LICHTENSTEIN. Was schon mehrere Jahre im Gespräch war, soll nun konkrete Formen annehmen: Ein Unterstützerkreis will jetzt prüfen, ob Schloss Lichtenstein auf die deutsche Vorschlagsliste für das Unesco-Welterbe aufgenommen werden kann. »Wir haben eine realistische Chance«, ist sich Karl-Philipp von Urach sicher, dessen Familie das Schloss besitzt.
Der Zeitpunkt sei günstig, erklärt er. Zwei Jubiläen in Verbindung mit dem Lichtenstein stünden in den kommenden Jahren an: 2022 werde der 200. Todestag von Wilhelm Hauff begangen, dessen Roman »Lichtenstein« 1826 erschien und zum Bau des Schlosses führte. Graf Wilhelm von Württemberg, der ab 1867 auch Herzog von Urach war, ließ sich von diesem Roman inspirieren und in den Jahren 1839 bis 1842 das Schloss erbauen. In der Zeit der Romantik sollte es die zum Ideal verklärte Zeit des Mittelalters wieder aufleben lassen.
»Das Schloss ist ein Schlüsselwerk, in dem die Epoche der Romantik greifbar wird«
»Mein Ururgroßvater war ganz Kind seiner Zeit«, schildert Karl-Philipp von Urach. »Schloss Lichtenstein, in dem die Geisteshaltung der Romantik sowohl in seiner äußeren Gestaltung als Ritterburg wie auch in der Ausstattung im Innern Gestalt annahm, wird damit zu einem Schlüsselwerk, in dem die Epoche der Romantik greifbar und erfahrbar wird.«
Dies erfülle möglicherweise die Vorgaben der Unesco, nach der ein Bauwerk, um als Welterbe zu gelten, »einen bedeutenden Schnittpunkt menschlicher Werte in Bezug auf Entwicklung der Architektur (…) aufzeigen solle.« Auch das Kriterium der Verknüpfung »mit künstlerischen oder literarischen Werken« könnte zum Tragen kommen. Karl-Philipp von Urach steht ein Unterstützerkreis zur Seite, dem von politischer Seite außer Manuel Hailfinger auch Michael Donth, Mitglied des Tourismusausschusses im Bundestag, angehören. »Ich unterstütze das Vorhaben gerne und bin deswegen schon mit der Präsidentin des Deutschen Unesco-Komitees Professor Maria Böhmer in Kontakt«, lässt Donth verlauten. Manuel Hailfinger, Vorsitzender des Tourismusvereins Sonnenalb, hebt die Bedeutung des Welterbe-Status für den Tourismus in der gesamten Region hervor.
Den Tourismus zu unterstützen und die Region aufzuwerten ist letztlich auch die Absicht, die hinter dem Antrag steht. »Kulturhistorisch hätten wir mit dem Lichtenstein auf der Schwäbischen Alb eine einzigartige Dichte an Welterbestätten von der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert«, sagt Karl-Philipp von Urach. »Touristen aus der ganzen Welt könnten auf kurzen Wegen eine großartige Fülle von hochrangigen kulturellen Zeugnissen erleben.«
»Die Menschen in der Region identifizieren sich mit ihrem Lichtenstein«
Gerade in der jetzigen Pandemiezeit, in der Tourismus und Gastronomie tief greifende Einbußen hinnehmen müssten, sei es wichtig, einen Silberstreif am Horizont zu bieten. »Wir brauchen einen starken Neustart, auch wenn noch ungewiss ist, zu welchem Zeitpunkt Gastronomiebetriebe, Sehenswürdigkeiten und Museen wieder öffnen könnten«, erklärt Karl-Philipp von Urach.
Das Schloss sei übrigens von Anfang an auch als Museum und nicht nur als Wohnstätte vorgesehen gewesen. Graf Wilhelm, der hochgebildete und wissenschaftlich vielseitig interessierte Neffe des württembergischen Königs Friedrich, habe die ausdrückliche Absicht gehabt, die Anlage für Publikum zu öffnen.
»Die Menschen in der Region identifizieren sich mit ihrem Lichtenstein«, ist sich Karl-Philipp von Urach sicher. Auch von daher wünsche er sich einen großen Unterstützerkreis, in dem durch das gemeinsame Anliegen auch das Gefühl von Zusammenhalt und einem guten Miteinander Platz finden könne. Dafür wolle man eine Plattform bieten. »Ich bin sicher, dass am Ende der Straße etwas da ist, was die Menschen in der Region gemeinsam vorwärtsbringt.« (GEA)