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Lichtensteins Wald bleibt ein Zuschussgeschäft

Inzwischen tragen es die Lichtensteiner Gemeinderäte mit Fassung. Im kommenden Jahr rechnet der Forst mit einem Minus von rund 81.000 Euro.

Aufwendig: Die Verkehrssicherung, wie 2017  an der Holzelfinger Steige, trägt zum großen Defizit im Lichtensteiner Waldkultur- u
Aufwendig: Die Verkehrssicherung, wie 2017 an der Holzelfinger Steige, trägt zum großen Defizit im Lichtensteiner Waldkultur- und Nutzungsplan bei. Foto: Sautter
Aufwendig: Die Verkehrssicherung, wie 2017 an der Holzelfinger Steige, trägt zum großen Defizit im Lichtensteiner Waldkultur- und Nutzungsplan bei.
Foto: Sautter

LICHTENSTEIN. Rund 10 mal 7 Kilometer misst das Lichtensteiner Forstrevier und zwischen den Grenzen liegen mehrere hundert Meter Höhendifferenz. Das macht für Förster Christian Schmidt das Revier einzigartig. Und es macht es teuer. Das weiß der Lichtensteiner Gemeinderat aus langjähriger Erfahrung. In der jüngsten Sitzung musste das Gremium zum wiederholten Mal ein gehöriges Defizit schlucken. Der für 2025 beschlossene Waldkultur- und Nutzungsplan prognostiziert ein Minus von rund 81.600 Euro.

Das stieß Rolf Goller (SPD) in diesem Jahr besonders sauer auf, da Lichtenstein in das Förderprogramm »Klimaangepasstes Waldmanagement« eingestiegen ist. Rund 106.000 Euro fließen dadurch 2025 zusätzlich in den Forsthaushalt: »Wir kommen immer weiter weg von der Null«, erklärte er. Ohne die Fördergelder läge das Defizit nun bei fast 200.000 Euro. Das sei schlimm. Da hilft Goller auch schon seit Jahren das Argument nicht, dass es durchaus Gründe gibt, warum Lichtensteins Wald wohl nie eine Geldquelle für die Gemeinde werden wird. Nicht nur die Lage und die schwer zu bewirtschaftenden Hänge spielen dabei eine Rolle. Förster Schmidt hatte dem Gremium auch vorgerechnet, dass die Gemeinde rund 100 Hektar verkehrssicherungspflichtige Fläche hat oder anders gesagt: Entlang von 34 Kilometern Straßen und Wegen muss der Forst auf der Fläche einer Baumlänge (etwa 30 Meter) nach dem Rechten schauen. Das kostet.

Jede Menge Ökopunkte

Aufgeführt hatte Michael Herb, stellvertretender Leiter des Kreisforstamts und Leiter des Forstbezirks Nord, wohl deshalb auch, was der Wald sonst noch bringt, außer Erholung und Freizeitwert – nämlich Ökopunkte. Rund 4,1 Millionen davon hat die Gemeinde für die Ausweisung von Waldflächen als Kernzone des Biosphärengebiets von der unteren Naturschutzzone gutgeschrieben bekommen. Das entspreche einem Wert von etwa drei bis vier Millionen Euro. Einsetzen kann die Gemeinde die Ökopunkte, um Eingriffe durch Baumaßnahmen in die Natur auszugleichen. Das Gute daran sei, die Kernzone koste die Gemeinde keine Unterhaltung, wie es oft bei anderen Ausgleichsmaßnahmen der Fall sei, erklärte Bürgermeister Peter Nußbaum.

Herb kam auch auf das Hutewaldkonzept für das Greuthau zu sprechen. Schmidts Vorgänger hatte einen Plan entwickelt, um eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands weiter aufzuwerten. Ziel ist es, den offenen parkartigen Charakter des Waldes dort zu erhalten und auszubauen. Dieses Vorhaben hatte der Gemeinderat vor ein paar Jahren gutgeheißen. Wohl wissend, dass das Projekt Geld kosten wird. Der stellvertretende Forstamtsleiter machte jetzt deutlich, dass durch diese Aufwertung nur wenige Ökopunkte mehr zu erwarten sind, da die Buchenwälder an sich schon hoch bewertet würden. »Man muss sich Gedanken machen, ob sich das lohnt«, sagte Herb. Was Wilfried Schneider (FWV) etwas erschreckte und ihn fragen ließ, ob denn da sonst noch was zu befürchten sei. Denn letztlich habe der Gemeinderat ja aus anderen Gründen der Entwicklung des Konzepts zugestimmt. Das machte auch Britta Waschl (SPD) noch einmal deutlich: »Es geht dabei nicht um Ökopunkte, sondern darum, das Gebiet zu erhalten und auszuweiten, das ohne Hutewald keine Zukunft hat.« Herb versicherte: »Wir kümmern uns weiter darum und schauen, was für die Gemeinde und den Betrieb herauskommt.«

Verbiss soll erfasst werden

Apropos Betrieb: Der Forst will im kommenden Jahr sogenannte Weiserzäune aufstellen. Weiserflächen sollen aufzeigen, wie sich die Verjüngung ohne Wildverbiss und andere Pflanzenschädlinge entwickeln kann. Sie bestehen aus einer eingezäunten und einer nicht eingezäunten Vergleichsfläche. Über die ermittelten Pflanzenhöhen und ihre prozentualen Anteile können Aussagen über Verjüngungspotential, Höhenwachstum und Wuchsdynamik getroffen werden. Vorhandene Verbissschäden werden genau dokumentiert. Rolf Goller befürchtete, dass diese Maßnahme vor der anstehenden Verpachtung der Jagdreviere zu Spannungen mit den Jägern führen könnte. Dem widersprach Herb: »Ziel ist es, mit den Jagdverpächtern ins Gespräch zu kommen. Wir vergraulen sie nicht.« Er machte aber auch deutlich, dass die Neupflanzung von Waldflächen »richtig teuer ist« - auch im Vergleich mit den Einnahmen aus der Jagdverpachtung. Über die sich der stellvertretende Forstamtsleiter keine Sorgen macht: Es gebe genügend Interessenten.

3.500 Setzlinge werden gepflanzt

Eine zentrale Aufgabe des Forstes ist im kommenden Jahr der Ausbau und die Sicherung der Kulturen. Im südlichen Greuthau soll das Eichbühl wieder seinem Namen gerecht werden, wie Schmidt betonte. Dort sollen Eichen gepflanzt werden und am Bocksberg soll ein Tannenvorbau unter den Fichten geschaffen werden. Insgesamt werden 3.500 neue Setzlinge gepflanzt. Darunter auch Speierlinge, die Lichtensteins Förster selbst gezogen hat. Der Speierling ist ein sehr selten gewordenes, heimisches Wildobstgehölz (Rote Liste), das bis zu 30 Meter hoch und mehr als einen Meter stark werden kann, mit dem Klimawandel gut zurechtkommt und ein guten Most gibt, wie Schmidt erklärte.

Geplant hat der Forst den Einschlag von 4.280 Festmetern Holz. Herb hofft auf einen »gescheiten Winter«, um den Plan auch umsetzen zu können, und erwartet einen stabilen Holzmarkt. Geschlagen wird auch wieder Brennholz. Dessen Preis legte der Gemeinderat ebenfalls fest und folgte der Empfehlung des Forstes, diesen nicht zu verändern. (GEA)