Ich habe Euch verstanden, »Je vous ai compris«, so hat sich Charles de Gaulle 1958 an die Bevölkerung des damals französischen Algerien gewandt. Landrat Reumann wählte – bewusst oder unbewusst – dieselben Worte an die Pfronstetter, die sich zurzeit »wie im australischen Outback« vorkommen.
Das Landratsamt hat sich mit der Neukonzeption des Öffentlichen Nahverkehrs eine Mammutaufgabe aufgeladen. Mit ohne Zweifel guten Intentionen und dem nachvollziehbaren Ziel, einen für jedermann attraktiven ÖPNV auf die Beine zu stellen – auf dem flachen Land wie in der Stadt. Dass große Vorhaben große Probleme aufwerfen können, ist kein Grund, sie nicht anzugehen.
Mit Problemen muss aber gerechnet werden, und wenn kein fertiger Notfallplan in der Schublade liegt, ist schnelles Nachsteuern gefordert und eine professionelle Kommunikation unabdingbar.
An beidem hat es auf der Alb gefehlt. Zu Recht wurden die zögerlichen Reaktionen aller Verantwortlichen kritisiert. An deutlichen Signalen aus der Region an die Planer hat es wahrlich nicht gemangelt, umso unverständlicher, dass Landrat Reumanns Experten auf dem Podium nicht sattelfest und teilweise abgehoben agierten. Die Eltern fühlen sich dadurch im Stich gelassen, die Region fühlt sich vernachlässigt.
Reumann hat mit seinem schnellen Entschluss, entgegen dem Rat seines Chefplaners einen Verstärkerbus einzusetzen, die Wogen geglättet. Vor allem hat er seiner Mannschaft die Zeit gekauft, die sie braucht, um das Buskonzept bis in die letzten Winkel des Landkreises durchzudenken und das Ziel eines für alle attraktiven öffentlichen Nahverkehrs zu erreichen.
Charles de Gaulle hat die Algerienfranzosen vielleicht bewusst missverstanden – vier Jahre nach seiner Rede zog sich Frankreich aus Nordafrika zurück. Thomas Reumann hat jetzt die Gelegenheit, die Älbler von seiner Ernsthaftigkeit zu überzeugen.