PFULLINGEN. Das Mobilitätskonzept Pfullingen 2035 soll die Mobilität der Bevölkerung zukunftsweisend aufstellen und bildet damit die Grundlage für verkehrliche Entscheidungen in den nächsten Jahren. Seit dem Frühjahr läuft dafür bereits die wichtige Bestandsaufnahme, die alle Verkehrsbereiche unter die Lupe nimmt. Herzstück dieser ausführlichen Bestandsaufnahme ist die breite Bürgerbeteiligung. Nach einem Bürgerforum im März, liegen mittlerweile auch die Ergebnisse der Haushaltsbefragung vor, wie die Stadtverwaltung nun mitteilt.
Von Mitte März bis Ende April waren alle Pfullinger aufgerufen, sich daran zu beteiligen – 1.894 haben mitgemacht, also gut zehn Prozent der Einwohnerschaft. Im Oktober sind die vorläufigen Befragungsergebnisse bereits dem Pfullinger Gemeinderat vorgestellt worden. Die finale Präsentation wird nun auch der Bevölkerung zur Verfügung gestellt. Auf der Mobilitäts-Website der Stadt kann die Auswertung der Haushaltsbefragung in heruntergeladen werden. Auf insgesamt 70 Folien können sich so jeder selbst ein Bild davon machen, welche Schwerpunkte oder Verbesserungsvorschläge genannt wurden.
Insgesamt haben 1.894 Menschen an der Befragung teilgenommen
Nur ein Einblick sei bereits vorweggenommen: Auf die letzte Frage des Bogens nach der strategischen Ausrichtung, die das Mobilitätskonzept der Stadt Pfullingen haben sollte, gaben 24 Prozent die Priorität Fußverkehr (Rollatoren eingeschlossen), 36 Prozent die Priorität Radverkehr, 14 Prozent die Priorität Motorisierter Individualverkehr und 26 Prozent die Priorität Öffentlicher Verkehr an. Das unterstreicht die Vielseitigkeit, die das Mobilitätskonzept abbilden soll.
Im Rahmen der Konzeptentwicklung hat die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Fachbüro BS Ingenieure seit Februar außerdem zwei Verkehrserhebungen durchgeführt, drei Stadtteilspaziergänge in unterschiedlichen Pfullinger Wohngebieten veranstaltet, zwei Trassenspaziergänge entlang der möglichen Verläufe der Regionalstadtbahn angeboten und in drei Expertenrunden Fachleute angehört. Begleitet wurde das Ganze durch das Fachforum Mobilität, in welchem Fachexperten und einige ausgewählte Personen aus der Stadtgesellschaft vertreten sind.
Anfang 2023 soll die Bestandaufnahme abgeschlossen sein
Anfang des kommenden Jahres soll laut Verwaltung die Bestandsaufnahme endgültig abgeschlossen sein und auch die Ergebnisse der Verkehrszählungen, der Stadtteilspaziergänge und der Expertengespräche beinhalten. Danach kann das Mobilitätskonzept in seine zweite Phase eintreten: Dann geht es an die Verkehrsprognose für 2035, also die Diskussion der Lösungen und Zukunftskonzepte. Vor dem Eintritt in diese zweite Phase wird der aktuelle Stand des Konzepts aber zunächst Thema im Gemeinderat sein. Dort sollen die Ergebnisse der Befragungen, Begehungen und Expertengespräche debattiert werden. Ebenso wird die Verwaltung ihre Einschätzung der Resultate zur Diskussion stellen.
Einen der Schwerpunkte sieht Bürgermeister Stefan Wörner dabei auch auf der Regionalstadtbahn, der in der Haushaltsbefragung einige Fragen gewidmet waren: »Das Mobilitätskonzept soll ein Strategiepapier für die Pfullinger Stadtplanung ergeben«, so der Bürgermeister. »Unser Ziel muss daher sein, die dort formulierten Pfullinger Interessen aktiv in die Planungen der RSB einzubringen.«
Parallel zum Mobilitätskonzept wird also eine aktive Auseinandersetzung mit den beiden Trassenalternativen im Gemeinderat erfolgen. Ziel ist, die Interessen der Stadt Pfullingen als formulierte Stellungnahme in die Vorplanung für beide Trassenvarianten mit einzubringen.
In der Haushaltsbefragung erklärten 53 Prozent der Befragten die Innenstadttrasse für ihre bevorzugte Variante, 30 Prozent sprachen sich für die alte Bahntrasse aus – 17 Prozent konnten sich für keine der beiden begeistern. Für Bürgermeister Wörner ist das allerdings noch keine Vorentscheidung. »Auch wenn für mich eindeutig die Vorteile der Innenstadttrasse für Pfullingen überwiegen, gilt es in der Vorplanung, beide Trassen einer vertieften Untersuchung zu unterziehen. Es handelt sich um komplexe Fragestellungen, die verlangen, dass wir viele Faktoren gleichzeitig im Blick behalten.« (eg)