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Landesweite Untersuchung: Hohes Fahrgastpotenzial im Echaztal

Offensive des Landes zur Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken: Verkehrsminister Winfried Herrmann hat gestern in Stuttgart eine neue Studie vorgestellt

Winfried Hermann
Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen), Verkehrsminister von Baden-Württemberg. Foto: Fabian Sommer/dpa/Archiv
Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen), Verkehrsminister von Baden-Württemberg. Foto: Fabian Sommer/dpa/Archiv

PFULLINGEN/STUTTGART. Mehr als 1.500 Fahrgäste pro Schultag könnten die Bahnstrecke von Reutlingen nach Engstingen nutzen, wenn diese wieder in Betrieb genommen würde. Das ist eines der Ergebnisse einer landesweiten vergleichenden Potenzialuntersuchung, die Verkehrsminister Winfried Herrmann am Dienstag in Stuttgart vorgestellt hat. Er wies dabei auch auf Fördermöglichkeiten für die Reaktivierung von Schienenstrecken hin.

»Viele stillgelegte Bahnstrecken in Baden-Württemberg haben ein großes Fahrgastpotenzial. Das ist die Hauptbotschaft der neuen Untersuchung«, sagte Herrmann bei der Online-Veranstaltung, zu der kommunale und regionale Akteure sowie Verkehrsverbünde und Bahnunternehmen eingeladen waren, wie aus einer Mitteilung des Verkehrsministeriums hervorgeht. Die Untersuchung zeige, welche Bahnstrecken von einer Reaktivierung am meisten profitieren könnten: »Dieses Potenzial wollen wir heben.«

Gerade im ländlich geprägten Raum könnten viele Strecken zur Stärkung der Region und der Wirtschaft beitragen. Die Reaktivierungsoffensive sei ein wichtiger Beitrag zur Verkehrswende und zum Klimaschutz.

Insgesamt 42 stillgelegte Strecken im Land sind für das vergleichende Gutachten auf ihr Fahrgastpotenzial untersucht worden. Auf Grundlage des zu erwartenden Nutzeraufkommens wurden sie in vier Kategorien eingeteilt. Ein sehr hohes Nachfragepotenzial von mehr als 1.500 Fahrgästen pro Schultag ist auf zwölf Strecken zu erwarten, teilt das Ministerium mit, darunter auch die Echaztalbahn zwischen Reutlingen und Engstingen.

Mit einer hohen Nutzung von 750 bis 1.500 Fahrgästen pro Schultag wird auf zehn Strecken gerechnet, bei zehn weiteren Strecken ist ein mittleres Aufkommen von 500 bis 750 Fahrgästen je Schultag zu erwarten, dazu zählen auch die Bahnstrecken von Engstingen nach Gammertingen sowie nach Schelklingen. Für zehn Bahnstrecken mit weniger als 500 Fahrgästen pro Schultag kommt das Gutachten zu dem Schluss, dass das für ein tägliches Angebot im Stundentakt nicht ausreicht.

Der Minister betonte, die Rahmenbedingungen für Reaktivierungsvorhaben seien so günstig wie nie. Er ermutigte kommunale Vertreter, zügig konkrete Planungen voranzutreiben: »Der Bund fördert die Baukosten für Reaktivierungsvorhaben neuerdings mit bis zu 90 Prozent. Das Land beteiligt sich an den verbleibenden Kosten, im Ergebnis können Streckenreaktivierungen mit bis zu 96 Prozent der Baukosten gefördert werden.«

Darüber hinaus kündigte der Verkehrsminister an, dass das Land bei nachfragestarken Strecken grundsätzlich die Bestellung und die Kosten für den Betrieb der reaktivierten Bahnstrecken gemäß dem Landesstandard (mindestens Stundentakt, bei hoher Nachfrage mehr) übernehmen wird. Wird ein Angebot mit mehr Zügen als dem Landesstandard gewünscht, müsste dieser zusätzliche Teil kommunal finanziert werden. »Um den ländlichen Raum zu stärken, übernimmt das Land bei Strecken mit einem Fahrgastpotenzial von mindestens 750 Fahrgästen je Schultag die Betriebskosten«, so Herrmann.

Die Vergabe der Mittel erfolgt in zeitlicher Reihenfolge der Inbetriebnahmen, sofern ausreichend Geld vorhanden ist: "Durch diese Regelung besteht ein hoher Anreiz, die notwendigen Planungen zügig in Angriff zu nehmen." Hermann motiviert die regionalen Akteure, aktiv zu werden: "Die Initiative muss von der kommunalen Ebene kommen. (fm)