PFULLINGEN. Der stadtbekannte silberne Bürgerbus ist nun schon mehr als zehn Jahre alt und hat mittlerweile 270.000 Kilometer auf dem Buckel. Zeit also, nach einem Nachfolger Ausschau zu halten. Seit Januar 2020 suchte eine dreiköpfige Fahrer-Kommission nach einem geeigneten Folgefahrzeug, dachte über die Voraussetzungen und nötigen organisatorischen Schritte nach. Dabei stellten sich komplexe Fragen.
1. Die Antriebsfrage: Strom oder Diesel? Eigentlich passt ein herkömmlicher Verbrenner nicht mehr in die Zeit. Ein E-Bürgerbus wäre ein Leuchtturm im Pfullinger Alltagsverkehr. Doch die Tücke liegt im Detail. Die batteriegetriebenen Fahrzeuge sind entweder zu schwer für die auf 3,5 Tonnen begrenzte Pkw-Fahrerlaubnis oder sie können keine acht Fahrgäste transportieren.
E-Fahrzeug problematisch
Nur eine slowenische Firma bietet einen Elektro-Bürgerbus in der 3,5-Tonnen-Klasse an. Aber dafür müsste an vielen Stellen gespart werden, nicht nur an der Reichweite. Zwei Bürgerbus-Vereine in Deutschland haben das Fahrzeug erprobt und sind wenig begeistert ob der zahlreichen Probleme. Fazit: Dieser E-Kleinbus taugt nur für einen größeren Fuhrpark, der bei Bedarf andere Fahrzeuge einsetzen kann. Pfullingen braucht aber einen Bürgerbus, der einen zuverlässigen Dauerbetrieb garantiert.
2. Die Niederflur-Ausführung: Bisher müssen die Fahrgäste beim Ein- und Ausstieg mehrere Stufen überwinden. Das ist für Gebrechliche beschwerlich und gefährlich. Die Alternative lautet »Niederflurbauweise«, die zugleich die Mitnahme von Rollstuhlfahrern ermöglicht. Das ist für E-Fahrzeuge mit Batterien im Wagenboden ein weiterer ungelöster Konflikt. Und ohne Barrierefreiheit gibt das Land keinen Investitions-Zuschuss.
3. Der spezielle Ausbau: Nur drei Firmen in Deutschland und den Niederlanden bieten maßgeschneiderte Bürgerbus-Lösungen in der Pkw-Gewichtsklasse an. Von den zwei infrage kommenden Herstellern liegen konkrete Angebote vor, worauf die Fahrer-Kommission diese Fahrzeuge in Augenschein genommen und als Möglichkeiten eingeschätzt hat.
Auf dieser Grundlage trat der Verein Bürgertreff Pfullingen als Betreiber des Bürgerbusses im vergangenen Sommer an den Gemeinderat Pfullingen heran und stellte die Auswahl der Fahrer-Kommission vor. Trotz schwieriger Finanzlage hat der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 28. Juli 2020 in beeindruckender Einstimmigkeit den Beschluss gefasst, ein Bürgerbus-Folgefahrzeug zu beschaffen, sobald ein entsprechender Landeszuschuss bewilligt wird. Für das engagierte Fahrer-Team ist das ein Meilenstein auf dem Weg zum neuen Bürgerbus.
Die Corona-Pandemie hat die Hoffnung auf ein neues Fahrzeug in diesem Jahr zunichtegemacht, da das Land das Bürgerbus-Förderprogramm noch nicht neu aufgelegt hat. Die Fahrer müssen also noch Geduld aufbringen. Vorläufig leistet der Silberne noch gute Dienste. (fm)
ZEHN JAHRE BÜRGERBUS
Der Pfullinger Bürgerbus fährt seit zehn Jahren seine Touren durch die Stadt und bringt die Bewohner aus der Ost- und der Weststadt komfortabel in die Innenstadt. Ermöglicht wird das Angebot dank des Einsatzes vieler Ehrenamtlicher. Die Artikelserie aus Anlass des »Geburtstags« am 30. Mai endet mit diesem Ausblick. (GEA)