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Pfullinger BMT kritisiert halbherzige Bemühungen der EU gegen Tierleid

EU-Kommission will Tiertransportrecht verbessern. Pfullinger BMT geht der Vorschlag nicht weit genug

Auf dem langen Transport nach Spanien leiden die Kälber. Das europäische Tiertransportrecht soll überarbeitet werden. Der Vorsc
Auf dem langen Transport nach Spanien leiden die Kälber. Das europäische Tiertransportrecht soll überarbeitet werden. Der Vorschlag geht dem Bund gegen den Missbrauch der Tiere (BMT) in Pfullingen aber nicht weit genug. FOTO: PERREY/DPA
Auf dem langen Transport nach Spanien leiden die Kälber. Das europäische Tiertransportrecht soll überarbeitet werden. Der Vorschlag geht dem Bund gegen den Missbrauch der Tiere (BMT) in Pfullingen aber nicht weit genug. FOTO: PERREY/DPA

PFULLINGEN. Die aktuell in der Europäischen Union geltenden Rechtsvorschriften über den Schutz von Tieren beim Transport wurden bereits 2004 erlassen. Nach 20 Jahren möchte die EU-Kommission das europäische Tiertransportrecht nun überarbeiten und hat einen Vorschlag veröffentlicht, wie die Verordnung geändert werden könnte. Der Bund gegen Missbrauch der Tiere (BMT) in Pfullingen hatte ihn mit Spannung erwartet.

Der Geschäftsstellenleiter des Pfullinger Tierschutzzentrums und des BMT Baden-Württemberg, Dr. Uwe Wagner, sieht darin zumindest eine leichte Verbesserung für das Wohl der todgeweihten Tiere. »Positiv hervorzuheben ist die leichte Erhöhung der Platzvorgaben für unterschiedliche Tierarten beim Transport sowie eine Beschränkung des Transports bei extremen Temperaturen.«

Mindestalter wird angehoben

Doch Wagner hat sich deutlich mehr erhofft: »Ich hätte mir gewünscht, dass die Transporte auf ein Minimum von vielleicht fünf Stunden beschränkt werden.« Die nun vorgesehene Begrenzung der Transportzeit für zur Schlachtung bestimmte Tiere liegt bei maximal neun Stunden.

Auch ist vorgesehen, das Mindestalter für Transporte sehr junger Kälber auf fünf Wochen anzuheben. »Ein positiver Ansatz«, findet Wagner, »mehr aber auch nicht.« Denn das Immunsystem der Tiere sei frühestens ab der achten Woche so weit entwickelt, dass die Tiere stabil genug für einen Transport wären. Unter anderem aus diesem Grund hatte der BMT im vergangenen Herbst den Deutschen Bundestag in einer Petition aufgefordert, den Transport nicht entwöhnter Kälber zu verbieten. Die Pfullinger Geschäftsstelle klagt zudem seit drei Jahren vor dem Verwaltungsgericht gegen lange Kälbertransporte von Bad Waldsee in Richtung Spanien (der GEA berichtete).

Weiterhin hätte sich Wagner erhofft, dass die EU-Kommission Transporte von Schlachtvieh außerhalb der Grenzen Europas künftig untersagt. Doch Tiertransporte in sogenannte Hochrisikostaaten – immerhin 17 Länder, wie beispielsweise Marokko – seien weiter möglich. »Dabei ist bekannt, dass der Umgang mit den Tieren sowie die Schlachtung dort äußerst grausam vonstatten gehen und mit den Tierschutzvorschriften der EU unvereinbar sind.«

Die derzeitigen Vorschläge der EU zur Änderung des Tiertransportrechts findet der BMT »bestenfalls halbherzig«. Wagner und seine Mitstreiter richten ihre Blicke und ihre Hoffnung daher gen Berlin. Bereits mehrfach habe sich Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir gegen Lebendtiertransporte in Drittstaaten ausgesprochen. »Er hätte mit Sicherheit die Möglichkeit, da verstärkt einzugreifen, aber er schöpft sein Potenzial nicht aus. Ich denke, dass die ganze Lobby zu stark ist«, so Wagner.

Postkartenaktion gestartet

Deshalb hat der Bund gegen den Missbrauch der Tiere eine große Postkartenaktion gestartet, mit der Tierfreunde »Grüße aus dem Mittelmeer« an das zuständige Ministerium senden können und sollen. »Das macht bestimmt Eindruck, wenn da 10.000 Karten aus ganz Deutschland ankommen. Dann sieht Herr Özdemir, dass das Thema in der breiten Bevölkerung angekommen ist und gesehen, gehört und verfolgt wird.« Die Karten sind im Tierheim Pfullingen erhältlich oder können von der Online-Plattform Stoppt Tiertransporte ausgedruckt und in Briefform versandt werden.

Bis Mitte Januar konnten die Mitgliedsländer zu den Änderungsvorschlägen der EU-Kommission eine Stellungnahme abgeben. Wann das Gesetz zur Abstimmung kommt, steht noch nicht fest. (GEA)

 

www.stoppttiertransporte.de/ engagement