LICHTENSTEIN. Mittlerweile sind es fast 115 Liter. Nein, weder Wasser noch Kaffee oder Alkohol – sondern Blut. Das ist die fast unglaubliche Menge, für die Jürgen Zimmerer in den vergangenen 45 Jahren beim Deutschen Roten Kreuz zur Ader gelassen wurde. Anhand seines Blutspendeausweises kann er belegen, dass er bei seinem Ortsverein am 29. April 1976 als 19-Jähriger erstmals den Ärmel hochgekrempelt hatte.
Wie und warum alles begonnen hat, weiß der Lichtensteiner gar nicht mehr so genau. »Aber ich war schon immer jemand, der sich gerne für andere eingesetzt hat.« Und menschliche Solidarität bedeute ihm viel, das stelle für ihn einen sehr wichtigen Wert dar, betont der 64-Jährige. »Wir als Gesellschaft müssen doch aufeinander aufpassen und füreinander da sein.«
»Ob’s für dreihundert Blutspenden reicht? Schauen wir mal«
Im Reglement des Blutspendens kennt er sich inzwischen bestens aus. »Da werden jeweils etwa 500 Milliliter entnommen, Männer dürfen sich höchstens sechs Mal, Frauen vier Mal jährlich Blut abnehmen lassen«, erzählt er. Der Grund dafür sei, dass das weibliche Geschlecht eine geringere Blutmenge als das männliche habe, zudem Frauen meistens auch niedrigere Eisenwerte.
Jürgen Zimmerer selbst geht regelmäßig fünf bis sechs Mal im Jahr zur Blutspende. Und zwar nicht nur in Lichtenstein, sondern auch in Krauchenwies, Engelswies oder in Sigmaringendorf, sagt der Lichtensteiner, der beruflich bedingt – er arbeitet bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Sigmaringen – unter der Woche auch in Sigmaringen wohnt und die Blutspendeaktionen dieser Gegend nützt.
Glücklicherweise habe er noch nie Probleme wie Übelkeit oder Schwierigkeiten mit dem Kreislauf gehabt, etwa dass es ihm schwarz vor Augen geworden sei. Im Gegenteil, seinem etwas höheren Blutdruck tue die regelmäßige Blutentnahme sogar gut. Was ihm kleinere Probleme bereitet, sei der Nadelstich selbst. »Da schaue ich immer zur Seite, das kann ich nicht sehen.« Um die kostenlose Verköstigung danach oder eventuelle Geschenke zu runden Spendenzahlen gehe es ihm dabei überhaupt nicht. »Es ist zwar nett, wenn das honoriert wird, aber deshalb gehe ich nicht zur Blutspende.«
Dass der eine oder andere sagt, er spende nicht, könne er verstehen. »Es kostet vielleicht schon eine gewisse Überwindung und mancher kann es aus gesundheitlichen Gründen nicht.« Letztendlich müsse das jeder selbst entscheiden. »Für mich ist es eine Gnade, dass ich so gesund bin und Blut spenden kann.« Lobenswert findet Jürgen Zimmerer die Arbeit der Helfer bei den Terminen. »Da braucht man einen ganzen Apparat an Leuten und die machen es alle ehrenamtlich oder nehmen sogar Urlaub.«
Auch wenn er jetzt vom DRK-Blutspendedienst für 225-maliges Spenden geehrt wurde, stimmt diese Zahl schon gar nicht mehr, denn Zimmerer ist zwischenzeitlich schon weitere Male beim Blutspenden gewesen. »Zuletzt im November«, sagt er und schmunzelt. Seine 230. Blutspende will er am 10. Januar in Bingen abgeben.
»Wir als Gesellschaft müssen doch aufeinander aufpassen«
Leider könne Blut bis heute nicht anderweitig hergestellt werden, Kliniken und Schwerkranke sind auf die Spender angewiesen. »So kann man einen Beitrag für andere Menschen leisten.« Weil die Altersgrenze für Blutspender inzwischen auf 75 Jahre angehoben wurde, müsste er 250 Blutspenden auf jeden Fall schaffen, hofft Zimmerer, vielleicht sogar 275 Spenden. »Ob’s für 300 reicht – schauen wir mal«: Sagt’s und lacht spitzbübisch.
Als Blutspender sei Jürgen Zimmerer »gewissermaßen auch ein Lebensretter«, betonte Lichtensteins Bürgermeister Peter Nußbaum in seinem Dankschreiben, mit dem er »Anerkennung für diese Bereitschaft zur Blutspende« übermitteln wollte. Als kleines Dankeschön erhielt der Spender von der Gemeinde einen Gutschein, vom Blutspendedienst Baden-Württemberg die Blutspender-Ehrennadel in Gold mit goldenem Eichenkranz sowie eine Urkunde. (GEA)