ENGSTINGEN. Der mittlere Frühlingsmonat machte seinem Ruf als wechselhaftem Monat in diesem Jahr alle Ehre. Bis auf die ausgebliebenen Gewitter waren fast alle relevanten Wetterlagen vorhanden, berichtet Roland Hummel von der privaten Klimastation in Engstingen. Einen richtigen Kaltstart gab es gleich zu Monatsbeginn. Nach kräftigen Schneefällen wurden am dritten April 13 Zentimeter Schnee gemessen. Das war immerhin die höchste Schneehöhe des gesamten Winters 2021/2022.
188 Sonnenstunden
Auf den Schnee folgte direkt richtiges Eisschrankwetter. Nach zwei Tagen mit Dauerfrost sanken die Temperaturen in der Frühe des 4. April bis auf minus 12,4 Grad Celsius in der Klimahütte und sogar bis auf minus 14,4 Grad Celsius knapp über der Schneeoberfläche ab. Das waren absolut neue Kälterekorde für den April seit Messbeginn im Jahr 1987.
Auf die spätwinterlich geprägte erste Dekade folgte dann in der zweiten Dekade eine markante Wetterumstellung. Zwölf Tage lang blieb es nun trocken, und bei reichlichem Sonnenschein stiegen die Temperaturen besonders tagsüber deutlich an. Ein kurzer Warmluftvorstoß aus Südwesten brachte am 13. April den bisherigen Jahreshöchstwert von 22,3 Grad Celsius. Innerhalb von nur neun Tagen gab es somit einen Temperaturunterschied von immerhin 33,7 Grad.
Nach nächtlichem Frost gab es dann an den sonnigen Osterfeiertagen Nachmittagstemperaturen von 12 bis 14 Grad. Die flächendeckende Löwenzahnblüte in etwa 700 bis 750 Metern über Normalnull erfolgte dann am 20. April – normal blüht der Löwenzahn erst eine Woche später. Durch die Trockenheit des Vorfrühlings war die Vegetation jedoch spärlicher als gewöhnlich zu dieser Zeit. Die Niederschläge in der letzten Dekade brachten dann aber noch einen kleinen Schub, da auch die Nächte zumeist frostfrei blieben. Tagsüber pendelten sich die Temperaturen bei Normalwerten von 10 bis 16 Grad ein. Sonne und Wolken waren oft im ständigen Wechsel.
Mit einer mittleren Temperatur von 6 Grad war der April 2022 um 1,1 Grad kälter als im Jahresmittel (1991−2020). Die Niederschläge summierten sich auf 95,7 Millimeter, das entspricht 147 Prozent des langjährigen Mittels. Auf immerhin 188 Stunden (111 Prozent) brachte es die Sonne in diesem wechselhaftem Frühlingsmonat. (hu)