Logo
Aktuell Kriminalität

Drei mal so viele Fälle von Enkel-Betrug in Engstingen

Ein Fremder, der unbemerkt ins Haus gelangt, in die Privatsphäre eindringt, wertvolle Erinnerungsstücke mitgehen lässt und Chaos hinterlässt: Die Angst vorm Einbrecher ist weit verbreitet. Die reale Bedrohung kommt in Engstingen allerdings derzeit aus einer anderen Richtung.

Erneut wurde eine ältere Frau Opfer von Telefonbetrug. Foto: Markus Niethammer
Erneut wurde eine ältere Frau Opfer von Telefonbetrug.
Foto: Markus Niethammer

ENGSTINGEN. Der Leiter des Polizeireviers Pfullingen Stefan Huber, in dessen Zuständigkeit auch Engstingen fällt, legte den Gemeinderäten die Kriminalstatistik für ihren Ort vor. Von 166 Straftaten, die 2018 in Engstingen angezeigt wurden, waren 38 Diebstähle. Darunter fällt laut Huber auch der »Diebstahl rund ums Eigenheim«. Davon waren »nur« zwei klassische Einbrüche, häufiger wurden Geld und Gegenstände aus Wohnungen, Verkaufsräumen, Läden und Autos geklaut.

Größere Sorgen macht sich die Polizei um »Spoofing«, das landläufig als »Enkeltrick« bekannt ist: Die Fallzahlen hätten sich in wenigen Jahren verdreifacht. Auch in Engstingen ist die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte gestiegen: 2018 bearbeitete die Polizei 31 Fälle (Vorjahr: 17), davon 23 unter der Kategorie Betrug, in die auch Spoofing fällt. »Perfide« nennt Huber die Strategie der Täter, gutgläubige Senioren oft über Stunden hinweg am Telefon zu bearbeiten. »So lange, bis oft Summen im mittleren oder höheren fünfstelligen Bereich abgehoben und übergeben werden.« Geld, Schmuck, Münzen: »Die Betrüger nehmen das ganze Leben mit.«

Landkreisweit im Mittelfeld

Mit 40 Fällen – das sind 24 Prozent aller in Engstingen verübten Straftaten – führen Sachbeschädigungen die Liste an, gleich dahinter folgen die 38 Diebstählen (23 Prozent). Auf Platz drei: 31 Fälle von Körperverletzung (18,5 Prozent). Die Betrugsfälle entsprechen einem Anteil von 14 Prozent. Drogen spielten 2018 kaum eine Rolle, eventuellen Mutmaßungen über straffällige Asylbewerber trat Huber mit Fakten entgegen: Von 166 Straftaten in Engstingen konnten 100 aufgeklärt werden. Von 84 Tatverdächtigen waren 17 ausländischer Herkunft, davon neun Asylbewerber. Sexualdelikte – »seit Köln immer wieder ein Thema«, so Huber – wurden keine registriert, mit Körperverletzung und Betrug bewegen sich die Taten »im Bereich der Alltagskriminalität«, hinzu kamen Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz.

Mit einer Aufklärungsquote von 60,2 Prozent liegt Engstingen knapp unterm Landesdurchschnitt (62,7 Prozent). Im Landkreis-Ranking, das die Häufigkeit von Straftaten in Relation zur Einwohnerzahl einer Gemeinde setzt, liegt Engstingen – wie beispielsweise auch Eningen und Dettingen – im Mittelfeld. Deutlich mehr zu tun hatte die Polizei in Metzingen, Zwiefalten und Reutlingen: Die drei Städte führen die Statistik an. Am friedlichsten lebt es sich in Hohenstein, Mehrstetten und Grabenstetten.

Erfreulich: Sowohl rund ums Jugendhaus als auch bei Fasnetsveranstaltungen – klassische Hotspots für sogenannte Ordnungsstörungen – blieb es 2018 ruhig. Eine personelle Veränderung hat sich im Polizeiposten Alb ergeben: Am 1. März hat Harry Drexler dessen Leitung übernommen. Der 45-Jährige lebt in Trochtelfingen, wo er auch – im Wechsel mit Engstingen – einen Teil seines Diensts versieht. In Engstingen sind vier Beamte beschäftigt, in Trochtelfingen drei. Beide Posten sind von 7 bis 19 Uhr besetzt, nachts sieht die Pfullinger Streife nach dem Rechten. Auf lange Sicht, informierte Huber, sollen die Posten in Engstingen und Trochtelfingen zusammengelegt werden. (ma)