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Gernot Bizer hat ein Bleiglasfenster für die Trochtelfinger Blasiuskirche geschaffen

Musik und Bleiglasfenster: Zuschauer erwartet doppelter Kunstgenuss in St. Blasius in Mägerkingen

Das neue Bleiglasfenster strahlt über dem Eingang.  FOTOS: BÖHM
Das neue Bleiglasfenster strahlt über dem Eingang. FOTOS: BÖHM
Das neue Bleiglasfenster strahlt über dem Eingang. FOTOS: BÖHM

TROCHTELFINGEN. Die Kirche war voll besetzt, und das Event hatte auch diese Resonanz verdient. In der Reihe »Text+Töne« musizierten am Sonntagabend Professor Hans-Jürgen Kaiser, Domorganist in Fulda, und Elisabeth Zaia aus Mägerkingen in der St. Blasius-Kirche. Martin Rose, früherer langjähriger Pfarrer in Mägerkingen, stellte auch das neue Bleiglasfenster vor, das Gernot Bizer für den Eingang geschaffen hatte.

»Leipziger Glanzlichter« war das Konzert betitelt, da die Komponisten des Abends, Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy und Edvard Grieg, mit dieser Stadt verbunden waren. Das Programm begann mit der barocken Suite h-Moll, die Professor Kaiser für Orgel und Flöte neu gesetzt hatte. Scheinbar mühelos spielten die beiden Musiker Hand in Hand, wie aus einem Guss, ließen die beiden Instrumente jubilieren und gestalteten die unterschiedlichen Tanzsätze wie das schwingende Rondeau, die würdevolle Sarabande oder die extrem schnelle Badinerie überzeugend aus.

Höchstleistung für die Orgel

Elisabeth Zaia, Gymnasiallehrerin für Musik und Deutsch, offenbarte auf der Querflöte eine meisterhafte Virtuosität und tiefe Einfühlung in die Musik. Bei der Fuge g-moll von Bach erschien es unfassbar, was der Domorganist alles aus der kleinen Orgel herausholte. Voller Dynamik, mit umeinander herumwirbelnden Sequenzen und Rhythmen spornte er die Orgel zu Höchstleistung an. Wie Pfarrer Rose erläuterte, habe der Kirchengemeinderat auch viel für das Instrument getan, das aus dem Jahr 1956 stammt. Zuletzt wurden die Tastenbeläge erneuert, was für die Spielbarkeit eine nicht geringe Rolle spielt. Professor Kaiser bescheinigte der Orgel eine gute Qualität, die sich jedoch, weil das sogenannte Schwellwerk zur Lautstärkeregelung fehlt, nur für ausgewählte Romantikstücke eignet.

Im 19. Jahrhundert war es Mendelssohn Bartholdy, der den fast vergessenen Bach wiederentdeckte. Mit der Sonate B-Dur erklang auf der Orgel ein Werk, mit dem der Komponist in drei schnellen und einem gemäßigten Satz die Möglichkeiten des Instruments geradezu auslotet und vorführt. Am Schluss zeigt sich die Orgel wieder würdevoll als Königin der Instrumente.

Gernot Bizer ist Schöpfer des neuen Bleiglasfensters von St. Blasius.
Gernot Bizer ist Schöpfer des neuen Bleiglasfensters von St. Blasius. Foto: Gabriele Böhm
Gernot Bizer ist Schöpfer des neuen Bleiglasfensters von St. Blasius.
Foto: Gabriele Böhm

Edvard Grieg entführte mit der Melodie aus »Lyrische Stücke« op. 47 in die Weiten der nordischen Landschaft. So intensiv, dass die Temperatur in der Kirche um einige Grad zu sinken schien. Auch hier faszinierte das federleichte Zusammenspiel von Flöte und Orgel, bedient von zwei Künstlern, die in ihrer Intensität geradezu besessen von der Musik erschienen. Grieg, dem Norweger, war es als Student in Leipzig freilich zu eng. Er packte seine Sachen und ging zurück in seine Heimat.

Mit den »Liedern ohne Worte« endete das Programm. Sanft, sehnsuchts- und hoffnungsvoll erklang das Andante espressivo; weich und als harmonischer Dialog das »Duetto«, beruhigend der »Abendsegen« mit perlenden, sicheren Orgeltönen und der zarten Flöte darüber. Das Publikum wusste die große Leistung zu würdigen und applaudierte minutenlang.

In mehrfacher Hinsicht einen Übergang symbolisiert das neue Bleiglasfenster, dass Rose vorstellte. Angebracht über der Tür begleitet es die Gläubigem beim Eintreten und beim Verlassen der Kirche, wobei es gerade von innen nach außen seine Farbigkeit entfaltet. »Du bist nicht allein«, lautet die Botschaft, die Gernot Bizer, Künstler aus Mariaberg, den Gläubigen mit auf den Weg gibt, in die Welt hinaus.

Hergestellt wurde das Fenster von der Kunstglaserei Gaiser & Fieber Esslingen. »Ich habe den Herstellungsprozess begleitet«, sagte Bizer. Die erfahrene Firma legte ihm immer neue Farbverläufe vor, aus denen er die passenden auswählte. Das Fenster zeigt, abstrakt und in schwingenden Linien, ein Segelschiff auf dem wogenden Meer, darüber eine stilisierte Sonne. Das Schiff, so Bizer, ist ein Symbol für Aufbruch, Reise und Ankunft, auch bezogen auf die christliche Gemeinde und das Leben des Einzelnen. Immer »mit im Boot« ist Jesus Christus, auf den Christen ihre Hoffnung auch in stürmischen Zeiten setzen dürfen. Farbiges Glas, so Rose, sollte schon in den gotischen Kirchen das Transzendente, die jenseitige Welt neben der sichtbaren, offenbaren.

»Soli deo gloria«

Einem Stifter, der ungenannt bleiben möchte, hat die Kirchengemeinde das neue Fenster mit seinem Motto »Soli deo gloria« (»Gott allein sei Ehr«) zu verdanken. Kirchengemeinderätin Susanne Mader dankte ihm und auch Rudi Hipp, der das Klarglas-Fenster als Stütze des Kunstwerks in vielen Stunden sorgfältiger Arbeit in die barocke Fensteröffnung eingepasst hatte. Verstorben im November 2021 habe Hipp die Fertigstellung leider nicht mehr miterleben können. Für die Kirchengemeinde sei der Prozess der Hinzufügung eines neuen Fensters in die denkmalgeschützte Kirche von 1777 ein »steiniger und lehrreicher Weg« gewesen. Erst nachdem die Genehmigungen von Denkmalamt und Landeskirche vorlagen, habe man beginnen können. (GEA)