwinter folgte Mitte Dezember der Vorfrühling. Das Weihnachtstauwetter war seiner Zeit um über eine Woche voraus. An den Feiertagen lagen nur noch Schneereste, zumeist in den Wäldern. Stürmische Winde mit Böen bis 80 Stundenkilometer prägten mit milder Luft die letzte Jahreswoche.

Mit einer mittleren Temperatur von 7,4 Grad war das Jahr 2021 um 0,1 Grad kühler als normal (im Mittel der Jahre 1991 bis 2020). Die größte positive Abweichung gab es im Februar, der April und der Mai hatten das größte Temperaturdefizit. Die Sonne schien 1 863 Stunden lang (normal 1 737).

Der Juni war mit 255 Stunden der sonnigste Jahresmonat, am trübsten war es aufgrund der Schneefälle im Januar. Die Niederschläge summierten sich auf 1 076 Millimeter (normal 992). Der nasseste Monat war der Juli mit 185 Millimetern (165 Prozent). Nur 31 bis 34 Millimeter fielen im September, Oktober und November. Gewittertage gab es 23 (normal 30). (hu)

www.wetterring.de

WETTERJAHR 2021

Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer

In den einzelnen Monaten mit Abweichung (in Klammern) vom Mittel der vergangenen 30 Jahre:

Januar: -1,0 Grad C (0.0), 123 Millimeter (167 %), 43 Stunden (65%)

Februar: 2,2 Grad (+2.7), 54 Millimeter (84 %), 136 Stunden (152 %)

März: 2,9 Grad (-0,2), 73 Millimeter (100 %), 162 Stunden (121 %)

April: 4,5 Grad (-2.6), 39 Millimeter (59 %), 186 Stunden (110 %)

Mai: 8,9 Grad (-2,5), 130 Millimeter (120 %), 193 Stunden (97 %)

Juni: 17,0 Grad (+2,0), 157 Millimeter (165 %), 255 Stunden (117 %)

Juli: 15,9 Grad (-0,7), 185 Millimeter, (165 %) 210 Stunden (88 %)

August: 14,8 Grad (-1,3), 118 Millimeter (124 %), 176 Stunden (79 %)

September: 12,9 Grad (+1,2), 31 Millimeter (45 %), 225 Stunden (137 %)

Oktober: 7,3 Grad (-0,4), 34 Millimeter (44 %), 163 Stunden (113 %)

November: 2,1 Grad (-0,9), 30 Millimeter (41%), 67 Stunden (96 %)

Dezember: 1,6 Grad (+1,7), 103 Millimeter (120 %), 48 Stunden (85 %).

Jahr 2021 insgesamt: 7,4 Grad (-0,1), 1 076 Millimeter (107 %), 1 863 Stunden (107 %). (hu)