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Wie die Eningerin Leni Adams zur Hauptrolle in einem Rosamunde-Pilcher-Film gekommen ist

Die Eningerin Leni Adams ist am Sonntagabend um 20.15 Uhr in der Hauptrolle bei »Rosamunde Pilcher« im ZDF zu sehen. Ihr Weg dorthin war lang und steinig.

Im Rosamunde-Pilcher-Film am Sonntag kommen sich Leni Adams als Mia Barlow und Hans Gurbig als Jason Carter näher. Für die Dreharbeiten war die Eningerin im vergangenen Jahr fünf Wochen in der malerischen Landschaft von Cornwall in England. Foto: ZDF/Jon Ailes
Im Rosamunde-Pilcher-Film am Sonntag kommen sich Leni Adams als Mia Barlow und Hans Gurbig als Jason Carter näher. Für die Dreharbeiten war die Eningerin im vergangenen Jahr fünf Wochen in der malerischen Landschaft von Cornwall in England.
Foto: ZDF/Jon Ailes

ENINGEN/KÖLN. Für den Sonntag lädt Leni Adams ihre engsten Freunde und Familie zum Public Viewing ein. Auf einer Leinwand in ihrer Wohnung in Köln wird um 20.15 Uhr aber nicht etwa ein Fußballspiel übertragen, sondern ein Rosamunde-Pilcher-Film. Das Millionenpublikum der ZDF-Romantik-Reihe sieht dabei die Eningerin in der Hauptrolle. Es ist die erste für die Schauspielerin im deutschen Fernsehen. Dass die 37-Jährige das geschafft hat, kann sie noch gar nicht glauben. »Es fühlt sich wie ein Lotto-Gewinn an«, sagt sie mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

Leni Adams setzt sich im Online-Casting durch

Glück spielt in dieser Branche eine große Rolle im Kampf um die guten Jobs. »Meistens liegt es nicht an der Qualität, die du ablieferst«, sagt Leni Adams. »Die Leute, die zum Casting eingeladen werden, sind alle gut.« Vielmehr müsse das Äußere zur Rolle passen, die Chemie mit den anderen Darstellern stimmen. Und viele Leute dürften mitentscheiden: Produzenten, Regisseure, Caster, Redakteure. »Im Durchschnitt bekomme ich bei 60 Castings nur zwei Zusagen. Anfangs war das schwierig. Aber man gewöhnt sich dran und bewirbt sich immer wieder aufs Neue.« Beim online abgehaltenen Casting für Rosamunde Pilcher hat aber offenbar alles gepasst. Leni Adams hat sich durchgesetzt. Ihr Durchhaltevermögen hat sich ausgezahlt.

Für Mia Barlow (Leni Adams) und Jason Carter (Hans Gurbig) geht's im Rosamunde-Pilcher-Film »Liebe und ander Schätze« auch abenteuerlich zu. Foto: ZDF/Jon Ailes
Für Mia Barlow (Leni Adams) und Jason Carter (Hans Gurbig) geht's im Rosamunde-Pilcher-Film »Liebe und ander Schätze« auch abenteuerlich zu.
Foto: ZDF/Jon Ailes

Der Pilcher Film »Liebe und andere Schätze« sei nicht nur romantisch, sondern mit einer Schatzsuche auch abenteuerlich, verrät Leni Adams. Mit der Hauptrolle Mia Barlow verbindet sie ein Schicksalsschlag: der frühe Tod der Eltern. Als sie 17 Jahre alt war, starb ihre Mutter. 2017 dann auch noch ihr Vater. »Das war schwer für meine Schwester und mich. In jungen Jahren wurde mir bewusst, wie schnell ein Leben vorbei sein kann.«

Leni Adams (links) mit ihrer Schwester Martina auf Tour in der Burgholzsiedlung. Foto: Privat
Leni Adams (links) mit ihrer Schwester Martina auf Tour in der Burgholzsiedlung.
Foto: Privat

Filme schauen mit ihrer Familie war früher ein besonderes Ritual. Neben Heimatfilmen und Bud Spencer war auch der ein oder andere Rosamunde Pilcher im Programm. »Meine Eltern wären sehr stolz, wenn sie den Film jetzt sehen würden.« Für manche sind Pilcher-Filme »ein bisschen kitschig«, gibt sie zu. »Ich finde es mittlerweile schön, etwas zu schauen, bei dem man weiß, dass es ein gutes Ende hat. Es ist wie Balsam für die Seele.«

Schon als Kind träumte Leni Adams von einer Karriere als Schauspielerin. Fasziniert haben sie etwa die Vorstellungen im Reutlinger Naturtheater. Ihren Traum verfolgt hat sie jedoch anfangs nicht. »Mein Vater wollte immer gerne, dass ich etwas Bodenständiges im Leben mache. Etwas, womit man auch Geld verdienen kann.« Deshalb hat sie nach ihrem Abitur am Reutlinger Johannes-Kepler-Gymnasium im Jahr 2005 PR & Kommunikationsmanagement in Stuttgart studiert.

Auf der Berlinale von chinesischem Regisseur entdeckt

Mit bekannten Schauspielern und Regisseuren arbeitete sie bei der Berlinale 2010 erstmals zusammen. Allerdings nur als Interviewerin, als sie plötzlich von dem chinesischen Regisseur Scud angesprochen wurde. »Ich bin ihm aufgefallen. Er wollte unbedingt einen Film mit mir drehen.« Obwohl sie vorher noch nie geschauspielert hatte.

Sie habe damals gezögert. »Kann ich das? Traue ich mir das wirklich zu?« Auf dem Jakobsweg suchte sie nach Antworten. Während der Wanderschaft fasste sie den Entschluss, auf eine Schauspielschule zu gehen und danach in ihrem ersten Film mitzuspielen. Die Reaktion ihres Vaters? »Du bisch doch verrückt«, habe er gesagt, erzählt die Eningerin lachend. »Und ja, vielleicht war ich das ein bisschen. Aber dann fand mein Papa das toll.«

Von 2012 bis 2014 ließ sich Leni Adams in Paris am Cours Eva Saint-Paul zur Schauspielerin ausbilden. Sie hat dann ihr Versprechen an den chinesischen Regisseur Scud eingelöst und in dessen Drama »Voyage« eine Hauptrolle gespielt. In Deutschland hatte sie es nicht so einfach. »Ganz am Anfang hatte ich Komparsenrollen, um überhaupt zu lernen, wie es an einem Set abläuft.« Mit der Zeit wurden die Drehtage mehr und die Rollen größer. So war Leni Adams unter anderem in der Comedy-Serie »Pastewka«, der Krimi-Serie »Wilsberg« und in der »Lindenstraße« zu sehen. Auch für internationale Produktionen wurde sie gebucht. Das Problem hierbei: »Mein Nachname, Speidel, wurde regelmäßig falsch geschrieben.« Deshalb hat sie sich für die Schauspielerei einen Künstlernamen zugelegt: Leni Adams.

Wenig Zeit für Besuche in Reutlingen und der Region

Die Zeit für Besuche in der Heimat wurde weniger. »Ich liebe es nach Reutlingen und die Gegend zu kommen, weil ich die Natur so traumhaft finde.« Als Kind ist sie mit ihrer Familie oft auf der Schwäbischen Alb gewandert. Viel Zeit hat sie auch mit ihrer Schwester Martina auf dem Eninger Egerhof verbracht. »Köln ist toll, aber ich vermisse meine Heimat manchmal. Aber leider schaffe ich es nicht mehr so oft hierher.«

Mindestens genauso schön wie Reutlingen und die Region findet Leni Adams Cornwall. Im Westen Englands war sie vor gut einem Jahr für die Dreharbeiten zum Rosamunde-Pilcher-Film. »Ich fand es so schön, dass ich bis vor ein paar Tagen dort Urlaub gemacht habe.« Die Dreharbeiten waren dagegen alles andere als Freizeit. In fünf Wochen vor Ort hatte sie 20 Drehtage. In der restlichen Zeit musste sie Text büffeln. »Es hat sich trotzdem ein bisschen nach Urlaub angefühlt«, sagt sie, »das Team war großartig, die Landschaft genial und das Wetter richtig schön.«

Darum geht's in »Liebe und andere Schätze«

Am Sonntag (20.15 Uhr) zeigt das ZDF den neuesten Herzkino-Film made in England: »Rosamunde Pilcher: Liebe und andere Schätze«. Bereits jetzt steht der Film in der ZDF-Mediathek zur Verfügung. Darin spielt Leni Adams die Kuratorin Mia Barlow, die bei Pflegeeltern in einem Museum aufgewachsen ist. Als ihre Mutter schwer erkrankt und ihr Vater sich um sie kümmern muss, möchte Mia in seine Fußstapfen als Museumsdirektorin treten.

Doch Mia hat mit Widrigkeiten zu kämpfen: Das Museum ist finanziell nicht mehr rentabel und soll geschlossen werden. Außerdem macht ihr Jason Carter (Hans Gurbig) die Leitung streitig. Mia hält den Abenteurer und Schatzsucher allerdings für einen Kunstdieb. Doch je mehr die beiden zusammenarbeiten, desto näher kommen sie sich. (der)

Zwischen den zwei Aufenthalten in Cornwall hat Leni Adams weitere Jobs ergattert. Sie stand für die Disney-Serie »Die drei Ausrufezeichen« und für einen Werbespot für Merci-Schokolade vor der Kamera. Auch die nächste Hauptrolle ist in Arbeit. Für eine Episode der ZDF-Heimatfilm-Reihe »Lena Lorenz« ist sie noch den gesamten Monat für Dreharbeiten in Berchtesgaden.

Auch wenn es mit der Schauspielerei gut läuft, hat Leni Adams die wichtigen Worte ihres Vaters nie vergessen. »Ich habe parallel immer etwas ›Bodenständiges‹ gearbeitet. Und das mache ich auch heute noch.« Aktuell betreut sie Projekte und Abschlussfilme von Studierenden im organisatorischen Bereich. »Das macht mir auch großen Spaß.« In den nächsten Jahren will Leni Adams »einfach gute Filme machen und Rollen spielen, die die Leute positiv beeinflussen«.

Mittelfristig will sie aber auch hinter der Kamera, »etwas Eigenes kreieren und produzieren«. Dann hätte sie in Zukunft die Möglichkeit, ihre Ideen und vielleicht irgendwann mal eine eigene Geschichte filmisch umzusetzen. (GEA)