Logo
Aktuell Umwelt

Naturbelassen: Wie die Minigolfanlage in Anhausen seit Corona aussieht

Noch ruht die Minigolfanlage in Anhausen. Gräser, Büsche und Blumen nützen die Abwesenheit der Spieler

Auch im Looping blüht's.
Auch im Looping blüht's. Foto: Steffen Wurster
Auch im Looping blüht's.
Foto: Steffen Wurster

HAYINGEN-ANHAUSEN. Wenn der Mensch sich in die eigenen vier Wände zurückzieht, rückt Mutter Natur nach. Zu Beginn der Coronakrise gingen Bilder und Youtube-Filmchen um die Welt, die Damhirsche in Paris zeigten, wilde Truthähne in Chicago oder Schakale in Tel Aviv. Auch die Minigolfanlage im Hayinger Teilort Anhausen zeigt sich nach Monaten der Corona-Zwangspause ungewohnt naturbelassen, wenn auch ohne Hirsche und Truthähne.

Von Corona überholt.
Von Corona überholt. Foto: Steffen Wurster
Von Corona überholt.
Foto: Steffen Wurster

Die Steinmetzin und Architektin Birgit Münz und ihr Partner Innenarchitekt Horst Frankenhauser haben 2012 den Golfplatz übernommen. Aus Spaß am Spiel, Freude an der idyllischen Location am Lauterufer und um eine geeignete Fläche zur Präsentation ihrer Steinmetzarbeiten zu bekommen. Denn den aufwendigen Transport ihrer gewichtigen Objekte zu Messen und Ausstellungen wollten sie vermeiden: »Wir waren immer die Ersten beim Auf- und die Letzten beim Abbau«, erzählte Frankenhauser kurz nach der Eröffnung. Mit der Partnerin Anita Münz wurde die alte Anlage renoviert, Flächen neu eingeschottert, Stahl geschliffen und lackiert. Loch 18, der »Basketballkorb«, musste verlegt werden und der »Looping« wurde komplett neu aufgebaut.

Der Mund der Wahrheit verschwindet langsam im Gebüsch. FOTOS: WURSTER
Der Mund der Wahrheit verschwindet langsam im Gebüsch. Foto: Steffen Wurster
Der Mund der Wahrheit verschwindet langsam im Gebüsch.
Foto: Steffen Wurster

Einige Werke der Steinmetze sind jetzt als Hindernisse auf dem Green platziert. Es gilt die Ameisen auf Bahn 6 zu umspielen, der züngelnden Riesenschlange den Ball unter den Schwanz zu putten und den Widerstand des Marmorelefanten zu brechen. In Rom steckt der mutige Tourist die Hand in den »Mund der Wahrheit«, in Anhausen wird er mit Bällen gefüttert. Aus schwarzem Stahl und schwer zu spielen sind Pyramide, Röhrenbündel und die »Raupe Nimmersatt«. Eine Bank auf Stahlgestell mit Auflage aus Gauinger Travertin ziert am Wegesrand das Boulefeld.

Angenehm: Mehr Schatten als sonst.
Angenehm: Mehr Schatten als sonst. Foto: Steffen Wurster
Angenehm: Mehr Schatten als sonst.
Foto: Steffen Wurster

Der Boden im Lauterknie ist fruchtbar, der Platz bedarf der ständigen Pflege. Für die gab es in diesem Jahr noch keine zwingende Notwendigkeit, wegen der Coronabeschränkungen wurde in diesem Jahr nicht wie sonst am 1. Mai geöffnet. »Aber wir machen wieder auf«, beruhigt Frankenhauser die Minigolf-Fans. Ob es in diesem Jahr noch klappt, ist noch nicht entschieden: »Wir sind gerade alle anderweitig gut beschäftigt, da kam Corona fast schon gelegen.«

Nicht ganz einfach, da zu putten.
Nicht ganz einfach, da zu putten. Foto: Steffen Wurster
Nicht ganz einfach, da zu putten.
Foto: Steffen Wurster

Und so breiten sich allerlei Kraut und Wildblumen zwischen den Bahnen aus, die Äste der Schatten spendenden Bäume hängen tief, in den Greens stehen anmutige Gräser: »Man könnte mal wieder mähen«, schmunzelt Frankenhauser.

Bis es so weit ist, können die Spaziergänger auf dem Lautertalwanderweg eine Vorstellung davon bekommen, wie die Kulturlandschaft sich verändert, wenn Rasenmäher und Freischneider ein paar Wochen lang nicht zum Einsatz kommen. Die Veränderung geht schneller, als man denkt. Der Literaturtipp des GEA zum Thema: »Die Welt ohne uns«. Autor Alan Weisman beschreibt, was wie lange übrig bleibt, wenn die Menschheit schlagartig verschwinden würde. Keine Überraschung: Minigolfanlagen werden es nicht sein, die als letzte nicht mehr zu erkennen sind, nicht einmal die mit einem steinernen »Mund der Wahrheit«. (GEA)

Blümlein blühen auf der Bahn
Blümlein blühen auf der Bahn Foto: Steffen Wurster
Blümlein blühen auf der Bahn
Foto: Steffen Wurster