LICHTENSTEIN. Wer findig ist, der lässt sich von einer Corona-Pandemie nicht ausbremsen: Die Mountainbike-Gruppe des CVJM Unterhausen litt darunter, dass seit mehr als drei Monaten keinerlei Sportveranstaltungen stattfinden, bei denen sie ihre sportliche Fitness unter Beweis stellen können. Insbesondere Triathlet Peter Kunert suchte eine Herausforderung, die seiner Leistungsfähigkeit entsprach. Schließlich hatte er monatelang trainiert, um – erstmals in seiner Sportlerkarriere – bei einem Ironman dabei zu sein. Doch auch der angepeilte Wettkampf in der Schweiz fiel den Corona-Einschränkungen zum Opfer. Doch die bergerfahrenen Radler hatten eine Idee, die sie alsbald in privatem Rahmen in die Tat umsetzten: Kilometer sammeln auf der Stoppomat-Strecke und damit gleichzeitig auch Spenden sammeln für gute Zwecke.
49 Radler haben mitgemacht
Per WhatsApp riefen die Mountainbiker im Bekanntenkreis dazu auf, sich an der Aktion zu beteiligen. Mit Erfolg: 49 Radler haben mitgemacht, darunter auch viele Kinder, wie Kunert mitteilt. Elf Teilnehmer haben die 4,3 Kilometer lange Piste mit 280 Metern Höhenunterschied gleich zehnmal oder mehr absolviert. Mit den Abstandsregeln gab es keine Probleme, da jeder Radfahrer die Strecke ganz individuell bewältigt hat. Und: Jeder Radler zahlte pro Fahrt fünf Euro in die Spendenkasse.
Schon mehrfach hat es auf dieser 2008 vom Mountainbike-Club Pfullingen eingerichteten Strecke Rekord-Aktionen gegeben. Zuletzt hatte Sven Gaßmann aus Pfullingen im Jahr 2012 den Rekord auf 30 Fahrten an einem Tag verbessert. Kunerts Ziel war es, diese Zahl zu toppen. Deshalb stieg er am vergangenen Samstag schon um 0.16 Uhr am unteren Zeitnehmer-Automat auf sein Fahrrad für die erste Etappe, begleitet von ein paar Freunden, die sich allerdings nach den ersten zwei Touren über die Nacht verabschiedeten. »Viermal bin ich dann ganz allein hinauf und wieder runter gefahren«, berichtet Kunert. Ab 4 Uhr morgens hatte er wieder Unterstützer, die gemeinsam mit ihm in die Pedale traten.
Ruhepausen hat er sich nicht gegönnt. Nach jeweils drei Auf- und Abfahrten hielt er für ein paar Minuten, um zu essen und sich so mit den nötigen Kalorien für die nächsten Etappen zu versorgen. »Fast 22 Stunden bin ich sozusagen durchgefahren«, schildert Kunert diesen denkwürdigen Tag. Das hat sich für ihn ausgezahlt: 31-mal hat er die Stoppomat-Strecke absolviert. Aufgehört hat er dann, weil das Wetter nicht mehr mitspielte. »Ein heftiger Regenguss hat die Aktion beendet«, berichtet er. Die letzte Fahrt hinauf zum Zeitnehmer absolvierte er gemeinsam mit acht Begleitern.
Mehr als 1 400 Euro Spenden
Für jede Auffahrt hat er im Durchschnitt 25 Minuten gebraucht, hinunter ging’s dann sehr viel schneller in fünf bis zehn Minuten, hat er ausgerechnet. Seine reine Fahrzeit lag bei 16 Stunden und 58 Minuten.
Alle Teilnehmer zusammen sind am Samstag bei 254 Fahrten fast 2 200 Kilometer auf der Stoppomat-Strecke geradelt und haben dabei mehr als 71 000 Höhenmeter überwunden, listet er mehr statistische Daten auf.
Gut gefüllt war daher am Ende auch die Spendenkasse: 1 428 Euro sind an diesem Tag erradelt worden. Das Geld soll zwei Organisationen zugutekommen: der Tübinger Kinder-Krebsklinik und dem CVJM Unterhausen für seine Kinder- und Jugendarbeit. (ps)