PFULLINGEN. »Pfullingen liegt im fruchtbarsten Obstgarten, in der lieblichsten, mildesten Gegend« – so schrieb der schwäbische Dichter Gustav Schwab im Jahr 1823 über unsere Stadt. Und tatsächlich wird unsere Gemarkung, vor der allerersten Gemeindereform eine der größten in Württemberg, noch bis heute durch die zahlreichen Streuobstwiesen und die sehr abwechslungsreiche Vegetation in Wald und Flur ganz besonders geprägt.
Teilweise schon leuchtend blühende Obstbäume jeglichen Alters, knorrige Eichen und Buchen, welche so typisch für unseren Albtrauf in und um Pfullingen sind, aber auch Ahorn, Linden und Platanen mitten in der Stadt, bieten uns fest verwurzelt viele Möglichkeiten für interessante Entdeckungen in fast jeder Jahreszeit.
Mein Lieblingsbaum ist die Bismarckeiche hoch oben über der Stadt an der Kiessteige, beim Kindergarten Kühnenbach. Im Jahr 1915 wurde der Baum aus Anlass des 100. Geburtstages des einstigen Reichskanzlers Otto von Bismarck gepflanzt.
Doch zunächst hatte die Stadt Pfullingen mit der Anpflanzung kein Glück. Der erste Setzling verkümmerte, ebenso der zweite. Da entdeckten die Stadtoberen mehrere kleine Eichenbäumchen in einem Garten in der Pfullinger Altstadt, ganz in der Nähe des heutigen »Echazbades«, dessen Besitzer gerne einen Setzling der Stadt als Bismarckeiche »Versuch Nummer drei« überließ. Es hat sich mehr als gelohnt, wenn man die Prachteiche heute anschaut. Allerdings stimmt die Blattgröße so gar nicht mit der einer deutschen Bismarckeiche überein – denn die Blätter des Pfullinger Baums sind deutlich größer.
Es stellte sich heraus, dass der Pfullinger Familienvater, der das Eichenbäumchen stiftete, einst in Russland war und dort für seine Familie daheim in Pfullingen ein Paket voller Eichenfrüchte als Ersatz für die seinerzeit raren Kaffeebohnen schnürte. Da die Kinder mit den Baumfrüchten aus dem fernen Russland gerne spielten, haben sie wohl drei der Eichenfrüchte im Garten vor dem Haus vergraben.
Eines der drei Bäumchen hat es im Laufe der Zeit zu etwas wirklich Großem gebracht: zur deutschen Eiche zum Gedenken an Bismarck.
Wir in Pfullingen haben mit unserer Bismarckeiche nicht nur ein Naturdenkmal, sondern eine wirkliche Rarität: eine Bismarckeiche aus Russland – ein sehr schönes und wohl einmaliges Zeichen der Völkerverständigung. Gerade jetzt, in diesen weltweit so unsicheren Tagen. (GEA)
PFULLINGER GESCHICHTEN
Die UWV will einmal in der Woche Mut machen
Mit den »Pfullinger Geschichten«, die die UWV neben ihren aktuellen Informationen ab sofort in regelmäßigen Abständen auf ihrer Homepage veröffentlichen wird, möchte die Gruppierung versuchen, die Menschen in Pfullingen und in der Region auch in dieser extrem schwierigen Zeit in ihrem Alltag ein kleines Stückchen weit Mut machend zu begleiten.
Treibende Kraft hinter diesen Geschichten ist der UWV-Vorsitzende Martin Fink, der, wie er selber sagt, einen gewissen Fundus an Geschichten parat hat. Fink ist ein profunder Kenner der Heimatgeschichte wie sich immer wieder bei seinen zahlreichen Führungen und Veranstaltungen zeigt. Im Wochenwechsel soll jeweils eine neue Geschichte auf der Homepage erscheinen. Am Gründonnerstag wird dann Ostern das Thema sein. (GEA)