GOMADINGEN. »Freundschaft bedeutet, in der Not zu helfen«, sagt Gomadingens Bürgermeister Klemens Betz. Die Freundschaft vieler Gomadinger mit Ukrainern und Deutschen mit ukrainischem Hintergrund besteht schon lange. Seit 1965 treffen sich Ukrainer auf der Eiche. In den Hochzeiten schlugen über 200 Reisende hier ihre Zelte auf. Die Schirmherrschaft liegt bei der Vereinigung der Ukrainischen Jugend in Deutschland.
Über die Jahrzehnte sind viele Kontakte entstanden, ein Krieg in der alten Heimat der Freunde schmerzt. Bürgermeister Betz und Pfarrer Johannes Streib haben schnell beschlossen, einen Beitrag zur Unterstützung der von einem Angriffskrieg überrollten Menschen zu leisten und rufen zu Spenden auf. Ihr Partner ist die Vereinigung der Ukrainischen Jugend in Deutschland. In einer in das Gomadinger Rathaus übertragenen Telefonkonferenz am Samstagabend schilderten Andrij und Alexander Nesmasznyi (Vater und Sohn) als Vertreter der Ukrainischen Jugend die Situation in der Heimat und die Möglichkeiten, von der Alb aus zu helfen. »Wir aus Gomadingen wollen nicht nur erschüttert sein«, hat Bürgermeister Betz beschlossen, und unterstützt die Aktion »Helft der Ukraine«. »Wir haben uns gefragt, was können wir tun.«
Schmerz- und blutstillende Mittel
Mit den Ansprechpartnern der Vereinigung ist er sicher, dass die Hilfe schnell, zielgenau und ohne Reibungsverluste ankommt. Alexander Nesmasznyi betont, dass jetzt vor allem finanzielle Unterstützung gefragt ist. »Wir stehen in Kontakt mit der Ukraine, wir erfahren was benötigt wird, wir wissen, wo wir es beschaffen können und wie wir es in die betroffenen Gebiete bekommen.« Dass die Hilfe für die Ukraine sich von der Unterstützung von Flüchtlingen, wie sie Pfarrer Streib schon seit Jahren leistet, unterscheidet, wird klar, wenn Alexander Nesmasznyi beschreibt, was beschafft werden soll. Neben Schlafsäcken und Isomatten stehen Schmerzmittel und blutstillende Medikamente auf seiner Liste. »Das ist kein Videospiel«, sagt Alexander Nesmasznyi.
Das sind Hilfen für eine Nation im Krieg, wie Andrij Nesmasznyi immer wieder betont, der über Smartphone und Internet an aktuelle Informationen kommt. »Am 24. Februar hat ein Blitzkrieg begonnen, der von sechs Seiten in das Land getragen wird. Um 4 Uhr wurde uns klar, dass das begonnen hat, womit wir gerechnet, aber ein Stück weit verdrängt hatten.« Die ukrainischen Soldaten hielten viele Stellungen, vollbringen »heldenhafte Taten« gegen die russische Übermacht. Ein großes Problem seien die »versteckten Soldaten«, die in den vergangenen Wochen und Monaten eingesickert sind und jetzt die Russen hinter der Front unterstützten, hat er erfahren. In den großen Städten suchen die Menschen Schutz in den U-Bahn-Stationen, Hunderttausende seien auf der Flucht in die westlichen Regionen und nach Polen. Nesmasznyi dankt den Freunden und macht klar. »Wir brauchen die Hilfe.«
Helfen möchte auch Ludwig Failenschmid aus St. Johann. Er kennt das Zeltlager auf der Eiche seit Kind auf. Der Metzger und Gastronom bringt sich handfest ein. Mehrere Tausend Dosen Wurst und Gulasch stehen bereit, um die erste Not zu lindern. Der Transport könnte ab Ulm erfolgen, Fahrzeuge und erfahrene Fahrer stehen bereit. Ob und wann Hilfstransporte mit Gütern erfolgten, werde sich in den kommenden Tagen entscheiden, sagt Andrij Nesmasznyi.
Wer schnell und unbürokratisch helfen will, kann Spenden auf das Konto der Vereinigung der Ukrainischen Jugend überweisen. Spendenbescheinigungen werden ausgestellt, dafür muss die postalische Adresse angegeben werden. (GEA)
SPENDENKONTO
Vereinigung der Ukrainischen Jugend in Deutschland e.V. Stadtsparkasse München IBAN: DE97 7015 0000 1003 7889 55 Zweck: Hilfe für die Ukraine. Für eine Spendenbescheinigung bitte die Adresse angeben. (GEA)