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Aktuell Neue Regelung

Ein Bon pro Brezel – das ist zu viel: Bäcker kritisieren das neue Kassengesetz

Seit dem 1. Januar gilt das neue Kassengesetz, die sogenannte Bonpflicht. Das trifft Eisdiele und Imbissbude, Bäcker und Gastwirte. Vor allem für kleine Handwerksbäcker wie Günther Weber aus Zwiefalten und Michael Haug aus Sonnenbühl ist das Gesetz ein »Bürokratie-Monster« und »Schikane«.

Die Kassenzettel-Ausbeute eines Samstags beim Loretto-Bäcker: für die Tonne produziert.  FOTO: FISCHER
Die Kassenzettel-Ausbeute eines Samstags beim Loretto-Bäcker: für die Tonne produziert. FOTO: FISCHER
Die Kassenzettel-Ausbeute eines Samstags beim Loretto-Bäcker: für die Tonne produziert. FOTO: FISCHER

SONNENBÜHL/ZWIEFALTEN. Eine Dinkelseele, eine Butterbrezel, ein Weckle: Das alles kostet weniger als einen Euro. Das Backwerk ist schnell bezahlt, genau so schnell ist der Kunde wieder raus aus dem Geschäft. Der Kassenzettel, der seit dem 1. Januar ausgedruckt werden muss, wandert meist nicht ins Portemonnaie des Käufers, sondern landet direkt beim Bäcker im Mülleimer. In Supermärkten und großen Kaufhäusern ist es zwar schon lang so, dass der Kunde eine Quittung erhält. Aber das neue Kassengesetz gilt nun eben auch für Bäcker, Wochenmärkte, Gastwirte, Eisdielen, Kioske, Imbissbuden und stellt vor allem kleine Betriebe vor Herausforderungen. Der Loretto-Bäcker aus Zwiefalten und Bäcker Michael Haug aus Genkingen kritisieren die Regelung, die helfen soll, dass an der Ladentheke kein Geld am Fiskus vorbeigeschafft wird.

»Wir stehen unter Generalverdacht, dass wir Steuerhinterzieher sind. Das stört mich extrem«, sagt Günther Weber. Seit 22 Jahren betreiben er und Daniela Bürkle die vom Verband Bioland zertifizierte Loretto-Bäckerei. Ein kleiner Betrieb mit Verkaufstagen von freitags bis sonntags. Vor zwei Jahren haben die beiden in ein bereits seit 2016 vorgeschriebenes Kassensystem investiert – in mittlerer vierstelliger Höhe. Auch in den vier Verkaufsstellen des Genkinger Bäckermeisters Michael Haug sind die Kassen auf dem geforderten modernen Stand. »Sie sind so eingestellt, dass sie jeden Vorgang registrieren und dokumentieren. Was soll da der Kassenzettel beweisen?«, sagt der Bäcker. Er kritisiert das Gesetz als »Bürokratie-Monster«.

Außerdem bestehen die Kassenzettel aus Thermopapier, das als gesundheitsgefährdend und umweltschädlich gilt und nicht in der Papiertonne entsorgt werden darf. »99 Prozent unserer Kunden wollen den Beleg gar nicht haben und mitnehmen«, sagt Daniela Bürkle. Der Loretto-Bäcker ist Mitglied im Verein Die freien Bäcker. Dieser Zusammenschluss kritisiert die Bonpflicht scharf. Mehrere Mitgliedsbetriebe haben eine Protestaktion gestartet, darunter zwar nicht Günther Weber, aber die Bio-Bäckerei Weber in Winnenden, wo der Loretto-Bäcker zuvor gearbeitet hatte. Einen Samstag lang haben die Bäckereien die von den Kunden nicht mitgenommenen Belege gesammelt und am Montag im Laden ausgestreut. »Diese Aktion richtet sich gegen eine weitere Daumenschraube, mit der Druck auf Handwerksbetriebe und Einzelhändler ausgeübt wird«, heißt es dazu auf der Internetseite.

Den ganzen Artikel lesen Sie in der morgigen Ausgabe im GEA. (GEA)