TROCHTELFINGEN. 2019 war auch die Welt der Stadtkapelle noch in Ordnung, sie konnte ihr Jubiläum »200 Jahre Blasmusik im Städtle« feiern und mit ihrem Weihnachtskonzert abschließen. Nur zwei Monate später machte das Coronavirus der Geselligkeit den Garaus und zwang den Musikverein zum Aussetzen der wöchentlichen Proben oder zum Absagen schon geplanter Auftritte. »Nach zweijähriger Konzertpause haben wir uns entschieden, aus den beiden entgangenen Weihnachtskonzerten kurzerhand ein Mainachtskonzert zu machen«, führte Vorsitzender Felix Schmid am Samstagabend in ein Programm ein, das von Premieren und Neuanfängen geprägt sei.
Gemeinsame Jugendkapelle
So eröffnete die Flötengruppe mit ihrem ersten Auftritt überhaupt den dreistündigen Abend. Dementsprechend zeigten sich die acht Kids aus Trochtelfingen und Umgebung bei der »Eurovisionsmelodie« noch sehr aufgeregt. »Aber sie freuen sich auch ganz besonders, auf einer Bühne zu stehen, um Ihnen zu zeigen, was sie in den vergangenen nicht einfachen Jahren gelernt haben«, meinte Leiterin Britta Wacker. »Alle Vögel sind schon da« erklang routiniert und den »Bulgarischen Volkstanz« brachte die Gruppe lebhaft dar. Der zehnjährige Dominik Gulde rezitierte ein kleines Musikgedicht. Logisch, dass die gut 300 Zuhörer eine Zugabe forderten.
Und schon stand die nächste Premiere an. Die neu formierte Jugendkapelle mit Jungmusikern der Musikvereine Trochtelfingen, Steinhilben und Wilsingen übernahm die Bühne. Martin Hölz, der 2019 noch das Vorstufenorchester dirigierte, ist neuer Leiter der Juka. Ob die kontrastreiche »Phoenix Overture« von Benjamin Yeo, das »Zauberland« von Kurt Gäble mit rhythmisch kräftiger Einleitung und späterem ruhigen Thema: Das Publikum war begeistert. Luis Hölz hatte die Moderation übernommen und sorgte mit seinen witzigen Kommentaren für herzhaftes Lachen. Auch von der Jugendkapelle forderten die Zuhörer eine Zugabe, die mit der Ballade »Irish Dream« sehr melodiös daherkam.
Schmissig, zackig und mit viel Tempo stieg die Aktivenkapelle unter Leitung von Rüdiger Ruf mit dem »Astronauten-Marsch« ein. In bester Western-Manier überquerten die mehr als dreißig Musiker danach die Appalachen. Kräftiges Schlagwerk, viele Taktwechsel und klasse Solokadenzen kamen beim Publikum bestens an. Beim »Einsamen Hirten« von James Last bewies Brigitte Weil, dass sie ihre Querflöte beherrscht. Die Olympia-Hymne »One Moment in Time« von Whitney Houston bot die Stadtkapelle mit viel Gefühl dar, beim »Washington Post Marsch« glänzten die Bläser des tiefen Blechs ohne Dirigent und Holzbläser mit exzellentem Spiel. Das hohe Blech bestätigte beim »Trompetenalarm« virtuosen Zungenschlag. Mit der mitreißenden Komposition »SaxoPhoning« überzeugte der Saxofon-Satz der Stadtkapelle, und bei »Sparkling Drums« brachte Christoph Guhl mit einem rassigen Schlagzeug-Solo die Werdenberg-Halle fast zum Beben.
Dirigent Ruf führte seine Musiker mit vollem Körpereinsatz zu Höchstleistungen. Und auch zum Abschluss gab es eine Uraufführung. Wilfried Ströbele hatte den »Marsch fürs Städtle« komponiert, die Kapelle spielte ihn mit viel Temperament. Die Weihnachtskonzerte hätten gefehlt, urteilte Bürgermeister Christoph Niesler: »Deswegen finde ich das heute so kurzfristig auf die Beine gestellte Konzert richtig klasse.« Dem stimmte das Publikum mit begeistertem Beifall zu und forderte Zugaben. »Ein Leben lang an Deiner Seite«, das Medley »Abba Gold« und der Konzertmarsch »Salemonia« beendeten den unterhaltsamen Abend. (GEA)
AUSZEICHNUNGEN BEI DER STADTKAPELLE TROCHTELFINGEN
Ehrendirigent, Ehrenvorsitzender, Ehrenmitglied: Musiker zogen alle Register
Zahlreiche Ehrungen standen bei der Stadtkapelle Trochtelfingen an. Zuerst zeichnete Bürgermeister Christoph Niesler langjährige fördernde Mitglieder aus. Karl-Heinz Storz, Gottlieb Wacker, Gerd Butterstein, Martin Buck, Wolfgang Blaser und Friedrich Bisinger erhielten Geschenke für 30 Jahre Unterstützung. Hans Schweizer ist seit sage und schreibe 70 Jahren beim Verein, leider konnte er beim Konzertabend nicht dabei sein. Ahmed Ali vom Blasmusikverband Neckar-Alb lobte die neu formierte Jugendkapelle. »Da sieht man, dass auf der Alb die Zukunft der Blasmusik gesichert ist.« Für zehn Jahre Musizieren erhielt Maria Stephan von ihm die Ehrennadel in Gold. Weil sie seit vierzig Jahren bei der Stadtkapelle mitspielen, wurden Ulrike Hermann, Susanne Klingenstein und Karin Lüdecke mit der Ehrennadel mit Diamant und Ehrenbrief ausgezeichnet. Für fünfzig Jahre Spielen gab es für Renate Krüger, Helmut Schulz und Norbert Ziegler Ehrenbriefe und goldene Ehrennadeln mit Diamant. Schließlich drückte Vorsitzender Felix Schmid noch »die höchste Wertschätzung des Vereins« aus. Für 17 Jahre Dirigententätigkeit in der Aktivenkapelle, Jugendleiter, Dirigent der Jugendkapelle und Ausbilder im Blechblasbereich ernannte Schmid Eberhard Faigle zum Ehrendirigenten. Weil Bernd Hummel seit 52 Jahren bei der Stadtkapelle ist, als Jugendleiter, Jugenddirigent und Instrumentalausbilder fungierte und den Verein von 1996 bis 2007 führte, wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Ehrenmitglied ist Bernd Krüger, weil er 21 Jahre Beisitzer und acht Jahre lang zweiter Vorsitzender war. (lpt)