LICHTENSTEIN. Die Passionsandachten und Ostergottesdienste konnten in diesem Jahr nicht wie gewohnt stattfinden. Gleichwohl ist gerade in diesen Zeiten die Osterbotschaft von entscheidender Bedeutung, schreibt das Pfarramt Holzelfingen/Ohnastetten in einer Mitteilung: Durch sein Leiden, Sterben und seine Auferstehung besiegt Jesus Christus die Finsternis und die Macht des Todes und alle damit verbundenen Ängste. Er gibt Hoffnung. Wie kann diese gute Nachricht für die Menschen unter den geltenden Verordnungen zu Gehör gebracht werden?
Schnell war in der Kirchengemeinde Holzelfingen die Idee geboren, einen »Passions- und Osterspaziergang« durch den Ort anzubieten. Schon seit einigen Jahren wurde über diese Idee nachgedacht. Doch aufgrund der sonst so vollen Passions- und Ostertage wurde sie immer wieder verworfen. Nun waren die Ressourcen da. Jede der elf Stationen ist von Einzelnen oder ganzen Familien kreativ gestaltet. »Jeder von denen, die ich zur Mitarbeit angefragt hatte, hat sofort zugesagt«, zeigt sich Pfarrer Sebastian Schmauder erfreut.
Es entstand ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem jeder einen Teil zu einem Ganzen beitragen konnte. »So funktioniert Gemeinde ja auch sonst«, ist Schmauder überzeugt. Die Texte laden zum Nachdenken, Beten und Hoffen ein. Sie stammen zum Teil von dem Grafenberger Passionsweg.
Der Weg beginnt mit dem Einzug Jesu in Jerusalem, führt dann zur Kapelle der evangelisch-methodistischen Kirche, wo die Fußwaschung und das Abendmahl am Gründonnerstag dargestellt sind. Richtig Abendmahl feiern und Füße waschen kann man sich aus gegebenem Anlass nicht. Aber Papierfüße laden ein, sich Gedanken zu machen, wem man einen »Liebesdienst« erweisen könnte. Weiter geht’s zur Salbung Jesu. Dort lädt ein Spiegel ein, sich über seinen eigenen Glauben Gedanken zu machen: »Findet sich das, was ich mit dem Mund bekenne, auch in meinem Tun wieder?«
Es geht weiter zum Garten Gethsemane, in dem Jesus gefangen genommen wird, vorbei am Lagerfeuer, an dem Petrus seinen Herrn verleugnet, hinauf nach »Golgatha«. Oben auf der »Reute« hat man einen wunderbaren Blick über Holzelfingen. Es wurde dort ein Kreuz aufgerichtet. Symbolisch für alles Schwere kann am Kreuz der Stein abgelegt werden, den man am Beginn des Weges eingesteckt hat.
Nun geht der Weg abwärts, vorbei am verschlossenen Grab, der trauernden Maria und zwischen Schafweiden hindurch. Schließlich endet der rund 1,5 Kilometer lange Spaziergang am Friedhof. Eine Türe mit der Aufschrift »Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan und niemand kann sie zuschließen« lädt zum Durchgehen ein. Trotzig steht dahinter – und mitten auf dem Friedhof – ein »Ortsschild«, auf dem der Tod durchgestrichen ist und den Ort des Lebens anzeigt. Osterglocken säumen den Weg von der Auferstehung durch den Friedhof bis zur Kirche, dem Ende des Spaziergangs. Sie ist geöffnet und lädt zu einem besinnlichen Ausklang ein. Kerzen, Bibelworte und eine Liturgie liegen bereit.
Wer im Anschluss an den Passionsspaziergang eine Spende geben möchte, hat in der Kirche dazu die Gelegenheit. Das gesamte Geld wird weitergeleitet an den Verein »BESA«. Dieser unterstützt Gemeinden in Albanien. Bereits im November wurde das Land durch ein Erdbeben erschüttert. Durch die aktuelle Krise ist für viele das überlebensnotwendige Einkommen ganz weggebrochen. Die Kirchen, mit denen »BESA« in Kontakt stehen, haben schon begonnen, Essenpakete zu richten und zu verteilen.
Bis einschließlich Sonntag, 19. April, ist der Weg und die Kirche in Holzelfingen geöffnet und kann unter Berücksichtigung der geltenden Verordnungen besichtigt werden. Start ist am Gemeindehaus Holzelfingen, St.-Blasius-Straße 7. (k)