ENINGEN. Am Donnerstag, 8. Juni um 13.50 Uhr, durchfuhr Familie Došen und ihre Nachbarschaft in der Reutlinger Straße, etwa gegenüber von Holz Stumpp, ein gewaltiger Schreck. Bei einem nur kurzen Gewitter schlug der Blitz in den bekannten, rund 30 Meter hohen Mammutbaum ein und spaltete ihn mehrfach. Am Dienstag ist er nun aus Sicherheitsgründen gefällt worden.
»Es gab einen mächtigen Schlag und eine Druckwelle«, berichtet Ljiljana Došen. Hündin »Sky« sei aus dem Stand gefühlt anderthalb Meter in die Luft gesprungen, der Kater sei den ganzen Tag unter Schock durch die Wohnung getaumelt. Der elektrische Schlag suchte sich vom Baumstamm aus seinen Weg in die Umgebung und schlug an allen Metallteilen zu. »80 Prozent unserer elektrischen Geräte und die Heizung sind kaputt«, so die Hausherrin.
Den Nachbarn sei es nicht anders gegangen. »Wir haben mehr als eine Woche lang keinen Strom und kein warmes Wasser gehabt.« Es habe nach Brand gerochen, die Feuerwehr sei gekommen, doch nur die Kabel seien durchgeschmort. »Die ganze Installation ist kaputt«, sagt Mile Došen. »Die Verteilerkästen hat es bis zum Nachbarhaus verhauen, die Teile flogen irgendwo hin, wir haben sie noch nicht wiedergefunden.« An der Garage lief der Blitz die Eisenarmierung hinauf, entlud sich am Metalldach und drückte es nach oben auf.
Mehrfach gespalten
Am Baum selbst war zunächst kaum etwas zu sehen. Nur die Rinde erschien leicht beschädigt, einige Äste waren abgebrochen. Die nächsten Tage wurden dann aber großflächig die Nadeln gelb. Vorsichtshalber wurde der Fußweg nebenan mit Flatterband und einem Schrankenzaun gesperrt.
Ein Sachverständiger kam, der beurteilen sollte, ob der Baum stehen bleiben konnte. Sein Urteil fiel eindeutig aus: Der Baum musste schnellstens gefällt werden. »Den nächsten Sturm hätte er nicht überstanden und wäre abgebrochen«, sagte Dennis Ochs von der Firma »Die 2 Garten- und Landschaftsbau Eningen«, die am Dienstag mit dem Fällen beauftragt war. Sowohl der Firma als auch der Familie Došen tat es um den Baum sehr leid. »Ich habe damals das Haus zusammen mit dem Baum gekauft. Er sah damals schon eindrucksvoll aus«, erinnert sich Mile Došen. »Wir haben mehrere Bäume am Haus entfernt, aber diesen wollten wir stehen lassen.« Das war nun leider nicht mehr möglich.
Aufgrund des beengten Raums konnte der Baum nicht gefällt werden, sondern wurde in mehrstündiger Arbeit von oben her abschnittsweise gekappt. Da erst zeigte sich, dass der Blitz den Stamm mehrfach von oben bis unten gespalten hatte. »Deshalb taugt er leider auch nur noch als Brennholz«, sagte Dennis Ochs. Wer über die Schnittfläche strich, wunderte sich über die Trockenheit. Durch den Blitz waren sowohl Feuchtigkeit als auch Harz verdampft. 120 Jahresringe zählte ein Nachbar, ein stattliches Alter, jedoch für einen Mammutbaum, der bis zu 3.000 Jahre alt werden kann, dennoch relativ jung. (GEA)