PFULLINGEN. Zusammen mit elf Kollegen eines Londoner Textilhauses gründete der kaufmännische Angestellte George Williams am 6. Juni 1844 den YMCA. Der deutsche CVJM (Christlicher Verein junger Menschen) als Nachfolgeorganisation hat die Ortsvereine des Evangelischen Jugend- und Familienwerks ermuntert, des Jahrestags mit kleinen Festen in lockerer Atmosphäre zu gedenken.
Beim CVJM Pfullingen hat sich ein Team gefunden, um den 175. Geburtstag im Paul-Gerhardt-Haus pünktlich mit einem Programm feiern zu können, in dessen Mittelpunkt die Pfullingerin Elke Hagmaier als Interviewgast stand. Sie war lange Jahre europäische YMCA/CVJM-Vizepräsidentin. Als Gäste aus der Region hatten sich Vertreter der Partnervereine aus Genkingen, Ohmenhausen und Metzingen-Neuhausen angeschlossen.
Pionierin Elke Hagmaier
Den Jubiläumsabend eröffnete der junge lokale Liedermacher Joel Baisch mit seiner Gitarre und christlich besinnlichen Balladen wie »Ich will ein Meer, einen Ozean«, für die er viel Beifall bekam.
Anschließend begrüßten die Moderatoren Paula Stocker und Johannes Hofmayer die Gäste mit einer kurzen Vorstellung des CVJM. Dabei kamen sie schnell zu jener »Pariser Basis«, mit deren zwei programmatischen Sätzen sich im Jahr 1855 die inzwischen weltweit gegründeten YMCA-Vereine (damals noch ausschließlich junge Männer) eine Art Grundgesetz für ihre brüderlich-christliche Gemeinschaft und die Verbreitung ihres Glaubens an ihren »Heiland und Meister« gegeben hatten. Durchaus auch ein bisschen Heiterkeit sollte eine jugendlich zeitgemäße Übertragung des Programms hervorrufen, in der es zum Beispiel heißt: »... in die Community zu adden«.
Daran knüpfte auch die Pfullinger Jugendpfarrerin Katharina Dolmetsch-Heyduck an. Denn die bis heute gültige Basis wurde für den deutschen CVJM im Jahr 1985 durch die »Kasseler Erklärung« ergänzt, mit der die Mitgliedschaft für alle offenstand: Aus »jungen Männern« wurden »junge Menschen«. Und längst haben die Frauen vielfach auch in den verantwortlichen Positionen Parität der Geschlechter erreicht.
Als Pionierin der Öffnung dieser »weltumspannenden Gemeinschaft« für die weibliche Seite des CVJM wäre kaum jemand besser geeignet als Elke Hagmaier, die 15 Jahre lang Vorsitzende des Jugendwerks in Pfullingen war und sich dann auch europa- und weltweit engagierte.
Im Gespräch mit den beiden Moderatoren berichtete sie von ihrer vielfältigen Arbeit als Funktionärin und Entwicklungshelferin. In ihren elf Jahren als Vizepräsidentin hätten die Versammlungen des Europäischen Bundes jedes Jahr in einem anderen Land stattgefunden »von Litauen bis Malta«. Als langjährige Beauftragte für Pakistan und den Sudan entwickelte Elke Hagmaier intensive Beziehungen zu diesen Drittwelt-Ländern. In den Gemeinden der Martins-, der Thomas- und der Magdalenenkirche war sie maßgeblich am Aufbau der noch heute stabilen Struktur des CVJM beteiligt.
Beliebtes Waldheim
Zwei Jungschargruppen und zwei Jugendkreise beschäftigen sich über den Glauben hinaus auch mit Sport – vor allem Volleyball – und über den Posaunenchor auch mit Musik. Sie organisieren im 1962 erbauten und 2017 modernisierten Waldheim nahe dem Wanderparkplatz Brönnlensteich vier Kilometer außerhalb des Orts mit seinen 23 Übernachtungsmöglichkeiten Sommerfreizeiten am Fuß der Alb. Es ist bei Jugendgruppen in ganz Baden-Württemberg beliebt. Aber auch Zeltlager mit bis zu 70 Kindern auf der Alb oder Jugendreisen etwa nach Blanes an der katalanischen Costa Brava in Spanien richtet der Pfullinger CVJM aus.
Nach dem Interview und weiteren Liedern von Joel Baisch lud die Küchengruppe des Pfullinger CVJM zu einem Gyros im Fladenbrot mit Gemüse und Salat. Im Anschluss an den Segen beschloss der Posaunenchor das Jubiläumsfest unter anderem mit dem feierlichen Choralsatz des Abendliedes »Der Mond ist aufgegangen« von Matthias Claudius. (GEA)