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Aktuell Inklusion

Foto-Ausstellung in Münsingen: Die Kunst der Nächstenliebe

In der Ausstellung sind Fotografien in diakonischen Einrichtungen aus den 1960er- und 70er-Jahren zu sehen.  FOTO: BUNDESSTIFTUN
In der Ausstellung sind Fotografien in diakonischen Einrichtungen aus den 1960er- und 70er-Jahren zu sehen. Foto: Köppe/BundesstiftungAufarbeitung
In der Ausstellung sind Fotografien in diakonischen Einrichtungen aus den 1960er- und 70er-Jahren zu sehen.
Foto: Köppe/BundesstiftungAufarbeitung

MÜNSINGEN. »Die Kunst der Nächstenliebe« ist der Titel einer Ausstellung, die am morgigen Freitag, 1. Oktober, 18 Uhr in der Münsinger Zehntscheuer eröffnet wird und bis 17. November zu sehen ist. Grußworte zur Vernissage sprechen Pfarrer Frank Wößner, Vorstandsvorsitzender der Samariterstiftung, und Markus Mörike, Regionalleiter Münsinger Alb, gemeinsam mit Bewohnern des Samariterstifts Grafeneck. Dr. Ursula Röper, Kulturhistorische Projekte Berlin, führt in die Wanderausstellung ein, die sich mit der tiefen Dimension von Inklusion und liebevoller Zugewandtheit befasst.

Wie das Gebot der Nächstenliebe ganz praktisch aussehen kann, was sie mit Inklusion zu tun hat, und wie sie gelebt werden kann, zeigt die bundesweite Ausstellung, die Menschen mit Behinderung in Fotos porträtiert hat und von jungen und alten Menschen erzählt, die in diakonischen Einrichtungen der 1970er-und 1980er-Jahre sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland lebten. Die Präsentation der 42 Fotos ist in sieben Themengruppen aufgeteilt. Diese orientieren sich an den in der Inklusionsdebatte diskutierten Kategorien der Teilhabe, wie zum Beispiel: Freundschaft und Nähe oder Beweglichkeit und Begegnung oder Lernen und Neugierde.

Predigten und Märchenstunde

In Münsingen wird die Ausstellung als Kooperationsprojekt realisiert. Mit dabei sind die Münsinger Alb und Hospizstiftung – Zeit für Menschen in Kooperation mit der Stadt Münsingen, die Schillerschule,̈ die Evangelische Kirchengemeinde, die Evangelische Bildung Reutlingen, der Kreisverband der Landfrauen, die Diakonische Bezirksstelle Münsingen, das Samariterstift Münsingen/Grafeneck, die Volkshochschule Bad Urach-Münsingen und die Samariterstiftung.

Rund um die Ausstellung, die kostenlos besucht werden kann, gibt es ein breites Begleitprogramm. Bei einem Infotag am Freitag, 15. Oktober, um 16 Uhr in der Mensa der Schillerschule in Münsingen widmen sich Lehrer, Eltern, Schüler dem Gedanken, Schule einmal ganz neu zu denken. »Lernen heißt Erleben – Fremdsein gibt es nicht!« lautet die These. Arbeiten ohne Stundenplan. Lehrer heißen Lernbegleiter, die Schüler sind die Lernpartner. Und gelernt wird, worauf man Lust hat und nach eigenem Tempo. Das funktioniert und ist erfolgreich. Seit einigen Jahren arbeitet die Alemannenschule in Wutöschingen nach dem Schmetterlingsprinzip, das bedeutet: Der eine Flügel ist die Selbstorganisation, der andere das Lernen durch Erleben. Nicht nur das Leistungsniveau ist gestiegen, zugleich sind die Grenzen sozialer Herkunft gefallen und Kinder mit Behinderung wurden integriert. Das Wort Inklusion gibt es hier nicht. Der Eintritt ist frei.

Am Sonntag, 24. Oktober, wird in verschiedenen Gottesdiensten zum Thema »Die Kunst, den Nächsten zu sehen – von der Ebenbildlichkeit Gottes und der Würde des Menschen« gepredigt. Und zwar um 9.15 Uhr in der Andreaskirche in Trailfingen und um 10.15 Uhr in der Martinskirche in Münsingen. Alle Leben auf der Erde sind Geschöpfe Gottes. Salopp gesagt: »Der Tierpark des Herrn ist groß – und er hat sie alle lieb.« Unterschiedlichkeit ist Programm und jedes Leben hat seine eigene Würde. Es ist aber schwer, die Verschiedenartigkeit nicht nur auszuhalten, sondern sogar eine Chance darin zu sehen. Sie fordert auf, sich nicht allein als Maßstab zu sehen, sondern sich dem Fremden zuzuwenden. Inklusion und Teilhabe gelingt in der Begegnung.

Kabarett und Märchenstunde

Schließlich lädt der Kabarettist Rainer Schmid am Sonntag, 24. Oktober, um 16 Uhr, in die Zehntscheuer Münsingen ein. Mit seinem Stück »Däumchen drehen – keine Hände, keine Langeweile« nimmt er seine Zuhörer mit Humor, Schlagfertigkeit und Lebensfreude auf eine Reise durch die Inklusion. Das kommt bei ihm besonders authentisch rüber, denn er selbst ist ohne Unterarme und mit einem verkürzten rechten Oberschenkel geboren. Trotz oder vielleicht gerade deswegen ist es ihm gelungen, ein erfolgreiches, vielseitiges Leben in der Mitte der Gesellschaft zu gestalten.

Schließlich ist am Freitag, 12. November, um 15 Uhr Märchenstunde in der Zehntscheuer. »Wer hat Angst vor dem bösen Wolf?« Diese Frage aus dem Grimm’schen Märchenschatz lässt sich auch inklusiv beantworten. Carmen Stumpf und Katrin Morlock lassen die Zuhörer staunen und träumen. Sie erleben die Kraft und Weisheit alter Überlieferungen: Kinder gehen unbefangen mit ihren Mitmenschen um. Das Märchen erzählt spielerisch vom Fremden und wie Annäherung gelingen kann.

Für die Vernissage wird um Anmeldung gebeten, es gelten die aktuellen Corona-Auflagen. (pm)

alice.rabe@samariterstiftung.de

07022 505273

www.die-kunst-der-naechstenliebe.de