ENINGEN. »Entweder streichen oder ein schönes Graffiti«, das sagt die Eningerin Birgit Redlich, auf das beschmierte Gasverteilerhäuschen am Krüger-Park angesprochen. Dass auch in Eningen Stromkästen oder Trafostationen bewusst künstlerisch gestaltet werden, könnte sie sich gut vorstellen. Immer noch besser, »als so verschmiert«, findet sie. Ähnlich sieht das auch die 75-jährige Inge Katreniok: »Dann lieber was Schönes.«
Dass das Häuschen am Krüger-Park mit einem flächigen Motiv verziert wird, fände auch Erika Ruf gar nicht schlecht. Den aktuellen Zustand jedenfalls hält sie für eine »Sauerei«. Stromkästen zu verzieren hielte sie hingegen für zu viel des Guten.
Auch wenn Graffiti und Kunst vom persönlichen Geschmack abhingen, findet eine Eningerin, die anonym bleiben möchte, dass »gezielt verziert doch wesentlich besser aussieht«. Auch dass Strom- oder Telefonkästen gestaltet werden, wäre für sie denkbar.
Richtig »schrecklich« findet »wilde Graffiti«, wie sie aktuell am Gasverteilerhäuschen zu finden sind, ein weiterer Eninger, der ebenfalls seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er sei zwar generell kein Freund von Straßenkunst, wenn allerdings professionelle Künstler beauftragt würden, um Trafostationen oder Stromkästen zu gestalten, fände er das noch annehmbar. Grundsätzlich ist er aber der Meinung: »Kunst gehört in eine Galerie und nicht an Hauswände.«
Auch Kurt Hank ist nicht begeistert von Graffiti – egal welcher Art. Wenn allerdings das Häuschen »einheitlich und vollständig« gestaltet würde, »könnte man das schon eher sehen«, findet er. Was die Verschönerung von Stromkästen und dergleichen angeht, bleibt er dennoch skeptisch. So etwas müsste zum Ort passen, findet er und zeigt auf eine ebenfalls mit Graffiti besprühte Wand an dem Bolzplatz unweit des beschmierten Gasverteilerhäuschens. »Da passt so was hin.« Mitten im Ort hingegen eher weniger, findet der 79-Jährige.
Die 64-jährige Gabriele Stotz hat mehr für Graffiti und Straßenkunst übrig. Sie findet, es müsste mehr öffentliche Flächen geben, die Graffiti-Künstlern zur Verfügung gestellt werden. »Damit sie sich ausprobieren können.« Sie glaubt, dass dann auch weniger Leute zur Spraydose greifen würden und sich unerlaubterweise an privaten Hauswänden oder öffentlichen Gebäuden verewigen würden.
»Selbst die schlichtesten Dinge können Kunst sein«, findet der 34-jährige Frank Hebel. Er interessiert sich generell für Graffiti und würde es daher begrüßen, wenn Künstler Flächen wie Trafo-stationen oder Stromkästen zur Verfügung gestellt bekämen. Zwar gebe es auch Künstler, die wahllos ganze Flächen mit Schriftzügen »vollklatschen« würden, so Hebel, »was Grafisches wäre aber schon schön«. Erst kürzlich habe er ein Video im Internet gesehen, in dem ein Künstler Trafohäuser mit fotorealistischen Motiven gestaltet hatte. So etwas würde er auch in Eningen durchaus gerne sehen. (mewe)