PFULLINGEN. »Die Mitte muss stimmen. Wer sie nicht für sich gefunden hat, dem fehlt der Anker«, das hob Pfarrer Benjamin Lindner in seiner Predigt in der Martinskirche hervor. Dort begann die Nacht der offenen Kirchen in Pfullingen mit einem sehr gut besuchten ökumenischen Gottesdienst, musikalisch begleitet vom Posaunenchor. Wegen der Witterung wurde die Feier vom Marktplatz in die Kirche verlegt.
Lindner erinnerte an die Entstehung der Pfullinger Neuen Mitte. »Viele unterschiedliche Häuser gruppieren sich um die Mitte. Auch als Christen haben wir, obwohl wir ganz verschieden sind, eine gemeinsame Mitte.« Vielleicht sei sie verbaut oder überwuchert, man werde orientierungslos. Es gelte, Christus erneut in den Blick zu nehmen. Die Nacht der offenen Kirchen, so Liturg Dekan Hermann Friedl, wolle die Vielfalt christlichen Glaubens deutlich machen. Den Gottesdienst vorbereitet hatten die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und die Apis, das Christliche Zentrum sowie die Evangelische Freie Gemeinde.
Beeindruckende Gesänge
Die Gebete sprach Erzpriester Dimitrios Katsanos von der Griechisch-Orthodoxen Kirche. Sie hat ihr Domizil außerhalb Pfullingens – in Reutlingen, Am Heilbrunnen – und war deshalb in der Thomaskirche in der Jahnstraße zu Gast. Dort boten die orthodoxen Christen nach dem Ritus ihrer Kirche ein Artoklasia-Agapemahl an, bei dem Brote gesegnet und geteilt wurden. Beeindruckend waren die Gesänge im Gottesdienst. Die Thomaskirche selbst hatte auf dem Vorplatz ein Labyrinth gelegt. Wer dort entlangging, fand Sprüche wie »Der Weg zur Mitte ist ein Weg zur Kraft« und gelangte schließlich ins Zentrum.
Nach dem Gottesdienst in der Martinskirche nahmen viele gern das Angebot des CVJM an und stärkten sich am Grill- und Getränkestand. Das Wetter war passend und lud ein zum Treffen, ins Gespräch kommen und genießen. Denn Fingerfood gehörte an diesem Abend zur Gastfreundlichkeit der Kirchen dazu. Sehr gut angenommen wurden die Kirchenführungen: die persönliche Wahrnehmung des Kirchenraums von der Kanzel aus, die Segnung im Chorraum und das spektakuläre Abseilen von der Orgelempore in der Martinskirche. »Der Sinn ist, Vertrauen zu wagen«, sagte Initiator Alexander Katz.
Meditative Tänze und eine Bilderausstellung zum Thema »Begegnung« gab es in der katholischen Kirche St. Wolfgang, begleitet von Liedern zum Thema der Band »Guitars4u«. Auch dort nutzten die vielen Gäste die Gelegenheit, miteinander in Kontakt zu kommen. Mit zwei Aufführungen nahm die evangelisch-methodistische Kirche ihre Gäste mit auf eine vergnügliche Zeitreise. Veeh-Harfen waren bei der Apis zu hören, Lobpreislieder im Christlichen Zentrum, Klänge der neuen Orgel und des Chors in der neuapostolischen Kirche und einen musikalischen Gang durch das Kirchenjahr gab es in der Magdalenenkirche.
Die Evangelische Freie Gemeinde hatte das Thema »Glauben – Unglaublich« gewählt und zeigte die Werke zweier Künstlerinnen. Um 22 Uhr endete die Veranstaltung mit griechischen Tänzen und dem Abendsegen. (gb)