PFULLINGEN. Wenn es brennt, dann muss genügend Wasser zum Löschen bereitstehen. Auf diese Tatsache bauen Gebäude- und Grundstücksbesitzer allerorten. Dass die Feuerwehr im Notfall anrückt, um Hab und Gut der Bürger einer Stadt oder Gemeinde zu sichern, gehört zur Daseinsvorsorge. Doch auch die will organisiert sein. Aus diesem Grund hatte die Stadt Pfullingen vor einem Jahr ein Gutachten in Auftrag gegeben, das ermitteln sollte, ob die Pfullinger Feuerwehr überall schnell genug an ausreichende Mengen Löschwasser herankommt. Jetzt ist das Ergebnis dieser Untersuchung dem Gemeinderat vorgestellt worden.
Kurzes Fazit: Es gibt erheblichen Investitionsbedarf. Mehr als zwei Millionen Euro sind nötig, um die Löschwasserversorgung in allen Bereichen der Stadt langfristig sicherzustellen. Diese Summe kann aber nicht kurzfristig und auf einmal bereitgestellt werden. Deshalb sollen, das hat das Gremium einstimmig beschlossen, in den kommenden Jahren zunächst jeweils 30 000 Euro für schnell umsetzbare Maßnahmen in den Haushalt eingestellt werden.
»Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich unser Land zu Tode reguliert«
Diplom-Ingenieur Esad Osmancevic von der RBS wave GmbH stellte den Ratsmitgliedern die Untersuchung ausführlich vor. Dafür wurde das Stadtgebiet in elf verschiedene Zonen eingeteilt, für die – je nach Lage – entweder 48, 96 oder 192 Kubikmeter Löschwasser pro Stunde im Umkreis von 300 Metern zur Verfügung stehen müssen. In mehreren Zonen werden die notwendigen Werte jedoch nicht erreicht. Vor allem im Gewerbegebiet Steinge können die im Notfall erforderlichen Löschwassermengen derzeit nicht garantiert werden.
Gespeist wird der Löschwasserbedarf bislang aus Hydranten, gegebenenfalls aus Ansaugstellen in der Echaz sowie aus dem Trinkwassernetz. Die Hochbehälter der Stadt sind entsprechend dimensioniert. Allerdings wies Osmancevic darauf hin, dass die gängige Hypothese »Wenn die Trinkwasserversorgung funktioniert, klappt auch die Löschwasserversorgung« falsch sei. Denn bei anhaltendem Bedarf an Löschwasser, zum Beispiel bei einem Großbrand, könnte unter den gegebenen Bedingungen in manchen höher gelegenen Teilen der Stadt das Trinkwasser knapp werden.
Seine detaillierte Untersuchung mündete in eine Reihe von Empfehlungen: Geprüft werden sollte daher unter anderem, ob im Bedarfsfall Löschwasser aus benachbarten Kommunen kommen könnte oder etwa aus der Hauptversorgungsleitung vom Wasserwerk Honau nach Reutlingen.
Um aber tatsächlich die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr im Brandfall sicherstellen zu können, wären langfristig mehrere Maßnahmen notwendig. So müsste die Feuerwehr mit zusätzlichen Fahrzeugen für den Löschwassertransport ausgestattet werden (Kosten: rund 350 000 Euro), es müssten dezentral Löschwasserzisternen sowie Saugstellen für Gebäude im Außenbereich (765 000 Euro) und im Stadtgebiet (705 000 Euro) hergestellt werden und zusätzliche Wasserleitungen, vor allem innerhalb der Stadt, verlegt werden (224 000 Euro). Der gesamte Bedarf summiert sich somit auf 2,04 Millionen Euro.
»Es geht nicht nur um das Wasser für die Dusche, es geht um den Erhalt von Arbeitsplätzen«
Für Gert Klaiber (CDU) sind die Anforderungen für das Löschwasserkonzept »ein gutes Beispiel dafür, wie sich unser Land zu Tode reguliert«. Er frage sich, ob das alles tatsächlich notwendig sei oder ob es nicht hinnehmbar wäre, »wenn dann mal etwas weniger Wasser aus der Leitung käme«. Nicht klar sei ihm auch, wie das alles finanziert werden soll.
Bürgermeister Michael Schrenk erwiderte, dass zunächst einmal mit jährlich 30 000 Euro die wichtigsten fortlaufenden Maßnahmen aus den Empfehlungen des Gutachters umgesetzt werden sollen. »Unsere eigentlichen Hausaufgaben kommen erst noch«, betonte er.
Die lange Liste mit den insgesamt 16 Empfehlungen des Gutachters müsse nun von Gemeinderat und Verwaltung durchgearbeitet und dabei geschaut werden: »Wie ist das leistbar? Brauchen wir das alles oder kommen wir mit weniger aus?« Über konkrete Maßnahmen werde erst danach entschieden.
Stadtbaumeister Karl-Jürgen Oehrle wies allerdings darauf hin, dass es mittlerweile Standard sei, einen für jeden Brandfall ausreichenden Löschwasservorrat zur Verfügung zu haben und gleichzeitig auch das Trinkwassernetz stabil zu halten. »Es geht dabei auch nicht nur um das Wasser für die Dusche«, merkte dazu Feuerwehrkommandant Dietmar Rall an, »es geht vor allem um die Gewerbegebiete und den Erhalt von Arbeitsplätzen.« (GEA)