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Aktuell Sanierung

Unterhausen hat jetzt eine modernisierte Kirche

Katholische Kirche Heiliger Bruder Konrad in Unterhausen wird am Sonntag wiedereröffnet.

Statt Kirchenbänken gibt es nun Einzelsitze, die flexiblere Gottesdienstformen möglich machen.  FOTO: TRINKHAUS
Statt Kirchenbänken gibt es nun Einzelsitze, die flexiblere Gottesdienstformen möglich machen. FOTO: TRINKHAUS
Statt Kirchenbänken gibt es nun Einzelsitze, die flexiblere Gottesdienstformen möglich machen. FOTO: TRINKHAUS

LICHTENSTEIN-UNTERHAUSEN. »Die Tür ist offen, mehr noch das Herz« (Porta patet, magis cor) war das Lebensmotto des Heiligen Bruders Konrad von Parzham (1818 bis 1894). Er ist Namensgeber der katholischen Kirche in Unterhausen, die – in den Jahren 1934/1935 nach Plänen der Architekten Martin Schilling und Hans Lüdkemaier erbaut – seit Mai einer umfassenden Sanierung, energetischen Ertüchtigung und Neugestaltung im Innern unterzogen wurde. Mit einem Festgottesdienst wird morgen, Sonntag, die Wiedereröffnung des denkmalgeschützten Gebäudes in der Scheffelstraße 10 gefeiert.

Neue Gottesdienstformen

»Die Tür ist offen, mehr noch das Herz« könnte auch als Leitmotiv über der jüngsten Sanierung stehen. Denn ein großes Ziel war es, das Kircheninnere für flexiblere Gottesdienstformen künftig umgestalten zu können. Dafür wurden die Kirchenbänke entfernt und durch Einzelsitze ersetzt. Jetzt können kleinere Gruppen entscheiden, ob sie im Stuhlkreis, im Halbkreis oder frontal zum Altar ausgerichtet sitzen wollen.

Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl. »Der Kirchenraum wird anders erfahrbar«, sagt Dekan Hermann Friedl, der sowohl Pfullingen als auch Lichtenstein seelsorgerlich betreut. »Es ist uns ein Anliegen, unsere Kirche auch zu öffnen für andere Gruppierungen vor Ort. Der Kirchenraum, der ja immer auch etwas Spirituelles ausstrahlt, soll offen sein für Konzerte, Ausstellungen oder Gesprächsforen wie etwa Trauerbegleitungen.«

Die Umgestaltung erfolgte in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt und mit der Auflage, dass zwei Kirchenbänke sozusagen als Referenzobjekte im Kirchenraum verbleiben.

Auch die Orgel war ein Fall für eine umfassende (Schimmel-)Sanierung. Zuviel Feuchtigkeit und eine unzureichende Beheizung hatten ihr so zugesetzt, dass ein Fachmann sich ihrer annehmen musste (der GEA berichtete). Zudem waren zahlreiche Kirchenbänke erneut vom Holzwurm befallen.

Es war also höchste Zeit zu handeln. Unter Regie des Architekten Albert Hörz sowie Ulla Haas vom Reutlinger Büro Riehle+Assoziierte begannen nach dem Gottesdienst zum Weißen Sonntag am 24. April die Sanierungsarbeiten. Zunächst wurde die Gelegenheit genutzt, einer weiteren Ausbreitung des Nagekäfers durch großflächiges Besprühen mit einem Insektenbekämpfungsmittel Einhalt zu gebieten. Erst in einem zweiten Schritt wurden die Kirchenbänke entfernt. Die beiden Referenzbänke bekamen ihren neuen Standort neben der Orgel; die Hälfte der anderen Bänke fand neue Besitzer. Eine ehemalige Kirchenbank steht nun beispielsweise als Ruheplatz vor dem evangelischen Pfarrhaus in Dapfen.

Für eine dauerhafte Verbannung des Holzwurms war jedoch ein komplett neues Lüftungskonzept nötig. Jetzt ist es so geregelt: Sind künftig Temperatur und Feuchtigkeit zu hoch, öffnen sich die einander gegenüberliegenden Buntglasfenster automatisch für eine Stoßlüftung.

Jetzt mit Fußbodenheizung

Das Dach wurde gedämmt und der leergeräumte Kirchenraum genutzt, um eine Fußbodenheizung zu verlegen, die von einer Luft-Wasser-Wärmepumpe umweltfreundlich gespeist wird und sogar das 1996 angebaute Gemeindehaus mitversorgen kann. Eine Fotovoltaikanlage auf der Dach-Südseite sei bereits angedacht, erklärt Dekan Friedl, auch diese diene dem Ziel, »uns mit dem, was wir haben, unabhängig versorgen zu können«.

Allerdings bremste eine unliebsame Überraschung im Glockenturm weitere Überlegungen in diese Richtung vorerst aus. Die Schweißnähte an der Glockenaufhängung zeigten Ermüdungserscheinungen; ein Austausch wurde dringend empfohlen. In diesem Zusammenhang gab es auch eine neue Steuerung für das Glockengeläut, das nun jederzeit programmiert werden kann. So erhöhten sich unerwartet die Kosten auf 662 500 Euro.

Die Verlegung der neuen Fußbodenheizung im Innenraum wurde genutzt, um den ursprünglichen Muschelkalk und die Solnhofener Platten durch hellen Juramarmor zu ersetzen. Zugleich wurden Unebenheiten im Boden ausgeglichen, sodass der Kirchenraum nun fast durchgängig barrierefrei gestaltet ist. Lediglich eine kleine Stufe grenzt jetzt noch den Altarraum vom Kirchenraum ab. Fest installiert sind weiterhin Ambo und Altar. Doch der Taufstein ist mobil geworden und kann überall im Kirchenraum platziert werden.

Die erste Konrad-Kirche

Blickfang des Altarraums ist das frisch gereinigte Fresko von Johannes Wohlfart. Es zeigt rechts außen den Heiligen Bruder Konrad, den Namensgeber der Kirche. 41 Jahre lang versah der Ordensbruder als einfacher Pförtner des Kapuzinerklosters in Altötting seinen Dienst. Ein Dienst, der jedoch weit mehr war, als nur die Tür zum Kloster aufzuschließen. Denn auch Hungernde und Arme klopften an seine Tür und ihnen galt seine besondere Fürsorge. Seine Heiligsprechung 1934 fiel zusammen mit der Grundsteinlegung der katholischen Kirche in Unterhausen. Ihn als Namenspatron zu wählen, war deutschlandweit ein Novum. Es zeigte, wie fortschrittlich die Kirche schon damals war.

Mit ihrer Entscheidung für die umfassende Innenraumumgestaltung zeigt die katholische Kirchengemeinde, dass sie das bis heute geblieben ist. Denn hell und freundlich sollte alles werden und ist alles geworden, offen für neue Gottesdienstformen und für Gruppen von außen: Für diese künftige Ausrichtung nahm die Kirchengemeinde mutig Abschied von vielem Vertrauten. (GEA)

FESTGOTTESDIENST

Vom neuen Glanz der Konrad-Kirche können sich die Besucher des Festgottesdienstes am Sonntag, 11. Dezember, um 10 Uhr überzeugen, den Dekan Hermann Friedl zelebriert. Er führt auch etwas in die Geschichte der Kirche ein. Integriert sind zudem Grußworte von der geschäftsführendern evangelischen Pfarrerin Katharina Dolmetsch-Heyduck, von Lichtensteins Bürgermeister Peter Nußbaum und dem Architekten Albert Hörz. Eine Dialogpredigt halten die Reutlinger Hochschulseelsorgerin Ines Spitznagel und die Echaztaler Pastoralreferentin Amelie Zimmer. Der Kirchenchor singt unter Leitung von Christina Staneker, für die Orgelmusik ist Tobias Schmidt zuständig. Spenden an diesem Tag helfen, die Baukosten zu decken. (va)