TROCHTELFINGEN-MÄGERKINGEN. »Um 21 Uhr war praktisch alles ausverkauft«, sagt Eberhard Pilger rückblickend über die »Winternacht im Dorf«, die das DRK Mägerkingen-Hausen am Samstag in 19 Jahren zum nunmehr 17. Mal veranstaltet hat. Das Konzept ist so einfach wie erfolgreich: Auf dem Mägerkinger Dorfplatz bauen die Mitglieder der Bereitschaft Mägerkingen-Hausen ein Verpflegungszelt und zahlreiche Schwedenfeuer auf, dazu eine riesige Feuerschale, urige Fässer als Stehtische und sie hängen ein paar Lichterketten in die Bäume – fertig ist das Ambiente für die erste Freiluftveranstaltung im Jahr in der Stadt Trochtelfingen.
Wenn es dann richtig schön kalt ist, idealerweise etwas winterliches Weiß die Szenerie einhüllt und zum ersten Mal in diesem Jahr der Duft von frisch gekochtem Gulasch, saftigen Waffeln, der ersten »Fest-Roten« des Jahres und schwedischem Äppelglögg durchs Dorf zieht, sind die Leute auf den Beinen. Angesichts der verkauften Essensportionen könnten es gut 250 bis 300 gewesen sein. Nach den dunklen Monaten ohne Outdoor-Events sich unter freiem Himmel mal wieder zu treffen, zu schwätzen, gemeinsam zu essen und zu trinken – das zieht die Menschen an. Was als Ortsteilfest begann, ist zwischenzeitlich über die Dorf- und Stadtgrenzen hinaus bekannt und beliebt.
Finanzen der Bereitschaft sollen so aufgestockt werden
Auf diese Akzeptanz ist das DRK Mägerkingen-Hausen angewiesen, denn neben den Blutspenden, den Kleidersammlungen, der Fahrradbörse und den Sanitätsdiensten ist die Winternacht eine der Gelegenheiten, die Finanzen der Bereitschaft aufzustocken.
Was regelmäßig ungläubiges Staunen auslöst, muss immer wieder bestätigt werden: Was die DRK-Ortsvereine mit ihren Bereitschaften leisten, geschieht – anders als bei anderen Mitgliedern der Blaulichtfraktion – komplett ehrenamtlich, unentgeltlich und ohne Kostenersatz. Das heißt, jedes Pflaster, jeder Verband, jede Beatmungsmaske, die bei einem der 287 Einsätze im vergangenen Jahr von den vier Helfern vor Ort (HvO) bei einem Einsatz für einen Verletzten verwendet wurden, musste von der Bereitschaft selbst erworben und das dafür nötige Geld dafür erarbeitet werden.
Einen guten Stand in der Bevölkerung
Neben den Verbrauchsmaterialien gilt das auch für die Fahrzeuge und deren Ausstattung. »Wir haben in der Bevölkerung einen guten Stand, das macht sich auch in den Spenden bemerkbar«, sind Pilger und seine Mitstreiter froh und dankbar über jeden Euro, der von Privaten und Gewerbetreibenden gespendet wird. Beispielsweise mussten im Jahr 2022 neue Melder für die digitale Alarmierung angeschafft werden, 2023 neue Handsprechfunkgeräte für den Einsatzstellenfunk, in diesem Jahr sind ein paar Ersatzbeschaffungen nötig – auch Einsatzoveralls sind irgendwann verschlissen. Und auch wenn die Anschaffung eines Krankentransportwagens als Ersatz für den derzeitigen noch in ferner Zukunft liegt – die fünfstelligen bis sechsstelligen Beträge wollen rechtzeitig auf die hohe Kante gelegt sein.
Was die DRK-Bereitschaft Mägerkingen-Hausen sonst aktuell noch umtreibt, sind die Planungen des Katastrophenschutzes im Hinblick auf die Fußball-EM im Sommer. Sollte es zu Schadenslagen im Zusammenhang mit den Fußballspielen kommen, werden auch die dezentralen Bereitschaften einbezogen.
Bereitschaft betreut 16 Menschen
Aspekte, die nichts mit dem HvO-Konzept zu tun haben, die aber im Geiste des DRK-Gründers Henry Dunant »nur der Menschlichkeit verpflichtet« den Aktiven am Herzen liegen, ist der DRK-Hausnotruf und sind Einsätze, die in keinem Pflichtenkatalog stehen, sondern sich »einfach so ergeben«. So betreut die Bereitschaft 16 Menschen und kommt rund um die Uhr, wenn der Hilfeknopf gedrückt wird. Klassiker dabei ist der Fall, dass sich jemand neben statt auf einen Stuhl setzt. »Für einen bewegungseingeschränkten Menschen kann das zum echten Problem werden«, berichtet Pilger.
Und dann war da noch ein Anruf von der Leitstelle, erinnert er sich, das war kein medizinischer Notfall, aber eine prekäre Lage: Ein Rollstuhltransportfahrer (nicht aus der Region) hatte im Herbst eine Patientin vor der Haustür abgestellt, statt sie in ihre Wohnung im ersten Stock zu transportieren. Da haben dann zwei Mägerkinger HvO ganz unbürokratisch Hand angelegt und den Rollstuhl mitsamt der Frau in ihre Wohnung getragen.
Dass die Winternacht tatsächlich alle Altersklassen anspricht, zeigte sich beim Fackelzug gleich zu Beginn: Da reihten sich hinter den Jungen gerne auch die Junggebliebenen ein. (eg)