MÜNSINGEN. Jedes Jahr feiern auf der ganzen Welt alle großen Städte mit der Aufstellung der achtarmigen Chanukka öffentlich das jüdische Lichterfest. Auch in Buttenhausen, wo bis zur Deportation der Juden durch die Nationalsozialisten eine blühende jüdische Gemeinde existierte, wird 2019 wieder an das Öl-Wunder erinnert.
Es ist mehr als 2 000 Jahre her, dass gemäß der jüdischen Überlieferung in Jerusalem ein Wunder geschah: Die griechischen Besatzer unter Alexander dem Großen hatten das Gebiet des heutigen Israels besetzt und zur griechischen Kultur und Götterverehrung gezwungen. Sie wurden aber nach einem Guerillakrieg der Israeliten unter dem Anführer Judas Makkabäus aus dem Land gejagt.
Der große Tempel in Jerusalem war durch die Griechen entweiht worden und musste umfangreich gereinigt werden, bevor man den Ölleuchter im Zentrum wieder anzündete. Für diesen großen Ölleuchter im Tempel, der nie ausgehen durfte, fand man aber nur noch einen einzigen verschlossenen Krug geheiligtes Öl. Alle anderen Krüge waren durch die Besatzer entweiht oder geraubt worden. Um neues Öl herzustellen, brauchte man aber acht Tage. Der eine Krug hätte dagegen nur einen Tag gereicht.
Das Wunder war nun, dass dieser eine Krug die ganze Woche ausreichte, bis das neue Öl verfügbar war. Zur Erinnerung feiern die Juden in der ganzen Welt am 25. Tag des jüdischen Monats Kislew das achttägige Lichterfest, das dieses Jahr zeitlich in die Weihnachtszeit fällt.
Kerzen und Krapfen
Am ersten Tag wird auf dem achtarmigen Leuchter »Chanukka« eine Kerze oder Öllampe entzündet. Jeden Tag kommt ein weiteres Licht hinzu, bis am achten Tag alle acht Kerzen brennen. Damit alle Welt daran teilhaben kann, sind diese Leuchter meist öffentlich aufgestellt: auf Plätzen oder wenigstens in einem Fenster zur Straße hin.
Das Lichterfest ist seit fast 2 100 Jahren ein lustiges großes jüdisches Familienfest, an dem die ganze Familie zusammenkommt. Die Wohnungen und Häuser sind festlich geschmückt mit Palmen- und Tannenzweigen. Rote Granatäpfel und Zitrusfrüchte verzieren den Schmuck. Die Behausungen sind hell mit Kerzen erleuchtet. Es wird fröhlich gefeiert und getanzt. Die Kinder bekommen reichlich Geschenke und es wird gut und viel – vor allem Gans, aber zur Erinnerung an das Ölwunder auch anderes Fettgebackenes wie Krapfen und Kartoffelpuffer – gegessen.
Geschichten zum Fest
Ab Sonntag, 22. Dezember, um 18 Uhr wird auch in Buttenhausen am jüdischen Gedenkplatz in der Dorfmitte auf einer Chanukkia (dem Chanukka-Leuchter) die erste Kerze angezündet, dann jeden kommenden Abend um 18 Uhr jeweils ein weiteres Licht, bis am letzten Abend, am 29. Dezember, alle Kerzen brennen. Weil an Schabbat kein Feuer entzündet werden darf, findet die Lichterzündung am sechsten Abend, Freitag, 27. Dezember, bereits um 16 Uhr statt. Die Bevölkerung ist eingeladen, an den Lichterzündungen teilzunehmen. Es werden jeden Abend neben Erklärungen auch Geschichten zum Fest und die Überlieferungen erzählt, es wird gesungen und Fettgebäck verteilt. (fm)