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Aktuell Kulturwege

Von Reisenden und Amselrettern

Eine vielseitige und originelle Fotoausstellung ist in der Pfullinger Stadtbücherei zu sehen

Bei der Vernissage zur Fotoausstellung »Das alles ist  Kultur« erläuterte Manfred Weible Besuchern seine Aufnahmetechnik mittels
Bei der Vernissage zur Fotoausstellung »Das alles ist Kultur« erläuterte Manfred Weible Besuchern seine Aufnahmetechnik mittels Infrarot- Filter. FOTO: BAIER
Bei der Vernissage zur Fotoausstellung »Das alles ist Kultur« erläuterte Manfred Weible Besuchern seine Aufnahmetechnik mittels Infrarot- Filter. FOTO: BAIER

PFULLINGEN. Lese-Kultur, Reise-Kultur, Ess-Kultur, Wegwerf-Kultur, es gibt ganz unterschiedliche Kulturbegriffe. Entsprechend vielfältig ist die Fotoausstellung zum Thema »Das alles ist Kultur« in der Pfullinger Stadtbücherei, die am Donnerstagabend eröffnet wurde. Zur Bilderschau gehören Eindrücke von Pfullingern auf Reisen sowie der Blick des Auswärtigen auf die Stadt. Auch ein bezaubernder Kurzfilm über die Rettung und Aufzucht des Amselkükens »Lino« in einem Pfullinger Garten ist mit dabei.

Zum Jahresbeginn hatte die Kulturwege-Kommission alle Pfullinger aufgerufen, »ihren Blick auf Kultur fotografisch festzuhalten«, wie Felicitas Vogel erläuterte. Knapp 50 Arbeiten waren eingegangen etwa 40 Beiträge von 16 Fotografen und Filmern wählte die Kommission für die Schau aus.

Die Bandbreite der Ausstellung ist ebenso breit gefächert wie überraschend: Eher verborgene Seiten der Pfullinger Klosterkirche sind ebenso zu entdecken wie malerische Weinbaulandschaften am Georgenberg oder auf der Alb. Mittendrin ein Foto von Dieter Heinlin vom Plochinger Hafenfest: Sechs bunt gekleidete und strahlend lächelnde Wasserskiläuferinnen auf dem Neckar, im Hintergrund ein riesiger Schrotthaufen. Als die jungen Frauen nach ihrer Show direkt vor ihm aus dem Wasser gestiegen seien, berichtet der Fotograf, sei eine tote Ratte auf dem Wasser vorbeigetrieben. Die Frauen hätten eisern weiter gelächelt.

Die rührende Geschichte zum Kurzfilmbeitrag »Amselküken-Pflege« von Keshya Sara Zafani, erzählte ihre Mutter Neval Zafani, da die Tochter zur Vernissage nicht kommen konnte. Eines Tages habe der Nachbar auf seinem Balkon aufgeregt mit einer Wasserflasche hantiert. Ein Amselküken war dort gelandet und schmachtete in der prallen Sommersonne. Keshya Zafani und ihre Mutter nahmen angesichts der eher unbeholfenen Rettungsversuche ihres Nachbarn den gefiederten Winzling in Pflege und päppelten ihn hoch. Festgehalten haben sie das in einer knapp zehnminütigen Doku.

Sie hätten anfangs nicht so genau gewusst, was zu tun sei, gesteht die Mutter, »dann haben wir alles gegoogelt«. Bald fühlte sich der kleine »Lino« – der sich später als Amselweibchen entpuppte – pudelwohl bei Zafanis in der Römerstraße. Bis vor Kurzem kam er jeden Abend in die stets offen stehende Voliere zurück, um Rosinen und Kerne zu naschen. »Das Auswildern hat länger gedauert als gedacht«, berichtete die Pfullingerin.

Besucher stimmen ab

Bei der Vernissage hatten die Besucher ausführlich Gelegenheit, den Geschichten der anwesenden Fotografen zuzuhören. Und die Leihgeber freuten sich über das Fachsimpeln im Kreise Gleichgesinnter. Musikalisch umrahmt wurde der Abend von Hannes Oppl am Akkordeon, der junge Pfullinger Abiturient erhielt vom Publikum viel Beifall für seinen gefühlvollen Beitrag zur Kultur.

Die Besucher sind nun aufgefordert, Fotos und Filme zu bewerten. Drei Stimmen darf jeder abgegeben. Die Beiträge mit den meisten Stimmen werden bei der Finissage am 25. Januar mit Preisen belohnt. Die Pfullinger Kulturwege 2018 enden am Freitag, 14. Dezember, um 19.30 Uhr mit einem kabarettistischen Abend mit Klaus Tross in der Stadtbücherei. (GEA)